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Der Fußball-Sommer 2021 – Der Euro-Rückblick


Dieses künstlerische Selbstportrait von Thorsten Hülsberg zeigt in einem 1996er Englandtrikot.

Nie war man von einem Sommermärchen weiter entfernt, kann man diesen Sommer nur sagen und es soll jetzt nicht die große Regenkatastrophe dieser Tage thematisiert werden. Die Euro 2020 wird hier im Fokus stehen, sie begann Mitte Juni ziemlich genau ein Jahr nachdem eigentlich geplanten Termin. Grund für die Verspätung war der Wahnsinn, welchen man nun schon seit anderthalb Jahren mit Corona treibt, was trotz der Verlegung auch für dieses Turnier galt. Ausverkauf stand wieder ganz oben auf der Agenda und so traten abermals 24 Teams zur Vorrunde an. Alles begann in der Ewigen Stadt, mit einer eher unbrauchbaren Eröffnungsfeier und einem überzeugenden, wenn auch phasenweise langweiligen Auftaktsieg der Italiener über die Türkei. Dann wurde auch bald schon der größte Tiefpunkt des Turniers erreicht und der Däne Christian Eriksen brach leblos im Spiel gegen Finnland auf dem Platz zusammen. Er musste reanimiert werden, mittlerweile geht es ihm zum Glück wieder ganz gut. Dänemark verlor geschockt dieses Spiel, welches einfach fortgesetzt wurde, wie das ganze Turnier. Es zeigte sich wieder, welchen Wert ein Menschenleben, welches schließlich auf der Kippe stand, in der heutigen Welt noch hat. Ansonsten wurde in der Vorrunde schon mehr und mehr deutlich, dass viele Partien nicht von den Teams entschieden wurden, sondern von den verschiedensten Schiedsrichtern auf dem Platz oder durch die Videoschiedsrichter in Nyon in der Schweiz. Auch etwas, womit man diesen schönen Sport zerstört. So wurde es gleich schon mit der Vorrunde eher anstrengend. Übrigens wurde der Wettbewerb nur zum Teil von den deutschen Staatsmedien live übertragen, was zeigt,  wie das Angebot von ARD und ZDF immer weiter schrumpft und dies ganz im Gegensatz zur Zwangsabgabe namens Rundfunkbeitrag, womit sich diese Sender finanzieren. Was man dort zeigte, war dann vielfach auch noch einfach nur unterirdisch dargeboten, sowohl was die Sendungen dazu anging, wie auch die Berichte aus den einzelnen Stadien.

Maximale Politisierung

Diese Europameisterschaft erstreckte sich diesmal über ganze elf verschiedene Länder bis hinaus nach Asien. Dies führte zu völlig unterschiedlichen Stimmungsbildern, da die Austragungsländer höchst unterschiedlich mit den Auslastungen ihrer Arenen umgingen. Dürfte man den Spielort Baku, Hauptstadt von Aserbaidschan, als durchaus politisiert ansehen, ist der Ostererweiterungswahn der Europäischen Union (EU) doch unendlich groß, gab es da aber noch viel mehr. Was hetzten die deutschen Staatsmedien gegen die Austragungsorte in London und Budapest, ein Schelm, wer dabei an den BREXIT oder die unbeliebten Ungarn denkt. Deutschland war selbstverständlich mit München vertreten und bot die wirklichen Eklats. Da war die Aktion von Greenpeace, welche den Eindruck eines Terroraktes bot und Menschen verletzte, wo es aber nur einen kleinen Aufschrei zu gab und man auf die juristische Aufarbeitung gespannt bleiben darf. Der zweite Eklat war die Regenbogenaffäre, womit wohl vor allem von der blamablen Leistung der DFB-Auswahl abgelenkt werden sollte. Der selbst ernannte Turnierfavorit schaffte es mit viel Glück ins Achtelfinale, eine der kleinen Überraschungen, die es dort durchaus gab. Zurück zum Regenbogen, wo es letztendlich gar nichts dran zu kritisieren gibt, außer es ist einfach nur der plumpe Versuch, auch noch diesen Sport maximal zu politisieren. Kurz vor dem paneuropäischen Wettbewerb gab es schon eine missglückte PR-Aktion in Sachen Menschenrechte und dies bei einem Team, welches laut Medienberichten mit Katar verhandelt, damit die dortige Fluggesellschaft zum Hauptsponsor werden soll. Die meisten Spieler, also die mit der Bayern-DNA, kennen sich bei diesem Thema allgemein schon gut aus, ist der FCB doch dick mit der Wüste verbandelt. Übrigens auch so ein großes Thema, denn die angesprochene Bayern-DNA versagte bei diesem Team sehr deutlich und dies nicht nur bei der DFB-Elf, für die im Achtelfinale dann Schluss war. Damit war man dann auch endlich, leider viel zu spät, Bundestrainer Joachim Löw los. Wobei es mit Hansi Flick jetzt kaum besser werden dürfte, das Bayernproblem wird so wohl eher noch anwachsen.

55 Jahre und wieder nichts gewonnen

Wie auch schon das Achtelfinale, wurde auch das Viertelfinale von den beschriebenen Schiedsrichterproblemen begleitet. Auch wenn die K.o.-Phase im Ganzen etwas besser war, war man trotzdem in der Regel noch weit von Berauschend entfernt. Was an diesem Turnier mindestens interessant war, es gab einen wahnwitzigen Eigentorrekord mit acht in der Vorrunde und drei dann noch in den K.o.-Runden. Mit dem Viertelfinale verabschiedeten sich dann auch die letzten Spielorte bis auf London, wo man die Zuschauerzahlen kontinuierlich erhöhte, was zu mindestens in Sachen Stimmung wirklich fein war. Ernst wurde es dann selbstverständlich mit den Halbfinalspielen, war man doch gespannt, wer einen Monat nach der Eröffnungsfeier in Rom, wohl in London im Finale antreten würde. Die Dänen, die natürlich auch wegen der Geschichte von Eriksen ganz fest in den Herzen aller Fans waren, schafften es leider nicht ins Finale nach London, womit sich mit Italien und England dort tatsächlich zwei wahre Turnierfavoriten trafen. Am Ende sollte Italien sich den Titel im Elfmeterschießen holen. Eigentlich ein Europameister über den man sich freuen konnte, immerhin war der letzte Titel dieser Art dort nun auch schon 53 Jahre her. Allerdings wurde das Endspiel dadurch negativ beeinflusst, dass der Schiedsrichter so massiv eingriff, dass man am Ende nicht mehr von einem fairen, sportlichen Sieg sprechen konnte. Spätestens mit diesem abschließenden Skandal, war dann endgültig klar, warum man auf dieses Turnier einfach verzichten konnte. Außerdem hatte diese Geschichte allgemein noch einen traurigen Akzent, holten die Engländer doch genau dort vor 55 Jahren ihren letzten großen Titel und hatten auch diesmal wieder nichts gewonnen. Schon am Tag danach, sprach in den Mainstreammedien niemand mehr vom Skandalspiel, diesmal lenkte man mit einer Rassismusdebatte und Berichten über einen Sturm aufs Stadion davon ab. Gerade letzteres war eher lächerlich, denn man muss es schon im Ganzen sehen und durch COVID-19 war es wohl die friedlichste Veranstaltung dieser Art überhaupt. Nun geht es schon im kommenden Jahr in der Wüste weiter und dies dürfte wohl noch grottiger werden und man darf gespannt sein, ob Deutschland dabei ist und wenn ja, mit wie viel Sand im Getriebe.


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