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Die Zeit der Entscheidungen


Dieses  Bild von Thorsten Hülsberg zeigt das BALLacker-dÜsign Liebe Deine Stars.

Schon war man am vergangenen Freitag in der zweiten Woche der Euro 2020 angelangt. Bis dahin hatten sich bereits drei Teams fürs Achtelfinale qualifiziert und mit den Niederlanden stand bereits der erste Gruppensieger fest. Der angesprochene Freitag begann im fernen St. Petersburg in der Gruppe E, wo Schweden ohne Tore und mit nur einem Punkt ganz erfolgreiche Slowaken empfing, die aber eigentlich kein Problem sein sollten. Es war dann auch gleich der zweite Einsatz des deutschen Schiedsrichters Daniel Siebert, man kann vorab schon verraten, übers Mittelmaß schaffte er es wieder nicht hinaus. Mittelmaß wäre für die ersten 45 Minuten, was die Teams anging, eher übertrieben und man musste sich fragen, was mit den Schweden los ist, immerhin eine Mannschaft aus den Top Zwanzig. Bei den Slowaken gab es dann übrigens auch Probleme mit COVID-19, man wird sehen, wo dies im Turnierverlauf allgemein noch hinführen wird. Nach einem torlosen ersten Durchgang hoffte man wieder auf die Zeit nach der Pause. Erst nach einer Stunde wurde es etwas interessanter und dies mit einigen Torgelegenheiten, Tore fehlten aber weiterhin. Eine Viertelstunde vorm Ende dann ein Foulelfmeter für die Schweden und tatsächlich ihr erster Treffer im Turnier. Es sollte auch der einzige im Spiel bleiben. Fast mit dem Abpfiff  noch ein schwedisches Handspiel im slowakischen Strafraum, was aber mit der ablehnungswürdigen Technik abgeräumt wurde und man sich fragte, ob es früher im Spiel nicht anders gewertet worden wäre? Mit diesem äußerst dünnen 1:0 eroberten sich die Schweden tatsächlich erst einmal die Tabellenführung. Die Konstellation beim mittleren Freitagsspiel, dem ersten von zwei Partien in der Gruppe D an diesem Tag, war ganz ähnlich, wie man sie im ersten Spiel antraf. Die Kroaten hatten bislang ebenfalls keine Tore und sogar keine Punkte, während es beim tschechischen Gegner in Glasgow wesentlich besser aussah. So wunderte es nicht, dass der Kick erst einmal an die Tschechen ging. Ehe man sich versah, war dann auch das erste Drittel weg und dies wieder ganz ohne Tore. Dann ein klares Foul der Kroaten im slowakischen Strafraum, was  Schiri Carlos del Cerro Grande nicht sah. Erst ein massiv blutender und am Boden liegender Patrik Schick sorgte sehr spät für den Einsatz des Videobeweises, dann irgendwann endlich der Elfmeter, was sich alles wieder von alleine erklärt. Interessanterweise konnte Schick den Elfer danach, noch immer blutend, auch noch einnetzen. Mit diesem 0:1 ging es dann später in die Pause, womit man schon drei maue Halbzeiten an diesem Freitag zählte. Zum Auftakt der zweiten Hälfte direkt das 1:1 nach einem Freistoß. Dies war es dann auch schon, man kann vielleicht noch erwähnen, dass der Schiri auch noch den gelben Karton verloren hatte. Bis dahin war der Freitag ansonsten eher nicht lustig aber der Abend war noch nicht vorbei.

Von nasskalt bis ziemlich heiß

Battle of Britain war die große Überschrift für das letzte Spiel am vergangenen Freitag. England traf in London auf Schottland, mehr Rivalität geht kaum. Die Mutter aller Derbys stand  an, was für ein Programm an einem hochsommerlichen Freitagabend, zu mindestens in Deutschland. Man ist nicht verwundert, dass es vom ersten Moment an ein Kampfspiel im nasskalten britischen Dauerregen war. Während dank Corona jetzt doch noch nicht wirklich feststeht, wie lange London noch Austragungsort bleibt, war auch die erste Halbzeit nicht so positiv für die Engländer, denn die Schotten ließen kaum etwas zu. So ging es wieder einmal torlose in die letzte Pause des Tages. Es war bis dahin schon das beste Spiel des Tages, allerdings hatte es trotzdem wenig davon, was man erwarten konnte aber die letzten 45 Minuten standen noch aus. Nach einer Stunde wurde es dann aber doch wieder anstrengend und es zeigte sich immer mehr, dass der Tag ein nicht so guter war. Zu den Engländern musste man sagen, den Titelkandidaten gaben sie in diesem Wettbewerb noch nicht so wirklich und es blieb nur noch eine Viertelstunde. Die Stimmung bei den Schotten in England wurde immer besser und es blieb beim 0:0, was eigentlich eine Niederlage Englands war und ein gefühlter Sieg für die Bravehearts. Nun rückte natürlich der Samstag immer näher, wieder ein Tag der Entscheidung für Deutschland aber vorher gab es in der Gruppe F noch Ungarn gegen Frankreich in Budapest, was vor allem schon einmal maximale Stimmung vor ausverkauftem Haus bedeutete. War es am Abend zuvor auf der Insel nasskalt zu Ende gegangen, hatte es in Ungarn über 30 Grad. Zehn Minuten abtasten und dann hatten die Franzosen  das Spiel im Griff und man wartete auf den ersten Treffer, der allerdings erst einmal nicht folgte. Zur Hälfte des ersten Durchgangs, dann eine Trinkpause, die für einen Ungarn zu spät kam, musste er doch währenddessen mit massiven Kreislaufproblemen vom Platz. Da bietet es sich an, kurz zu erwähnen, dass Christian Eriksen seine Herz-OP gut überstanden hat und die Klinik mittlerweile verlassen konnte. Das Spiel ging dann, wie beschrieben, weiter und die Franzosen schafften es nicht einzunetzen. Man weiß, sowas rächt sich und in der zweiten Minute der Nachspielzeit dann der 1:0-Pausenstand, womit es im Stadion noch heißer wurde, was nicht an der so vermissten Pyro, die es auch wieder gab, lag. Der zweite Durchgang verlief dann ausgeglichener und so wurde es noch einen Tacken besser. Kurz vor der zweiten Trinkpause dann das 1:1, was eben nicht wirklich überraschte und damit war die Spannung am Siedepunkt. So blieb es bis zum Ende tatsächlich ein Wahnsinnsspiel. Dieses 1:1 war natürlich bitter für Deutschland, die in diesem Moment Tabellenletzter waren.

Erste Treffer

Nach der obligatorischen Stunde Pause war es dann soweit und Portugal empfing in München Deutschland und es begann vorm Anpfiff mit einem Paukenschlag. Hatte Bundestrainer Joachim Löw fast nie eine Chance ausgelassen, nur keine Konstanz aufkommen zu lassen, meinte er nun plötzlich, doch eine Einheit zu formen und hielt an der Startaufstellung aus dem Spiel gegen Frankreich fest. Weiter mit dem dezimierten Bayernblock, nicht ganz fünf Minuten auf der Uhr und ein erster klarer Abseitstreffer, was aber trotzdem wieder mit Nyon abgeklärt werden musste. Der deutsche Vollgasfußball ging weiter und nach einer Viertelstunde Chancen nicht nutzen, konterten dann die Portugiesen und es stand 1:0, ohne Worte. Übrigens war es der dritte Treffer von CR7, die LÖWenherzen hatten bis dahin alle zusammen nicht einen. Zur Hälfte des ersten Durchgangs gab es auch in München eine Trinkpause, da die Temperaturen ähnlich waren, wie man es zuvor in Budapest schon erlebt hatte. Die Anfangseuphorie war längst Geschichte, dafür wurde es ruppiger beim Tabellenletzten, was so natürlich erst einmal untermauert war, es war aber auch erst ein Drittel des Spiels rum. Dann folgte auch tatsächlich der Ausgleich, selbstverständlich wieder ohne Beteiligung des Bayernblocks. Wo stünde Deutschland nur, wenn man den Mannschaftsaufbau endlich einmal grundlegend anders gestalten würde? In diesem Moment war Deutschland übrigens nicht mehr Letzter. Es folgte das nächste Eigentor Portugals und so hatten sie es geschafft das Spiel  für Deutschland zu drehen, schon verrückt. Jetzt war Portugal völlig von der Rolle, die perfekte Möglichkeit noch vor der Pause zu erhöhen und endlich ein eigenes Tor zu schießen. Dies blieb dann aus und es ging mit 1:2 in die Pause. Ein Hammerspiel und mindestens 45 Minuten fehlten noch. Gute 140 Minuten im Turnier und dann war es endlich geschafft und der erste eigene, reguläre deutsche Treffer, der nicht ins eigene Tor ging, war gefallen. Man muss kaum noch erwähnen, dass es abermals nichts mit dem Bayernblock zu tun hatte. Mittlerweile war Deutschland dann mit diesem 1:3 schon auf dem zweiten Platz. Nach einer Stunde das 1:4 durch Robin Gosens, neben Kai Havertz, der Beste auf dem Platz. Gosens musste danach den Platz verlassen. Man muss, bei aller Freude, berücksichtigen, dass diese Leistung jetzt erst einmal der Einzelfall ist. Dann fiel auch schon das 2:4, was aber eigentlich kein Grund zur Sorge sein sollte, auch da dem portugiesischem Schwung mit der nächste Trinkpause der Stecker gezogen wurde. Danach musste Havertz auch runter, womit die für den Erfolg verantwortlichen Spieler nicht mehr auf dem Platz waren und es war noch etwas zu gehen. Ganz nebenbei hatte sich so übrigens das bislang beste Spiel des Turniers ergeben, was auch die meisten Tore bot und außerdem hatte noch kein Team vier Tore in einem Spiel geschossen, nun gut, die DFB-Auswahl eigentlich auch nicht aber dies interessiert die Statistik nicht. Mit dem nun wieder massiv ausgebauten Bayernblock musste man am Ende noch ordentlich zittern, bis das 2:4 dann amtlich war. Nun wird man am Mittwoch sehen, was dieser Sieg wirklich zu bedeuten hatte.

Auf dem Weg ins Achtelfinale

Den Abschluss am Samstag, welcher ebenfalls das Ende der mittleren Runde der Gruppenphase war, boten Spanien und Polen in der Gruppe E mit ihrem Match in Sevilla. Spanien tat sich wirklich schwer und brauchte so bis die erste Hälfte des ersten Durchgangs gespielt war, um das 1:0 zu erzielen. In diesem Moment war übrigens Polen ausgeschieden. Spätestens kurz vor der Pause hätte Robert Lewandowski ausgleichen müssen aber er versiebte es. Die Bayern-DNA ist bei dieser Europameisterschaft wirklich nichts, was für großen Erfolg steht. So ging es mit der knappen spanischen Führung in die Pause. Danach das 1:1 durch Lewandowski, der sich allerdings vorher den Weg mit einem Foul freigeräumt hatte, was weder den Schiedsrichter Daniele Orsato auf dem Platz, noch die in Nyon in der Schweiz interessierte. Der Videobeweis bleibt ein riesiges Problem, auch bei dieser Euro, gerade bei so wichtigen Entscheidungen, war Polen damit doch wieder im Turnier. Fast im Gegenzug dann wieder die ablehnungswürdige Technik, diesmal wurde nach einem übersehenen Foul eingegriffen. Den folgenden Elfer verschossenen die Spanier dann, somit blieb es beim Unentschieden und Polen weiter im Turnier. Danach baute das Spiel massiv ab und es entwickelte sich die schlechteste Hälfte des Tages. Die Schlussphase bot viel Slapstick der Polen vorm eigenen Tor, was die Spanier aber nicht nutzen konnten. So endete dieser Tag mit einem 1:1, welches eher fraglich war. Fraglich bleibt auch die Leistung Spaniens in diesem Sommer. Am Sonntag stand dann noch die Entscheidung in der Gruppe A an und die Parallelspiele gab es am frühen Abend. Italien, die schon qualifiziert waren, wollte den Gruppensieg in Rom gegen Wales verteidigen. Durch die Konstellation in dieser Gruppe war dieses Spiel das weniger interessante, was sich auch im Spiel zeigte, welches im ZDF lief. Hatte man sich dort wohl glatt fürs falsche Spiel entschieden, auch dadurch, dass sich wohl mehr Menschen in Deutschland für die andere Partie interessiert haben dürften. All dies kann man in Ruhe schreiben, da sich auf dem Platz nicht so viel tat. Immerhin kurz vor der Pause, die man schon wieder mit großer Sehnsucht erwartete, ein super Freistoß für Italien und das 1:0. Damit wurde es langsam eng für die Waliser, was die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale anging. Dann war auch schon Halbzeit und kurz nachdem Wiederanpfiff, noch so ein Traumfreistoß der Italiener, der allerdings diesmal an den Pfosten ging. Es waren gut zehn Minuten auf der Uhr und es wurde skandalös. Ein klares Foul des Walisers Ethan Ampadu, was den gelben Karton geben musste aber der rumänische Schiri Ovidiu Alin Hategan schickte ihn direkt vom Platz, womit auch Nyon kein Problem hatte. In einer solchen Situation, mit so einer Fehlentscheidung möglicherweise ein so wichtiges Spiel zu beeinflussen, geht einfach gar nicht. Zum Glück blieb das Ergebnis von diesem Fehler unbeeinträchtigt und somit gab Italien hochverdient den Gruppensieger, vor den Walisern, was natürlich schon etwas über das andere Spiel aussagt. In Baku trafen mit der Schweiz und der Türkei die beiden Teams der Gruppe A aufeinander, welche bislang ein eher nicht so berauschendes Turiner gespielt hatten. Es ging mit Vollgas los und so waren gerade die ersten fünf Minuten gelaufen und es stand 1:0, was dann auch der erste Treffer des Fußballabends war. Kurz bevor das erste Drittel rum war, ein sehr schöner Fernschuss der Schweizer zum 2:0. Dies sollte später auch der Pausenstand sein und im zweiten Durchgang bewies dann erst einmal die Türkei, dass sie auch feine Tore schießen kann und verkürzte auf 2:1. Fast im Gegenzug einer tollen Partie dann wieder die Schweizer mit dem 3:1. Da die Eidgenossen nicht mehr schafften, fehlten ihnen am Ende zwei Tore für die direkte Buchung des Achtelfinals, wobei sie mit vier Punkten gute Karten haben, unter den besten Vier der Drittplatzierten zu landen. Für die Türkei endete das Turnier an diesem Abend. Vom heutigen Montag an werden bis Mittwochabend  noch die fünf restlichen Gruppen ausgespielt, bevor es dann am Samstag mit dem Achtelfinale losgeht, wo dann auch wieder Italien und Wales aufschlagen werden.


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