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Deutschland und die erste Woche


Dieses  Bild von Thorsten Hülsberg zeigt in 45 Grad gedreht das BALLacker-dÜsign London 21.1 auf senfgelben Grund.

Auch eine Euro 2020 geht ganz schön schnell und so endet die erste Woche auch schon und der Ruf Londons wird langsam immer lauter. Die jeweiligen zwei Auftaktspiele der ersten fünf Gruppen wurden hier bereits beschrieben. Somit fehlte noch die Gruppe F und da musste am frühen Dienstagabend vor heimischem, ausverkauftem Haus Ungarn gegen den Europameister aus Portugal ran.  Das erste Spiel vor ausverkaufte Hütte in diesem Turnier. Endlich wieder Fußball, so gehört das und nicht anders. Auch wenn die ersten, äußerst intensiven 45 Minuten wieder torlos blieben, war es nicht nur wegen Cristiano Ronaldo, sondern einfach wegen dieser so unbeschreiblichen Stimmung, die beste Halbzeit des bisherigen Turniers. Nach der Pause Glück für Portugal, denn sie hätten früh dezimiert werden müssen, was nicht geschah, womit das Schiedsrichterprobleme auch in der letzten Gruppe angekommen war. Schiedsrichter Cüneyt Cakir drohte nun auch zunehmend die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. In der Schlussphase zappelte der Ball dann im portugiesischen Tor, es war allerdings ein klarer Abseitstreffer. Dann kam, was noch fehlte, endlich auch wieder Pyro. Kurze Zeit später ein komplettes Billardtor, was absolut glücklich war und es stand 0:1, was nicht wirklich verdient war. Direkt danach ein Elfmeter für Portugal, der nachdem bisherigen Turnierverlauf einfach nur ein schlechter Witz war. In Kombination mit dem fehlenden Platzverweis, war mit diesem 0:2 das erste Skandalspiel perfekt. Schade, wenn ein CR7 so zum ersten Treffer kommt. Spätestens jetzt wurden auch die Kommentare des ZDF, wo man alles live verfolgen konnte, unerträglich, ließ man doch einfach wieder Details weg, was aber zu diesen Sendern passt. Ganz zum Schluss gelang CR7 noch der 0:3-Endstand aus dem Spiel heraus, was die ablehnungswürdige Technik, welche auf Abseits prüfte, überstand. Ein genauso trauriges, wie verzerrtes Ergebnis, womit es trotz der grandiosen Stimmungen unendlich weit entfernt von einem tollen Spiel war, da es eben sportlich eigentlich keinen Wert hatte.

Jetzt hilft nur noch sehr viel Glück

Das späte Abendspiel der Gruppe F an diesem Spieltag, der wegen dem Eröffnungsspiel nur zwei Partien bot, bestritten dann Weltmeister Frankreich und die LÖWenherzen, ganz passenderweise in München, denn auch beim ZDF bestand wieder akute Verwechslungsgefahr mit FCB-TV, warum man sich hier mittlerweile rein auf die Spiele konzentriert. Deshalb nun zum wirklich Wichtigen, dem allerletzten Spiel der ersten Runde vor gut 14.000 Zuschauern. Der Abend ging gleich skandalös weiter, denn ein Aktivist von Greenpeace schaffte es mit einem Gleitschirm unmittelbar vor dem Anpfiff auf dem Platz zu landen. Dies passiert, wenn man Fußball mit allen Mitteln politisieren will. Man sieht ebenfalls deutlich, mit welchen Bandagen längst in Sachen Ökoraubtierkapitalismus gekämpft wird. Es gilt auch zu bedenken, was dies über die Sicherheit aussagt, auch Menschen, die nicht nur stören und nerven wollen, sondern Menschenleben im Visier haben,  könnten schließlich ebenfalls auf solche Ideen kommen. Man machte aber natürlich beim ZDF in dieser Sache kein Fass auf, ist man dort doch in der Sache eindeutig positioniert. Nun sollte es aber endlich mit dem Spiel losgehen und dort  stand direkt nach gut fünf Minuten der Block mit den Herren mit der Bayern-DNA, welcher doch etwas geschrumpft war, im Fokus. Gelb für Joshua Kimmich, der dies an dieser Stelle eher weniger gewohnt ist. Nun gingen Béla Réthy und Sandro Wagner, die das Spiel kommentierten, richtig ab. Hatte man in den Staatsmedien bislang jede noch so schlechte Schiedsrichterleistung gelobt, hatte man diesmal ein Problem mit Carlos del Cerro Grande, dem spanischen Schiri, welcher es bei seiner Premiere eben genau nahm. Nach gut 20 Minuten wieder Bayern-DNA, kam von Deutschland bis dahin viel zu wenig, drehten die Franzosen immer weiter auf und dann war es eben Mats Hummels, der sie mit einem sehenswerten Eigentor in Führung brachte. Auch wenn es erst der Anfang war, schien die Nachnominierung vielleicht doch keine so gute Idee gewesen zu sein. Bundestrainer Joachim Löw hatte es offensichtlich nicht geschafft, die notwendige Steigerung zu erzeugen, denn es war ein Klassenunterschied und so war das 1:0 zur Pause einfach nur schmeichelhaft. Nach einer Stunde nahmen sich die Franzosen eine Pause, wohl in der Gewissheit, immer wieder nachlegen zu können und somit auch keine Angst vor einem Treffer haben zu müssen. Mittlerweile konnte sich die DFB-Auswahl übrigens mehrfach beim Schiri bedanken, da er viele harte bis überharte Attacken kaum sanktionierte, dies wurde im ZDF natürlich ebenso wenig kommentiert. Fünf Minuten später dann ein absolutes Traumtor, aus deutscher Sicht zum Glück abseits, sonst hätte Löw wohl schon einmal mit der Arbeit an seiner Abschiedsrede beginnen können, Spezialist in Ausreden ist er längst. In der Schlussphase wieder Hummels, der diesmal einen glasklaren Elfer verursachte, der nicht gegeben wurde, jetzt wurde die Leistung des Schiris wirklich schlecht und es kamen die bekannten Fragen im Kontext Videobeweis auf. Etwas später dann der nächste schöne Treffer für die Franzosen und wieder Glück für das deutsche Team, da er diesmal wieder von der sinnbefreiten Technik kassiert wurde. Man erkennt, dass der Spielstand mit dem Spielverlauf mittlerweile rein gar nichts mehr zu tun hatte. Die Schiris hatten sich mittlerweile, samt sechs Minuten Nachspielzeit, offensichtlich auf die Seite Deutschlands gestellt. Langsam wurde es absurd. All dies ohne passende Kommentare der Herren Réthy und Wagner, die sich am Anfang noch so aufregten.  Am Ende blieb es  beim 1:0. Zum Ende noch kurz, exemplarisch, etwas zu gehypten Charakteren von Thomas Müller bis Toni Kroos, davon blieb außer leeren Worthülsen wieder nichts.

Immer diese finnischen Spiele

Am Mittwoch begannen dann die mittleren Spiele der Vorrunde und alles begann in der Gruppe B, wo Finnland in St. Petersburg auf Russland traf. Es ging von der ersten Sekunde an mit Vollgas von beiden Seiten los, da wunderte es nicht, dass der Ball schon im russischen Netz zappelte, da waren noch keine fünf Minuten auf der Uhr. Dieser Treffer wurde allerdings vom Videoschiedsrichter kassiert, der längst schon nur noch nervt. Ganz langsam übernahmen die Russen die Kontrolle übers Spiel. Zur Hälfte des ersten Durchgangs war es dann soweit und wieder musste ein finnischer Gegner mit der Trage aus dem Stadion gebracht werden, wohl gemerkt, wie schon in Kopenhagen, ohne finnischen Einfluss, trotzdem scheint es riskant zu sein, gegen dieses Team zu spielen. Auch dadurch bedingt gab es satte sechs Minuten Nachspielzeit. Die Russen brauchten davon zwei Minuten und schafften so im ersten, sehr feinen Durchgang noch das 0:1. Die zweite Hälfte ist schnell beschrieben, denn es war weitestgehend eine langweilige Kopie der ersten Hälfte, diesmal gab es fünf Minuten Bonus aber Tore fielen keine mehr und es blieb beim 0:1 und den ersten drei Punkten für Russland. Danach ging es bei der Euro 2020 in Asien  mit der Gruppe A weiter und in Baku traf die Türkei auf Wales. Ein schnelles und ausgeglichenes Spiel, welches allerdings nach 30 Minuten noch immer 0:0 stand und die ARD, wo dieses Spiel live gezeigt wurde, mit Problemen in Sachen Bild und Ton zu kämpfen hatte, was etwas nervte. Zum Glück konnte man kurz vorm Pausenpfiff das 0:1 problemlos sehen. Für die Türkei gab es damit im zweiten Durchgang nur ein Ziel aber die Waliser blieben erst einmal drückend. Dies führte nach einer Stunde dazu, dass die Türken einen Angriff im Strafraum mit eine Foul unterbunden und es so einen Elfer gab. Gareth Bale trat an und schoss ihn in den asiatischen Himmel, einfach unbeschreiblich. Es wurde zunehmend zu einem anstrengend anzusehenden Wettbewerb darum, wer mehr Chancen vergab. Mit dem Ende der regulären Spielzeit eskaliert es auf dem Platz dann noch mit einer ordentlichen Rudelbildung, da lagen vor allem auf türkischer Seite die Nerven blank. Die aufkommende Unruhe nutzte dann doch noch Wales mit dem 0:2 quasi mit dem Schlusspfiff. Es rücken nun eben Entscheidungen näher. Beim späten Abendspiel dann noch ein Nachbarschaftsduell in Rom, wo Italien gegen die Schweiz antrat. Eine Viertelstunde war gerade abgelaufen, da machte Italien das 1:0 und dann wieder ewiges Palaver in Sachen Videobeweis und dann war der Treffer auch schon kassiert. Natürlich war wieder Handspiel das Thema und es war lächerlich in Bezug auf den bisherigen Turnierverlauf und langsam häuften sich die Merkwürdigkeiten. Übrigens gab Bastian Dankert den VAR, was die Sache nicht ganz so irritierend machte. Italien gab die einzig richtige Antwort und kurz danach stand es dann tatsächlich 1:0. Die Schweizer kamen so gar nicht ins Spiel und konnten deshalb mit diesem Ergebnis zur Pause zufrieden sein. Danach musste sich etwas ändern, wobei Italien weiter den Durchmarsch probte. Letzterer Plan ging auch direkt weiter auf und so gab es das sehenswerte 2:0. Es zeigte sich dann immer mehr, wie schwach die Schweizer doch waren. Erschreckend war, trotz überzeugender Italiener in Rom, hörte man zum Teil die Bodenbelüftung, was einfach nur für Geisterspiel sprach, was es natürlich nicht war. Kurz vorm Ende dann noch der wunderschöne 3:0-Endstand, wieder mal. Damit ist Italien nun das erste Team im Achtelfinale und dies ziemlich souverän.

Alles für die 10

Der Donnerstag begann in der Gruppe C mit der Partie zwischen der Ukraine und Nordmazedonien in Bukarest. Vorher noch der Hinweis, es bleibt ein merkwürdiges Turnier, so musste im Umfeld des Spiels in Rom am Vortag eine Autobombe entschärft werden. Dies hatte zwar nichts mit dem Spiel zu tun, passte aber trotzdem irgendwie dazu, dass diese EM viel Negatives bietet. Nun aber zum Spiel in Bukarest, welches übrigens von einem Argentinier geleitet wurde. Die Nordmazedonier hatten zwar auch ihre Chancen aber mehr bot dann doch die Ukraine. So stand es nach fast 30 Minuten auch verdient 1:0. Von da an war es nur ein kurzer Weg bis zum 2:0, welches dann wieder im schweizerischen Nyon, wo der VAR sitzt, überprüft wurde, dies aber überlebte. Kurz danach gab es einen klaren Abseitstreffer für Nordmazedonien, der somit zu nichts führte. Die ukrainische Schwalbe kurz danach führte zum gelben Karton und dann ging es nach tollen 45 Minuten in die Pause. Der zweite Durchgang ging mit Schwung los und leider bald auch schon mit einem fragwürdigen Foulelfmeter für Nordmazedonien. Dieser wurde eher grottig geschossen, umso feiner der Nachschuss zum 2:1. Es blieb ein feiner Kick und dann nervte zum Auftakt der Schlussphase der Videobeweis und es gab wieder einen völlig lächerlichen Handelfmeter, in diesem Fall für die Ukraine, man könnte es auch auswürfeln, was wohl noch fairer wäre. Es sollte aber nicht spielentscheidend werden, da er gehalten wurde. Schiedsrichter aus Südamerika lösen das Problem somit auch nicht, wie man an diesem Spiel ablesen konnte. Mehr passierte nicht und so gab es den ersten Sieg für die Ukraine, während es für Nordmazedonien langsam düster wird. Nach der obligatorischen guten Stunde Pause begann in Kopenhagen das emotionalste Spiel des Tages, wenn nicht gar des ganzen Turniers, dafür trafen Dänemark und Belgien aufeinander. Es begann maximal gut für die Dänen, die natürlich alles reinwarfen und umgehend nachdem Anpfiff schon 1:0 in Führung waren. Dann erschien die 10 auf der Uhr und nach Absprache stellten beide Teams den Spielbetrieb für eine Minute ein. Die 10 bezog sich dabei auf die Rückennummer von Christian Eriksen, der nur einige Meter entfernt noch immer, nach seinem Herzstillstand beim Spiel gegen Finnland, in der Klinik liegt. Ihm steht jetzt wohl eine Herz-OP bevor aber erst einmal hörte er wahrscheinlich den unfassbar wundervollen Applaus aus dem gesamten Stadion. Dann ging es mit der Partie weiter und bis zur Pause blieb, in einem richtig tollen Spiel, eine einzige Frage offen und zwar warum die Dänen nur mit einer 1:0-Führung in die Halbzeit gingen. Die Folge, ausgerechnet zehn Minuten nach der Pause, ein traumhafter Angriff der Belgier zum 1:1. Dann wurde es gut 20 Minuten vorm Ende interessant, es gab die nächste Schwalbe des Tages, es wird halt Sommer, auch diesmal gab es das passende Ticket, betroffen die Dänen und danach auch noch das 1:2, womit die Partie gedreht war. Mehr Tore gab es in diesem hochklassigen Spiel nicht mehr, Belgien ist damit auch im Achtelfinale und Dänemark noch nicht raus. Ein dänischer Sieg wäre toll gewesen, ein Unentschieden angemessen aber das Wichtigste war das Zeichen, welches von diesem Tag ausging.  Das letzte Spiel am Donnerstag, dann wieder in der Gruppe C, bestritten in Amsterdam die Niederlande und Österreich. Auch in diesem Spiel stand ein klarer Elfer an, den der Schiri übersah und dann plötzlich aber doch durch die ablehnungswürdige Technik gegeben wurde und so stand es nach zehn Minuten 1:0. Schnell wurde es ein eher merkwürdiges Spiel, welches weit hinter den Erwartungen zurückblieb, was nach zwei so grandiosen Spielen an diesem Tag eher schade war. So freute man sich auf die Pause und hoffte auf den zweiten Durchgang. Es wurde aber nicht besser, daran änderte auch nach über einer Stunde der 2:0-Endstand kaum etwas. Die Niederlande dürfte dies kein Stück interessiert haben, sind sie doch erster Gruppensieger dieser Europameisterschaft und so natürlich im Achtelfinale, welches Österreich ebenfalls noch erreichen kann. Am Ende der heutigen Spiele gibt es einen ganz großen Kracher auf der Insel, bevor es dann am Samstag auch für Deutschland, gegen Europameister Portugal, richtig spannend wird.


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