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Schluss mit dem kalten Entzug


Dieses  Bild von Thorsten Hülsberg zeigt das BALLacker-dÜsign Dänemark 21.1.

Jetzt ist es endlich vorbei, zwei ganze Tage ohne Fußball. Bis Mittwoch 36 Spiele in anderthalb Wochen und dann plötzlich zwei Tage spielfrei, bevor es nachher mit dem frühen Abendspielen los geht. Spätestens dann dürfte der kalte Entzug, den man gerade in Sachen Fußball durch macht, ein Ende haben. Nun aber dazu, wie die Gruppenphase endete, die Entscheidung der Gruppe A wurde bereits beschrieben und so ging es am frühen Dienstagabend in Bukarest los, wo das wirklich entscheidende Spiel der Gruppe C anstand. Die Ukraine traf auf Österreich und beide standen vorm Anpfiff punktgleich in der Tabellenmitte, durch das Torverhältnis brauchte die Alpenrepublik einen Sieg für die direkte Qualifikation, während den Ukrainern schon ein Unentschieden gereicht hätte. Nach 20 Minuten hatten die Österreicher ihren Job nach einer Ecke erledigt und führten mit 1:0, was so auch in Ordnung ging. Damit war der erste Treffer des Abends eingenetzt. Es blieb spannend, was auch daran lag, dass die Ukrainer mit nur einem Treffer wieder vorbei gewesen wären. Nach 48 Minuten war es aber doch eher glücklich für die Ukraine, dass die Österreicher nicht mit einem größeren Vorsprung in die Halbzeit gingen. Die Ukraine kam besser aus der Pause und für Österreich stieg das Risiko sich diesen einen fatalen Treffer zu fangen. So sah es auch in der Schlussphase noch aus und langsam wurde es ein Ritt auf der Rasierklinge. Die Ukrainer verließen aber zunehmend die Kräfte, was den Österreichern nun selbstverständlich in die Karten spielte. Dann galt es nur noch drei Minuten Nachspielzeit aus Sicht der Österreicher zu überstehen und sie schafften es. So war es das erste Mal, dass die Alpenrepublik eine Vorrunde bei einer Europameisterschaft überlebte und nachher in London gegen Italien ran muss. Die Ukraine sollte es später noch unter die vier besten Drittplatzierten schaffen. Das zweite Spiel der Gruppe C sollte eher keine Bedeutung haben und so traf in Amsterdam noch Nordmazedonien, die vorher schon raus waren, auf die Niederlande, die schon Gruppensieger waren. Keine zehn Minuten auf der Uhr da zappelte der Ball schon im niederländischen Tor, eigentlich eine riesige Überraschung, diese wurde allerdings durch ein deutliches Abseits gleich wieder relativiert, da der Treffer natürlich nicht zählte. Sie blieben aber weiter dran und nach der nächsten Chance, einem Pfostenkracher, passierte es dann und es stand 0:1. Auch dieser Treffer wurde letztendlich mit dem schweizerischen Nyon entschieden, da ein Foulspiel geprüft wurde, was immer für Diskussionen sorgt. Es blieb bis zur Pause spannend und das 0:1 war für Nordmazedonien durchaus respektabel. Kurz nachdem Wiederanpfiff stand es dann aber schon 0:2 und bevor eine Stunde rum war, gab es auch noch das 0:3. Gut 20 Minuten vorm Abpfiff dann der zweite Abseitstreffer für Nordmazedonien, der natürlich abermals nichts am Spielstand änderte und so blieb das 0:3.

Weiter für die 10

Alle Augen waren am späteren Montagabend auf Russland gegen Dänemark in Kopenhagen gerichtet, wo es den Heimvorteil natürlich nur auf dem Papier gab. Trotzdem blieb die erste halbe Stunde zäh und torlos. Dies sollte sich bis zur Pause aber noch ändern und zwar  mit einem Traumtor zum 0:1. Nach einer Stunde sollte es kurios werden, eine russische Rückgabe, die zur perfekten Vorlage für die Dänen wurde und schon stand es 0:2. Dänemark machte seine Hausaufgaben bislang sehr ordentlich. Es begann ein wahrer dänischer Sturm, der dann auch mal nur mit einem russischen Foul zu stoppen war, die Folge wäre ein Platzverweis gewesen, dieser blieb aus. Kurze Zeit später schenkte der französische Schiedsrichter, Clement Turpin, den Russen auch noch einen Elfer und damit das 1:2 und Nyon blieb wieder einmal stumm. Was für ein Trauerspiel und dann auch noch ausgerechnet für Dänemark. Die Dänen machten das einzige Richtige und gaben wieder Vollgas und schafften so noch das 1:3. Jetzt lief es und so folgte sehr schnell der 1:4-Endstand. Damit hing nun alles vom Parallelspiel in der Gruppe B ab, also von Finnland gegen Belgien in St. Petersburg, hier konnten die Finnen zu Beginn tatsächlich erst einmal für ein ausgeglichenes Spiel sorgen. Nach einer halben Stunde wurde es auch im tiefen Russland etwas anstrengend, mittlerweile kamen die Belgier dem ersten Treffer immer näher aber bis zur Pause klappte es nicht mehr, womit es torlos in die Halbzeit ging. Es sollte spannend werden und in der 65.  Minute dann das 0:1, welches allerdings in Nyon kassiert wurde. Dies war zu dem Zeitpunkt, wo Dänemark durch die merkwürdigen Schiedsrichterentscheidungen ins Hintertreffen geriet. Es bahnte sich ein Skandalabend an. Kurze Zeit später ein finnisches Eigentor, ausgerechnet vom so guten Keeper Lukáš Hrádecký. Es folgte dann auch noch das 0:2, was für ein völlig verrückter Fußballabend, denn so sollte alles enden. Damit war Belgien souveräner Gruppensieger, danach hatten alle Teams drei Punkte. Dänemark schaffte es somit auf den zweiten Platz und damit ins Achtelfinale, was für eine wahnsinnige Geschichte, deshalb muss man Fußball lieben. Für sie geht es so gleich in Amsterdam gegen Wales. Finnland landete auf dem vorletzten Platz und hatte in diesem Moment noch minimale Chancen auf die nächste Runde, die sich aber nicht erfüllen sollten. Russland kam auf den letzten Platz und schied somit aus. Nebeneffekt des Abends, die Schweiz hatte es geschafft und war sicher unter den vier besten Drittplatzierten und somit ebenso im Achtelfinale. Ganz nebenbei hatte das Turnier damit natürlich einen neuen besten Spieltag und es war noch lange nicht vorbei. Es war selbstverständlich ein weiterer Abend für die dänische 10, für Christian Eriksen, der das Spiel schon wieder vom eigenen Sofa aus im Fernsehen schauen konnte.

Der Inseltag

Am Dienstagabend gab es nur die Entscheidung in der Gruppe D, was zu zwei späten Spielen führte. Der Tabellenzweite, Tschechien, hatte ein Heimspiel in London gegen den punktgleichen Tabellenführer aus England, somit wieder nur ein Heimspiel auf dem Papier, welches fast mit einer frühen englischen Führung begonnen hätte. Aber der Reihe nach, die Engländer mussten, natürlich wegen Corona, zwei Spieler isolieren, da sie Kontakt zu einem positiv getesteten Schotten hatten. Am Ende dauerte es dann aber doch nur knappen zehn Minuten und dann stand es tatsächlich 0:1, hier hätte man mit dem Rechnen beginnen können, was aber erst ganz zum Schluss gemacht werden soll. Langsam kamen auch die Tschechen zu ihren Chancen, was aber nicht bedeutete, dass die Engländer keine Möglichkeiten mehr gehabt hätten. Trotz allem sollte es nur mit dem einen, beschriebenen Treffer in die Pause gehen und trotzdem war es ein Kracher. Dann war eine Stunde rum und es war zerfahrener geworden und damit nicht mehr ganz so gut. Aufregend wurde es leider erst wieder kurz vor dem Ende, England legte nach aber das 0:2 wurde auf Grund einer fragwürdigen Abseitsentscheidung nicht gegeben, was man vernachlässigen kann, da es keinen sportlichen Einfluss mehr hatte. Es passte aber in den Reigen fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen bei diesem Turnier und es geht nicht immer nur ums Sportliche auf den Plätzen, sondern immer auch um Wettquoten. Es blieb, nach einem eher schwachen zweiten Durchgang, beim 0:1 und was dies bedeutete, erfährt man gleich. Das Parallelspiel gab es in Glasgow, wo es bei Kroatien gegen Schottland, ebenfalls nur ein bedingtes kroatisches Heimspiel gab. Wie beschrieben, hatten die Schotten einen Quarantänefall, mussten davon unabhängig gewinnen, damit noch Chancen aufs Turnier blieben, alles andere hätte nichts gebracht. Auch in Schottland ging es richtig flott los und die Bravehearts drückten richtig ordentlich, desto überraschender war das 1:0 nach einer guten Viertelstunde. Trotzdem blieben die Schotten förmlich am Ball aber die Kroaten kamen immer besser rein. Der Logik dieses Spiels folgend, fiel dann kurz vor der Pause das 1:1, der erste schottische Treffer des Turniers, in einem echten Hammerspiel bis dahin. Die zweite Hälfte begann auch in diesem Spiel eher zerfahren aber nach gut einer Stunde dann ein kroatischer Kracher zum 2:1. Luka Modric war der Torschütze und er ist damit nicht nur der jüngste, sondern auch der älteste kroatische Torschütze. Kurze Zeit später das 3:1, nach einem sehenswerten Kopfball, womit man langsam aufs Rechnen zusteuerte, leider nicht mehr für Schottland, die in diesem Moment fast sicher ausgeschieden waren. Etwas später war das 3:1 der amtliche Endstand. Nun zum Rechnen, England war mit deutlichem Vorsprung durch, da Gruppensieger. Kroatien schob sich ganz knapp und punktgleich an Tschechien vorbei und wurde so noch Gruppenzweiter und kam damit natürlich ebenfalls durch. Tschechien hatte Glück und landete zwar nur auf dem dritten Platz, schaffte es aber ins Achtelfinale, wo es gegen die Niederlande gehen wird und dies in Budapest. Wie angedeutet, endete für Schottland der Wettbewerb leider an diesem Abend.

Die große Torflut

Am Mittwoch standen wieder vier Partien und zwei Gruppenfinals an. Es begann am frühen Abend mit der Gruppe E. Wo eigentlich alles möglich war und nur Schweden schon fürs Achtelfinale qualifiziert war. Sie traten im heißen St. Petersburg gegen Polen, den Tabellenletzten mit nur einem Punkt, an. Für Polen ging es maximal schlecht los, denn nach fast genau anderthalb Minuten stand es 1:0 und die Polen waren komplett aus dem Konzept. Übrigens war dies der bisher schnellste Treffer des Turniers. Nach knapp über 15 Minuten kamen die Polen mal vors schwedische Tor und Robert Lewandowski gab wieder den maximalen Chancentod, einfach nur unglaublich. Durch die angesprochenen Temperaturen gab es zur Hälfte der ersten Halbzeit eine Trinkpause. Danach kamen die Polen etwas besser ins Spiel, ohne aber wirklich gefährlich zu werden und so ging es mit dem hochverdientem 1:0 in die Halbzeit. Der zweite Durchgang begann mit ordentlich Attacke von beiden Seiten und Chancen für beide Teams, wobei die Schweden klarer in ihren Aktionen blieben. Dies erklärte dann wohl auch, warum Lewandowski versuchte einen Elfer rauszuholen, es ist nicht sein Turnier. Nach fast einer Stunde dann wieder einmal Emil Forsberg mit dem hochverdienten 2:0, er hatte bis dahin übrigens alle schwedischen Tore im Wettbewerb geschossen. Fast im Gegenzug tatsächlich Lewandowski aus dem Nichts mit dem 2:1, der erste Treffer überhaupt gegen Schweden in diesem Turnier. Danach noch ein glasklares Abseitstor der Polen, welches trotzdem wieder ewig in Nyon geprüft wurde. Kurz danach ging es in die zweite Trinkpause des frühen Abends. In der Schlussphase gab es eine Wiederholung und wieder Lewandowski aus dem Nichts und es stand 2:2, was den Polen aber nicht gereicht hätte. Zur Hälfte der langen Nachspielzeit dann der verdiente 3:2-Endstand und damit war das Turnier für Polen endgültig vorbei und die Schweden waren Gruppenerster und treffen so in Glasgow auf die Ukraine. Die Slowakei empfing im Heimspiel Spanien in Sevilla und man hat bereits gelernt, was dies fürs Heimrecht bedeutete. Die Slowaken wurden förmlich von den Spaniern überrannt und die hätten nach zehn Minuten auch in Führung gehen müssen. Glasklarer Foulelfmeter, der aber erst wieder ewig durch die ablehnungswürdige Technik geprüft werden musste und dann verschossen die Spanier schon den zweiten Elfer in diesem Turnier, einfach unfassbar. Nach der Hälfte des ersten Durchgangs gab es auch in Sevilla eine Trinkpause und die Slowaken fragten sich wohl, warum sie nicht längst zurücklagen? Nach einer halben Stunde halfen sie den Spaniern dann, ein absolut kurioses Eigentor des slowakischen Keepers, der den Ball mit der rechten Hand ins eigene Tor schmetterte. Die Spanier blieben weiter drückend überlegen, brauchten aber bis zum Schluss der Nachspielzeit der ersten Hälfte, bis sie auf 0:2 erhöhen konnten, was natürlich komplett in Ordnung ging. Im zweiten Durchgang zeigten sich die Spanier einfach weiter, wie sie es schon die erste Halbzeit über taten und so stand es nach zehn Minuten schon 0:3. Jetzt war es ganz vorbei und Spanien zeigte kurz danach, welches Potenzial sie wirklich haben und dies mit einem traumhaften Hackentreffer zum 0:4. Im Anschluss der komplett verdiente 0:5-Endstand und das nächste Eigentor des Abends, insgesamt das achte in dieser Europameisterschaft, so viele gab es bislang in allen Turnieren zusammen. Trotzdem beendeten die Spanier die Gruppe auf dem zweiten Platz und müssen dann im Achtelfinale in Kopenhagen gegen Kroatien ran. Die Slowaken sind an diesem frühen Abend dann auch noch direkt ausgeschieden.

Immer wieder München

Das letzte Mal in der Vorrunde hörte man am Mittwochabend den Ruf Londons in der Vorrunde bei der Euro 2020  und dies in der Gruppe F. In München trat Deutschland gegen Ungarn an und dies alles nachdem Eklat am Ende des Regenbogens, welcher an dieser Stelle nicht weiter kommentiert wird, da er hier schon ausreichend beschrieben wurde. Was nur noch zu erwähnen ist, es war schon der zweite Eklat dort und er wurde am Abend noch durch einen Chaoten im Deutschlandtrikot ausgeweitet, der während der ungarischen Nationalhymne den Platz mit einer Regenbogenfahne stürmte. Nun aber auch schon direkt zum Sportlichen, da muss man zuerst erwähnen, es war tatsächlich das erste Pflichtspiel seitdem legendären WM-Finale von 1954 in Bern. Im strömenden Regen von München dauerte es gut zehn Minuten und schon stand es 0:1, was vor allem schon einmal den Fakt schaffte, dass bei der DFB-Auswahl wieder nicht die Null stehen sollte. Was folgte war wieder das bekannte Problem der Chancenverwertung, also absolut nichts Neues. Eine schöne Partie sah anders aus, wie der frühe Abend schon zeigte. Mehr tat sich nicht, nur der Regen wurde richtig heftig und die Ungarn hätten durchaus erhöhen können, so ging es nur mit 0:1 in die Pause. Die Probleme mit dem Bayernblock wurden immer wieder sehr deutlich und es wurde immer anstrengender und es waren noch gute 30 Minuten zu spielen. Es folgte dann endlich das 1:1 von Kai Havertz, wenn auch mit etwas Glück, der dann gehen musste, damit der Bayernblock wieder weiter ausgebaut werden konnte und dann auch im direkten Gegenzug das 1:2, wieder einmal ohne Worte. Auch wenn einem eine Viertelstunde vorm Ende das Gefühl sagte, dass es wieder irgendwie gutgehen würde, verdient wäre das Achtelfinale für die LÖWenherzen definitiv nicht. In der Schlussphase zog dann ordentlich Polizei im Stadion auf und zeitgleich wieder ein glückliches Billiardtor zum 2:2. Das DFB-Team zitterte es durch und war damit im Achtelfinale, wie gesagt, gerechtfertigt ist anders. Außerdem trafen im finalen Spiel des Wettbewerbs und der Gruppe F in Budapest noch Portugal und Frankreich aufeinander, wo man natürlich den Stimmungsvergleich gewonnen hatte, war dort doch wieder volles Haus. Portugal gab gleich mal richtig Vollgas und dann wurde es immer zerfahrener und so kam man auch in Budapest erst einmal nicht an die frühen Spiele heran. Nach fast einer halben Stunde gab es einen unbeabsichtigten, heftigen Faustschlag des französischen Keepers, womit er einen Angriff nach einem Freistoß abwehren wollte. Der getroffene Portugiese kam zum Glück schnell wieder auf die Beine und natürlich gab es Elfmeter und damit das 1:0 durch Cristiano Ronaldo. Das Ergebnis passte damit zum Spielverlauf. In der Nachspielzeit ergaunerten sich die Franzosen auch noch einen Elfer, dass man mit sowas in Nyon durchkommt, ist natürlich einer dieser schlechten Witze dieser Vorrunde. So ging eine eher maue erste Hälfte mit 1:1 in die Halbzeit. Danach direkt zum Auftakt ein feiner Treffer für Frankreich und das 1:2 aus dem Spiel heraus, was zum Rechnen einlud aber dies, wie immer, ganz zum Schluss. Nach einer Stunde dann zur Abwechslung wieder einmal ein, diesmal klarer, Handelfmeter für Portugal und das 2:2, natürlich CR7. In der Nachspielzeit noch einmal eine strittige Szene für Nyon aber scheinbar waren wirklich alle mit dem 2:2 zufrieden und so ging es auch zu Ende. Dies bedeutete Frankreich wurde Gruppensieger und trifft nun in Bukarest auf die Schweiz. Deutschland machte mit Doppel-D, eben Dusel-Deutsche, den zweiten Platz und trifft in London nicht nur auf Delta, sondern ebenso auf England, man wird sehen, was das größere Problem werden wird. Portugal muss nun in Sevilla gegen Belgien ran. Dies war es dann auch schon mit den 36 Spielen einer eher mäßigen Gruppenphase.


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