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Wir werden alle sterben 37 – Galeria Kaufhof


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt Galeria Kaufhof in Leverkusen-Wiesdorf.

Echt jetzt? Dies fiel mir spontan ein, als die Tage wieder das Ende vom Kaufhof, den es so letztendlich schon lange nicht mehr gibt, verkündet wurde. Es bleibt erstaunlich, dass die Menschen in diesem Land dieses perfide Spiel noch immer mitmachen. Gestern erst wieder das Geschwurbel vom Kanzler, wie toll alles läuft. Da zeigte sich erneut einfach nur, wie fern diese Menschen von jeglicher Lebens-realität sind. Der Ablauf, den man nun beim einst so stolzen Warenhaus erlebt, ist nicht nur bekannt, da es dort nicht die erste Runde ist, sondern auch, da man diese Abzocke schon bei anderen Unternehmen abgezogen hat. Da geht auch ein klarer Vorwurf an die unterschiedlichsten Gewerkschaften, die dieses Spielchen immer wieder mitmachen, wobei sie das Prinzip längst begriffen haben müssten. Das Konzept ist einfach, man wickelt Unter-nehmen in kleinen Schritten ab, kann so möglichst lange Geld rausziehen, im Notfall durch Staatshilfen auch noch vom Steuer-zahler und die kleiner werdende Menge an Mitarbeitern muss dann noch in jeder Runde verzichten, bis sie ebenso entsorgt sind. Ein solches System hat mit einer sozialen Marktwirtschaft rein gar nichts zu tun, es bleibt der bekannte, pure Raubtierkapitalis-mus. Die Folgen sind aber noch viel weitreichender. Innenstädte werden immer unattraktiver, womit längst ein Strudel nach unten eingesetzt hat. Was will ich in einer abstoßenden Innenstadt, wo jegliche Individualität fehlt, dann kaufe ich gleich im Internet ein. Dies reißt dann noch weitere Unternehmen in den Abgrund. Ganz nebenbei bilden sich in den verschiedenen Branchen immer mehr Oligopole, welche dann am Ende die Preise diktieren. Einen Gewinn für den Kunden kann man, wenn man nur etwas weiterblickt, auch da nicht erkennen. Selbst der Bäcker, der immer öfter nur noch ein Aufbäcker ist, will jetzt schon, dass ich nur noch die Karte ab dem ersten Cent hinhalte, so wird alles noch gläserner. Ein Schelm, wer übrigens meint, dass deshalb so wenig gegen die Sprengmeister der Geldautomaten getan wird, sammelt man doch so ebenfalls vermeintliche Argumente gegen das Bargeld. Für alles gibt es Apps von hippen Startups, die zwar kein Geld verdienen, was aber nicht interessiert, bis dann die nächste Runde Bankenkrise ansteht und auch da wieder der Steuerzahler in die Röhre schaut. Wann verstehen die Menschen endlich, dass dieses System gescheitert ist und es über kurz oder lang, eher kurz, zurück in die Steinzeit führt. Ich liebe Technik und Fortschritt, gar keine Frage, aber dies alles muss auf Dauer Nutzen bringen und hat meine Freiheit nicht einzuschränken. Am Ende bin ich sehr froh, meiner Generation anzugehören, dies mag jetzt egoistisch klingen, nur mit etwas Glück, kommt der richtige Knall erst, wenn sich mit mir längst die Würmer beschäftigen, dies ist dann zwar nicht veggie aber nachhaltig. Bis dahin genieße ich mein Leben, vermisse den Kaufhof in meiner Stadt und erfreue mich am Baren, ganz echt jetzt!


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