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Der Corona-Pokal-Winter 2021


Dieser Farbfotoausschnitt von Thorsten Hülsberg zeigt einen Geist aus Kunststoff.

Grau bleibt in diesen Tagen die alles bestimmende Farbe und so hoffte man, dass es zu mindestens im Pokal in den letzten zwei Tagen etwas bunter werden sollte, Optionen gab es dafür einige. Mit diesem zweitägigen Achtelfinale im DFB-Pokal zeigte sich natürlich leider auch wieder die große Wettbewerbsverzerrung, was an dieser Stelle ausnahmsweise nichts mit SARS-CoV-2 zu tun hatte. Es war wieder einmal die erste Runde im DFB-Pokal, wo die ablehnungswürdige Technik zum Einsatz kam, was eben in den früheren Runden nicht der Fall war. Ein weiteres Problem, welches sehr wohl mit Corona zu tun hat, bleiben die leidigen Geisterspiele. Am frühen Dienstagabend traf Holstein Kiel auf Darmstadt 98. Ein Zweitligaduell, dem man eigentlich erst einmal weniger Beachtung geschenkt hätte, allerdings befreiten die Störche eine Runde zuvor den Pokal vom FC Bayern München, was man nicht hoch genug anrechnen kann. Übrigens hatten die Triple-Killer auch erst kurz zuvor noch am Böllenfalltor gewonnen gehabt. Nach knapp über einer halben Stunden gab es zwar noch immer keine Pokaltore aber die Frage, wieso die Kieler keinen Foulelfer bekamen und dies trotz Überprüfung durch den Kölner Keller. So sammelt man keine Pluspunkte für die ablehnungswürdige Technik. Die Tore blieben bis zur Pause dann auch gänzlich aus und so dauerte es insgesamt fast eine Stunde bis zum 1:0. Diese Führung in einem ausgeglichen Pokalspiel war damit der erste Treffer in diesem Achtelfinale. Ausgeglichen sollte es auch nach 90 Minuten noch sein, denn die Lilien glichen kurz vorm Ende noch aus, womit es in die Verlängerung ging. Tore kamen jetzt keine mehr hinzu und so stand das Elfmeterschießen an. Sage und schreibe 18 Schützen wurden benötigt, bis sich wieder einmal Kiel mit 8:7 durchgesetzt hatte.

Jetzt ist Krise

Ebenfalls zu diesem frühen Termin trafen noch Rot-Weiss Essen und Bayer 04 Leverkusen beim Westkracher an der legendären Hafenstraße aufeinander. Das Stadion war diesmal weiträumig abgesperrt, nachdem der letzte Pokalspielsieg dort etwas gefeiert wurde. Man sieht, auch im Fußball wird das staatliche Vorgehen immer restriktiver, zu mindestens, was die Fans angeht. Ein Schelm, wer da meint, ein System zu erkennen. Zum Ergebnis dieses Versuchs später mehr. Im Spiel war Bayer erwartungsgemäß drückend überlegen und man ahnt es schon, sie schossen nur wieder keine Tore und so ging es erst einmal torlos in die Halbzeit. In der zweiten Hälfte ging es bei RWE unverändert weiter und B04 schaffte es auch in 90 Minuten nicht ins Tor. So mussten sie gegen den Regionalligisten in die Verlängerung. Einfach ohne Worte, wie lernresistent man in Leverkusen bleibt. Immerhin in der 105. Minute endlich das lange überfällige 0:1. In der 108. Minute geschah, was schon viel früher fatal für Leverkusen hätte werden können und RWE traf, in diesem Fall zum 1:1. Natürlich ging es noch weiter und so folgte in der 117. Minute auch noch das 2:1 und Rot-Weiss hatte das Spiel gedreht. Dieser Treffer war umstritten, wurde aber trotzdem im Kölner Keller durch gewunken, was die Schiedsrichterprobleme in dieser Partie noch einmal verdeutlichte aber die Niederlage ging einzig und allein auf die Kappe vom SVB, wo man langsam von einer Krise sprechen muss. Was für eine Leistung von Essen, muss man da auch ganz klar anmerken. Es sollte aber noch viel problematischer im Pott werden, schließlich standen noch zwei weitere Partien an diesem Abend an. Kurz noch zu den Absperrungen durch die Staatsmacht, es brachte kaum etwas, denn nach Abpfiff wurde ganz Essen zur Party, natürlich auch mit ordentlich Pyro.

Das ewige Thema Verzerrung

Am späten Dienstagabend dann gleich noch ein Westknaller und zwar zwischen Borussia Dortmund und dem SC Paderborn. Während in den frühen Abendspielen noch immer kein Sieger gefunden war, machte der BVB in der sechsten Minute schon einmal das 1:0. Nach einer Viertelstunde dann auch schon das 2:0, was später auch der Pausenstand war. Dies sah deutlich aus, so war es aber nicht wirklich, denn der SCP konnte bis dahin gut mithalten. Im zweiten Durchgang wurde es ein Kampfspiel und Schiedsrichter Tobias Stieler hatte immer häufiger Probleme mit leider doch leichten Vorteilen für den BVB. Trotzdem schaffte Paderborn pünktlich zur Schlussphase den Anschluss. Quasi in der letzten Sekunde wurde alles noch auf die Spitze getrieben. Schiri Stieler übersah ein glasklares Dortmunder Foulspiel im eigenen Strafraum. Es folgte das 3:1. Dann der Kölner Keller und die Korrektur auf Elfmeter für Paderborn, womit sich das 3:1 erledigt hatte und es dann 2:2 stand. Verdient ging es so in die Verlängerung. So verdient es für den SCP war, belegt genau so etwas auch immer wieder die Verzerrung des Wettbewerbs im Kontext des Videobeweises. Dies zeigte sich auch gleich wieder zum Auftakt der Verlängerung, wo es eine ewige Prüfung des nächsten Dortmunder Treffers gab, der, eben nach einer Ewigkeit, gegeben wurde. Leider war dies erneut eine glasklare Fehlentscheidung. Es blieb beim 3:2 und einem Trauerspiel mit großem Geschmäckle, als ob nicht auch dieser Sport schon genug Probleme hätte. Klare Worte fand danach auch SCP-Trainer Steffen Baumgart, was einfach nur nachvollziehbar war und er brachte die Gründe klar auf den Punkt, Paderborn ist eben keine Aktiengesellschaft. Abgerundet wurde dieser Dienstag dann mit dem Spiel zwischen Werder Bremen und der SpVgg Greuther Fürth. Auch Bremen dürfte schon früh treffen, während die ersten beiden  Spiele noch liefen und so stand es später zur Pause 1:0. Gut eine Stunde nachdem ersten Treffer der Bremer dann noch der 2:0-Endstand, was so auch in Ordnung ging.

Noch mehr Trauerspiel

Das frühe Abendspiel am Mittwoch bot auch eine interessante Konstellation, traf doch der VfL Wolfsburg auf Schalke 04. Eine gute, wenn auch torlose, erste Hälfte, mit kleinen Vorteilen für Schalke, war fast gelaufen und dann griff plötzlich der Kölner Keller ein und Schiedsrichter Felix Zwayer schenkte den Wölfen einen Elfer. Somit ging es weiter, wie man es schon am Dienstag in völlig inakzeptabler Form erleben musste. Der Elfer wurde gehalten, allerdings saß der Nachschuss und so ging es mit 1:0, völlig ungerechtfertigt, in die Halbzeitpause. Große Unterschiede zum ersten Durchgang gab es nach der Pause nicht, nur jetzt hatten die Wölfe die Nase etwas vorne. Leider fielen keine weiteren Tore mehr, was am Ende dazu führte, dass auch dieses Spiel nicht auf dem Platz entschieden wurde und genau dies zerstört auch den Pokal zunehmend und man muss immer wieder darauf hinweisen, dass die Probleme auch ansonsten riesig sind. Zur zweiten frühen Partie am Mittwochabend traf die ganz große Antitradition auf pure Tradition in der Begegnung zwischen RB Leipzig und dem VfL Bochum. Wie auch immer dieses Spiel enden sollte, herrscht beim Dosenclub pures Chaos, denn das nächste internationale Spiel gegen Liverpool FC sorgt für mächtig Probleme, da das Einreiseverbot für Menschen aus Großbritannien tatsächlich auch für Fußballer gilt. Dies ist insofern interessant, da doch ansonsten für den Profisport immer wieder Ausnahmen gelten. Man darf gespannt sein, wie dies enden wird. Eher weniger spannend war der erste Durchgang in Leipzig. Nach gut zehn Minuten das 1:0 und dann auch noch ein Elfer unmittelbar vor der Pause, womit die zweite Hälfte mit 2:0 begann. Man muss einräumen, dass auch dort der Schiri, in diesem Fall Bastian Dankert, etwas in Richtung des Geldes pfiff. Nach gut 20 Minuten stand es dann auch schon 3:0 und man fragte sich, wo die Pokalsensationen sind, wenn man sie wirklich braucht. Knappe weitere zehn Minuten später dann der 4:0-Endstand, womit auch schon wirklich alles gesagt ist.

Blitzstart im Ländle

Pure Tradition auch am späten Mittwochabend im Achtelfinale zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach. Es brauchte nur gut anderthalb Minuten und ein wundervolles Solo und schon stand es 1:0, was für ein Auftakt im Schwabenland. Die Fohlen waren jetzt natürlich maximal angefressen, was totalen Druck für die Stuttgarter bedeutete. Diese hielten allerdings nicht nur gut dagegen, sondern schossen kurz vor der Pause noch ein Tor, welches allerdings klar abseits war. In der Nachspielzeit noch ein Strahl von der Borussia und so ging es mit 1:1 in die Pause. Kurz nach Wiederanpfiff lief es für die Stuttgarter einfach nur richtig dumm, denn der Torhüter rutsche aus, was den Fohlen die Möglichkeit zum 1:2 bot und sie nutzten es natürlich und hatten das Spiel so gedreht. Dann erst einmal wieder Kölner Keller, man schien dort in Sachen Pokal tatsächlich Nachholbedarf zu haben. Der Treffer sollte aber trotzdem zählen. Jetzt waren die Schwaben das angefressene Team, welches radikal Vollgas gab. Dann wurde es aber nach und nach etwas zerfahrener, auch weil es natürlich von der Heimmannschaft her etwas krampfhafter wurde. In der Nachspielzeit noch einmal ein Handspiel und kein Elfer von Schiri Daniel Siebert für den VfB und so blieb es beim 1:2 und die Borussia war durch. Ohne zu viel verraten zu wollen, es sollte der einzige Auswärtssieg dieser Runde werden.

Eine letzte Sensation

Zum Abschluss dieser Runde muss man natürlich noch die Partie zwischen Jahn Regensburg und dem 1. FC Köln erwähnen. Blitzstart ebenso in Regensburg, wenn auch erst in der vierten Minute und dort war es das 0:1. Nach gut 20 Minuten folgte dann auch schon das 0:2. Allerdings schaffte der Jahn zehn Minuten vor der Halbzeit den Anschluss. Es dauerte aber keine fünf Minuten, da hatte der Effzeh den alten Abstand wieder hergestellt, so dachten es zu mindestens alle, bis der nächste Treffer vom Kölner  Keller kassiert war. Dann noch einmal Regensburg mit einem Treffer und so ging es dann mit 2:2  und nicht mit 1:3 in die Kabinen. Was für ein erster Durchgang. Beide Teams brauchten nach der Pause sehr lange bis sie begriffen, dass es ein K.O.-Spiel war und ein Unentschieden es nur länger machen würde. Gut eine Viertelstunde vorm Ende wieder das leidige Thema Handspiel und ein Elfer für die Kölner aber auch dieser änderte nichts am Unentschieden und dann war die Uhr auch schon abgelaufen und es ging in die Verlängerung. Da auch diese beiden Halbzeiten torlos blieben, folgte das letzte Elfmeterschießen dieser Runde. Ganz am Ende stand es so 6:5 und die Geißböcke waren raus und der Jahn zum ersten Mal im Viertelfinale, was für eine Sensation am späten Mittwochabend. Man war es irgendwie gar nicht mehr gewohnt, dass Pokalrunden so schnell, an nur zwei Tagen, ausgespielt werden können. Am Sonntag geht es aber schon mit der Auslosung weiter und sollte alles nach Plan verlaufen, wo man sich nach einem Jahr mit Corona eher nicht drauf verlassen sollte, steht schon Anfang kommenden Monats das Viertelfinale an.


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