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Die Hälfte ist geschafft


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt dänische Impressionen.

Schon ist auch Halbzeit beim Achtelfinale der Euro 2020 und damit stehen die ersten vier Teams fürs Viertelfinale bereit. Welche dies sind und wie sie dort hingelangten, zeigt sich jetzt hier. Es begann am frühen Samstagabend in Amsterdam, wo Wales auf Dänemark, denen wohl alle die Daumen drückten, traf. Eine für Dänemark sportlich durchaus lösbare Aufgabe und nicht nur deshalb ein Gassenhauer. Die 16.000 Zuschauer machten ordentlich Stimmung, das Spiel erst einmal nicht so sehr. Was etwas unverständlich war, wieso der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert, der im Turnierverlauf bisher nur Mittelmaß bot, in dieser Runde noch dabei war und eben diese Partie pfiff. Es gab ein kleines Chancenplus für die Waliser und dann, kurz bevor die ersten 30 Minuten rum waren, ein schöner Weitschuss der Dänen und es stand 0:1. Nach einer kleinen Spur von Danish Dynamite plätscherte es nun wieder etwas vor sich hin, diesmal allerdings mit Vorteilen für Dänemark. Dann ging es auch schon ohne weitere Tore in die Halbzeit. Kurz nachdem Wiederanpfiff eine super Vorlage der Waliser an die Dänen und schon stand es 0:2. Beide Treffer wurde übrigens im schweizerischen Nyon, wo Bastian Dankert diesmal das Sagen hatte, geprüft, was natürlich auch in der K.-o.-Phase nervt. Danach ging es auch ganz schnell wieder in den bekannten Modus dieser Begegnung über, ein eher sehr ruhiger Auftakt des Achtelfinals. Dann war man auch schon in der Schlussphase und es schien doch alles einigermaßen klar zu sein. Kurz vorm Ende war dann mit dem 0:3 tatsächlich alles klar, womit Wales raus war und der dänische Traum noch mindestens eine Runde weitergeht. Nun geht es für die Dänen nach Asien, ins Viertelfinale im fernen Baku. Noch war die Partie aber nicht ganz vorbei  und leider, wie beschrieben aber eben nicht überraschend, fiel Schiri Siebert, diesmal mit einem völlig lächerlichen Platzverweis gegen die Waliser, wieder auf. Dies brachte ihm natürlich schwere Kritik ein. Folgt man dieser Logik, sieht man ihn im Turnier bestimmt wieder, was einfach nur traurig ist. Den Schlusspunkt setzten dann noch einmal die Dänen mit dem 0:4-Endstand, was doch wesentlich spektakuläre klingt, als es tatsächlich war.

Entscheidend ist die Schweiz

Das späte Spiel am Samstag war dann die erste Begegnung im Achtelfinale in London, dem wohl umstrittensten Spielort. Italien traf auf Österreich, eine ordentliche Aufgabe für die Alpenrepublik gegen die bis dahin sehr überzeugenden Nachbarn. Es ging gleich ziemlich flott und auch mit einer gewissen Härte los und die Italiener gaben gleich den Favoriten aber die Österreicher hielten gut dagegen. In London fehlten vor fast 20.000 Zuschauern allerdings erst einmal ebenfalls die Tore und damit wurde es bis zur Pause irgendwann doch anstrengend. Nach einer weiteren torlosen Hälfte im Wettbewerb, also wieder alle Hoffnung auf den zweiten Durchgang. Die Hoffnung war vergebens, Österreich kam besser aus der Pause, trotzdem entwickelte es sich zunehmend zu einem Grottenkick. Nach knapp über einer Stunde jubelte ganz Österreich, denn der Ball war im italienischen Tor aber man weiß schließlich, entscheidend ist schon lange nicht mehr auf dem Platz. Bei diesem Turnier ist entscheidend in Nyon und dort kassierte man den Treffer. Es dauerte nicht lange, bis es wieder in Nyon weiterging und Österreich diesmal einen Elfer nicht bekam. Wieder ein Abend der deutlich zeigte, warum man von einer ablehnungswürdigen Technik spricht. Das erschreckende an der zweiten Hälfte war, was aus dem besten Team der Vorrunde, den Italiener, geworden war. So schwinden immer mehr klare Titelaspiranten, denn kurz vorm Ende waren noch immer keine regulären Tore gefallen. Dann gab es Freude bei den Italienern, denn sie hatten es geschafft, 1.144 Minuten ohne Gegentor zu überstehen, Weltrekord. Es gab noch fünf Minuten Nachspielzeit, welche längst Standard sind und somit bei diesem Spiel zu wenig waren. Diesen Grottenkick wollte nun wirklich niemand 30 Minuten länger haben, ohne Tore gab es aber halt Verlängerung, natürlich die erste im Turnier. Zum Beginn der dritten Halbzeit dann endlich das 1:0 aber bis die zwei Stunden voll sein sollten, waren nun noch gut 25 Minuten zu spielen. Kurz vor der letzten Halbzeit des Abends das 2:0, womit die Sache gelaufen war. Mitte des letzten Durchgangs dann aber doch noch das 2:1 und es hatte sich abgezeichnet, nur gut, dass der Weltrekord schon eingefahren war. So endete ein extralanger erster Achtelfinalabend, die Österreicher beendeten ihre immerhin beste Europameisterschaft und Italien kann sich auf München vorbereiten, wo man sehen wird, ob dieser Austragungsort dann wieder einen Eklat bereithalten wird. Ansonsten war der Abend wieder eine Einladung, auch Fußball nicht mehr bei ARD und ZDF zu konsumieren, auch in diesem Bereich lässt die Qualität dort immer deutlicher nach. Scheinbar ein Trend, wenn man sich die dortigen Quoteneinbrüche anschaut.

Noch weniger Stimmung

Der Sonntag startete mit dem frühen Spiel in Budapest und dort waren die Niederlande gegen die Tschechen vor gut 60.000 Zuschauern doch der klare Favorit und zeigten dies vom ersten Moment an auch. Übrigens nach dieser Partie sollte es einen Stimmungsabfall geben, denn die beste Stimmung des Turniers gab es bis dahin immer in der ungarischen Hauptstadt und dort wird nun nicht mehr gespielt, was ebenso für Amsterdam gilt, wo es am Vortag das bereits beschriebene letzte Spiel gab. Es blieb eine tolle Partie, nur halt mit dem Klassiker, dass die Tore bis zur dort obligatorischen Trinkpause fehlten. Die Tschechen kamen danach besser ins Spiel, was es noch etwas interessanter machte aber weiterhin nicht zu Toren führte und so ging es torlos in die Pause. Man konnte nicht behaupten, dass der Kabinengang Schwung genommen hätte und so ging es munter weiter. Nach zehn Minuten leider wieder einer dieser Turniertiefpunkte, welche niemand braucht. Es gab den gelben Karton gegen die Niederlande, nach einem Handspiel. Nyon reichte dies nicht aus und so wurde ein Platzverweis daraus, was für ein Eingriff in dieses Achtelfinale. Die Tschechen damit über 30 Minuten mit einem Spieler mehr auf dem Platz. Sowas kann natürlich ganz schnell spielentscheidend werden. Es sollte eine kleine Welle an weiteren Einmischungen aus Nyon folgen, die aber nichts Gravierendes veränderte. Nach fast 70 Minuten das nur logische 0:1 aber eben mit dem riesigen Geschmäckle, sehr schade. In der Schlussphase folgte noch das 0:2, wieder einmal durch Patrik Schick, längst einer der ganz Großen bei diesem Turnier. Schon der vierte Treffer des Spielers von Bayer 04 Leverkusen im laufenden Wettbewerb und dieser ist auch für die Tschechei noch nicht vorbei. Vom Ergebnis her veränderte sich dann nämlich nichts mehr und es blieb beim 0:2. Natürlich schon eine kleine Überraschung, allerdings massiv eingetrübt durch die geschilderte Veränderung des Spielverlaufs. Für die Holländer bedeutete dies das Ende der Europameisterschaft und die Tschechen folgen nun den Dänen nach Baku. Diesen Abend bot die ARD und dies wieder in der angesprochenen Qualität, wo man bei den Reportern lange Zeit das Gefühl hatte, dass sie den entscheidenden Platzverweis verpasst hätten. Man darf sich so nur nicht wundern, wenn, wie bereits geschildert, die Quoten wegbrechen.

Luft nach oben

Das letzte Spiel der ersten Hälfte der Achtelfinale gab es am späteren Sonntagabend in Sevilla und auch dort hieß es Abschied vom Spielort nehmen. Dafür trafen die aufstrebenden Belgier auf den Europameister Portugal. Ein weiteres Spiel bei sommerlichen Wetter und es gab erst einmal extrem ermüdenden Rasenschach. Die Vorteile lagen eher bei den Portgiesen, allerdings waren es dann doch die Belgier, die kurz vorm Ende des ersten Durchgangs das 1:0 schafften. Jetzt wurde es kurz eine ordentliche Partie aber dann war auch schon wieder Pause. Nachdem Zwischenfall des ersten Abendspiels war natürlich vor allem die Schiedsrichterleistung im Fokus, was auch daran lag, dass diesmal der umstrittene Felix Brych den Schiri gab, der schon nicht unbedingt glücklich in diesen Wettbewerb gestartet war. Gab es im ersten Durchgang kaum etwas für ihn zu tun, hatte er in der zweiten Hälfte gleich auch wieder Probleme, denn es wurde etwas härter. Schwierigkeiten hatten auch die Belgier, mussten sie doch den so wichtigen Kevin De Bruyne auswechseln. Allgemein wurde nur leider das Spiel nicht besser und es drohte langsam aber sicher der Kontrollverlust für Brych. Eine Viertelstunde vor Schluss war es dann soweit und man konnte endgültig vom Kontrollverlust sprechen, was für ein Trauerspiel. Man kann festhalten, dass es zum Glück nicht noch spielentscheidend wurde. Es blieb beim1:0, womit der Europameister ausgeschieden war und Belgien nun in München auf Italien treffen wird. Heute geht es dann auch gleich mit der zweiten Hälfte der Achtelfinale weiter und es ist auch nicht mehr lange hin, dann geht es wieder in London mit der DFB-Auswahl weiter. Man darf gespannt bleiben und Luft nach oben ist in dieser Runde durchaus noch drin.


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