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Von Hamburg bis Freudenberg


Dieses Bild von Thorsten Hülsberg zeigt ein Waffenverbotsschild.

Es scheint doch einen blutigen Übergang vom Winter ins Frühjahr in diesem Jahr zu geben. Zuerst der Angriff eines Flüchtlings aus dem Gaza-Streifen, der ganz in der Nähe von Hamburg zwei junge Menschen tötete und sieben weitere Personen verletzte. Danach der Amoklauf bei Jehovas Zeugen in Hamburg selbst und kurz danach auch noch ein zwölfjähriges Mädchen, welches im beschaulichen Freuden-berg von zwei gleichaltrigen Bekannten erstochen wurde. Die Dauermachthaber, ihre Medienhelfer, wie auch der passende Kreis an vermeintlichen Experten kom-men mit den Erklärungsversuchen und immer neuen Verbotsdebatten gar nicht mehr hinterher. So tragisch es klingt, man kann all dies aufzeichnen und beim nächsten Mal, was wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen wird, wieder ab-spielen. Man hat dort nie gelernt, sich mit dem wirklichen Kern zu beschäftigen bzw. will man sich nicht mit den tatsächlichen Problemen befassen, sondern doktort lieber an den Symptomen herum. Wobei sich Kleinigkeiten, welche leider eher unwesentlich sind, schon verändern, wie sich gleich auch deutlich im Kontext der jüngsten Ereignisse aus dem Norden der Republik zeigen werden. Man hat das Gesellschaftssystem in den letzten Jahrzehnten ganz gezielt massiv verändert, ganz ab-gesehen vom Internet, wo es einfach keinerlei Grenzen mehr gibt, was allgemein für weite Teile der Medien gilt, heißt dabei ein wichtiges Stichwort Billiglohnland. Immer mehr Arbeit, immer mehr Stress, ein komplett auf maximale Produktivität ausge-richtetes Familienbild, da bleibt eben einiges auf der Strecke. Anders formuliert, immer mehr Menschen bleiben so auf der Strecke. Wobei man auch die berücksichtigen muss, welche dieses System ganz zurücklässt, eine Art gesellschaftlicher Aus-schuss, den man ganz bewusst hinnimmt und welcher aktuell stark anwächst, was schon wieder einiges erklärt. Über diese Schattenseiten des Raubtierkapitalismus hört man, wenn der Schock wieder kaum in Worte zu fassen ist, von den Menschen, welche wieder einmal laut nach dem Warum fragen, nichts. Dies ist aus Sicht der politisch und medial Verantwortlichen auch nur verständlich, hätte man so doch einen Preis für diese Gesellschaftsform und müsste sich fragen lassen, ob dieser gerechtfertigt ist?

Rechtsradikalismus löst Ballerspiele ab

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es für Amokläufe und ähnliche Taten, welche leider auch in Deutschland schon lange keine überraschenden Einzelfälle mehr sind, in der Regel nur ganz wenige Tätergruppierungen oder besser formuliert, ein bis zwei Begründungen für solche Taten. Da waren die Ballerspiele, die man heranführte, wenn man die erwähnten Bluttaten erklärte. Ein weiterer Grund, welcher immer wieder aufgerufen wurde, waren die Schützenvereine. Was hat man in diesem Kontext Debatten über Verbote geführt, was natürlich alles kein Stück zielführend war. Mittlerweile spielen diese Begründungen bei den Dauermachthabern und ihren Medienhelfern kaum noch eine Rolle. Dies gilt ebenso für Taten von Personen mit einem Migrationshintergrund, wo es eine ganz eigene, mutmaßliche Begründung gab. In Zeiten des großen Religionskrieges, der nach 9/11 seinen gezielten Lauf nahm, gab es aus diesem Kreise immer wieder Täter, welche eine, wie auch immer geartete, Bezie-hung zum Islam hatten und so verbuchte man diese Taten im Bereich von Islamismus, womit die genannte Weltreligion natürlich immer mit im Fokus war, was zu den bekannten Folgen im Kontext Fremdenhass führte. Aktuell erkennt man einen Wandel bei den vermeintlichen Hintergründen solcher Taten, wobei das Schema weiterhin ganz einfach gestrickt bleibt. Bei Flüchtlingen und anderen Tätern mit Migrationshintergrund gelangt man heute evident häufig bei psychischen Erkrankungen der Täter, was dann natürlich gleich eine ganz andere Außenwirkungen haben soll, was allerdings nur sehr bedingt funktioniert, führt es doch zu einer ganz anderen Frage. Gerade bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten findet man schnell Gründe für schwerwiegende psychi-sche Probleme, müsste sich somit bei der vorherrschenden Flüchtlingspolitik ausreichend darauf einstellen, was ganz offen-sichtlich nicht geschieht, wie jede weitere Tat, die man so versucht zu begründen, zeigt. Bei Tätern, welche diesen Background nicht aufzeigen bzw. keinen Bezug zum Islam haben, ist man dazu übergegangen, diese in der Regel dem rechtsradikalen Spek-trum zu zuordnen, wie abstrakt dies auch immer sein mag. Hier liegt der Vorteil für die Dauermachthaber darin, dass sie die mutmaßliche Gefahr vom rechten Rand alleine schon im Kontext des eigenen Machterhalts gut gebrauchen können, was eine ganz eigene Geschichte ist. So verwundert es nicht, dass genau nach diesen Ansätzen bei den beiden Tatkomplexen in Nord-deutschland vorgegangen wurde. So war man bei dem besagten Flüchtling ganz schnell bei einer psychischen Erkrankung, welche man unterstellte und bei besagtem Amokläufer wurde umgehend versucht, aus ihm einen Rechtsradikalen zu machen. Wie schon bei den anderen Versuchen, solche Taten zu begründen, ist dies alles nicht zielführend, möchte man solche Taten zukünftig maximal eingrenzen.

Kinder töten Kinder

Unabhängig davon, zu welcher Antwort man gelangt, muss man die Frage stellen, in was für einer Gesellschaft man lebt, wo Kinder andere Kinder töten. Dr Fläcke, wie man Freudenberg  an der beschaulichen deutsch-niederländischen Ferienstraße namens Oranier-Route auch nennt, steht seit einigen Tagen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Luise (12) wurde kurz nach ihrem Verschwinden, fernab ihrer eigentlichen Route, tot aufgefunden. Kurz nach dem Auffinden, merkte man noch positiv, sofern dies bei der Ermordung eines so jungen Mädchens überhaupt möglich ist, an, dass man nicht von einem Sexualdelikt ausgehen wür-de, wobei es auch blieb. Dafür stellte sich ziemlich schnell heraus, dass die mutmaßlichen Täterinnen gleichaltrig bzw. ein Jahr älter waren. Zur Motivlage heißt es, dass diese komplex sei. Da die beiden Täterinnen nicht strafmündig sind, fallen sie natürlich unter besonderen Schutz, warum die Informationslage für die Medien selbstverständlich dünn ist und es in vielen Punkten wohl auch so bleiben wird. Da die beiden Täterinnen geständig sind, kam danach gleich wieder das Warum auf und der bekannte Teil der Medien hatte auch in diesem Fall gleich wieder einige Antworten parat. Dabei stehen vor allem familiäre Probleme bei den Täterinnen im Fokus. Allerdings wird in diesem Zusammenhang, auch von den üblichen Experten, nicht danach geschaut, wie es zu den familiären Problemen ganz allgemein kommt, womit sich der Kreis zum fatalen Fehler im System schließt. Die Täterinnen sind mittlerweile nicht mehr in der Obhut ihrer Familien, was bei solchen Taten üblich ist. Dann wurde auch direkt die Diskussion losgetreten, ob man das Alter im Kontext der Strafmündigkeit nicht herabsetzen sollte, da es in diesem Fall eben nicht zu einer Anklage kommen wird. Macht man dieses Gedankenexperiment einmal mit, wird man feststellen, dass, würde es so eine Ver-schärfung geben, es ebenfalls wieder nichts an einer solchen Tat ändern würde. Die Hinterbliebenen hätte dann eventuell ein Urteil, die Täterinnen würden in Haft gehen, was weitere, ganz neue Fragen und Schwierigkeiten mit sich bringen dürfte und es wäre bei allem, eigentlich gar nichts gewonnen. Die Dauermachthaber und ihre Medienhelfer sollten endlich verstehen, da schließt sich dann der nächste Kreis, dass weder Waffenverbote, noch die genannte Verschärfung des Strafrechts etwas Grund-legendes verändern würde, dafür müsste man das System ändern und genau in diesem Bereich sieht es nach dem kompletten Gegenteil aus. Was dies wiederum für solche Taten bedeutet, erklärt sich von selbst.


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