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Fußballwahnsinn im Herbst 2019


Diese Ausschnittsfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt eine Bonbondose im FCB-Stil und trägt in grün die Aufschrift Herbstschauspiel.

Wurde seit vielen Jahren vor allem extern darauf hingewirkt, dass der FCB einen Rekord nach dem anderen einfahren konnte und dies oftmals ohne den passenden sportlichen Unterbau zu liefern, läuft es in dieser Saison genau umgekehrt. Plötzlich ist eine überraschende, überdimensionierte Spannung da, wie auch die Tabelle eindrucksvoll zeigt. Schade nur, dass all dies wieder eher selten durchs Sportliche und dafür häufig genug durchs Externe entschieden wird, was alldem ein ordentliches Geschmäckle verpasst. Dies ist aber noch lange nicht alles, was den Fußballwahnsinn 2019 ausmacht, auch der Ausverkauf und damit die Fußballübertragungsrechte sorgen für immer ungewöhnlichere Überraschungen. In der Regel übertragen die Staatsmedien das Auftaktspiel der Hinrunde und der Rückrunde live, sowie die Topspiele des DFB-Pokals und den Supercup. 2019 änderte sich hier einiges, so ist ein Teil der Topspiele des Pokals weg, man kennt das Problem aus der Champions League, die im per Zwangsabgabe finanzierten Programm auch seit einiger Zeit verschwunden ist. Aber es gibt auch überraschende Neuerungen, die logisch erst einmal nicht ins Konzept passen. So wurde am vergangenen Samstagnachmittag plötzlich das Spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München live im ZDF übertragen. Es tut sich in diesen Tagen wirklich viel im Staatsfernsehen und dies in der Zeit, wo das große Herbstschauspiel bei den Bayern, passend zum Abschied des vorbestraften Uli Hoeneß, noch größer ist, als man es aus den Vorjahren kennt.

Neuer Höhepunkt der bayerischen Herbstinszenierung

Nun weiß man längst, dass man im ZDF gerne Fake News zur Realität macht und auch im Fußball bewies man dort oft genug mit dem ohrenbeißenden, vermeintlichen Experten Oli Kahn, dass man doch eher FCB-TV war, als ein wirklich unabhängiger Sender. Diesmal wurde es mit Didi Hamann gleich ebenfalls wieder sehr bayernlastig. Man war somit gespannt, wie die Liveübertragung am Samstag aussehen sollte und war so gar nicht überrascht, wie passend Oliver Schmidt diesen neusten Höhepunkt der jährlichen Herbstinszenierung kommentierte. Dieser Kick steht natürlich auch hier im Fokus. Den Auftakt machte selbstverständlich wieder der ablehnungswürdige Videobeweis, der den Frankfurtern einen glasklaren Elfer nahm, was aber immerhin den in dieser Logik regelkonformen Platzverweis gegen die Bayern nach sich zog. In der 25. Minuten dann das glasklare 1:0, warum auch immer, wurde auch dies im Kölner Keller kontrolliert, allerdings ohne Folgen. Nach knapp über einer halben Stunde dann das 2:0, es zeigt sich in dieser Saison immer deutlicher, was passiert, wenn der ansonsten übliche bayerische Schiedsrichtervorteil weitestgehend verschwunden ist. Bleibt nur die Frage, warum dies plötzlich so ist? Es folgte ein klares Abseitstor für die Bayern, was nicht gegeben wurde, bevor dann tatsächlich das 2:1 fiel, was auch der Halbzeitstand war. Nach der Pause ging es direkt mit dem 3:1 los und einer Karte gegen die Bayernbank, was die angesprochene Veränderung beim Thema Schiris noch einmal unterstrich. Nach einer Stunde stand dann das 4:1 auf dem Programm. Wie das ZDF aus dieser weiteren bayerischen Blamage noch eine Dauerwerbesendung für den FCB machte, war schon bewundernswert. Es war aber noch nicht vorbei und so folgte in der Schlussphase auch noch der 5:1-Endstand, den man ganz und gar nicht am Platzverweis festmachen konnte.

Das immer gleiche Problem

Übrigens begann dieser Spieltag natürlich ganz normal am Freitagabend und zwar mit einem 3:0 zwischen 1899 Hoffenheim und dem SC Paderborn. Allgemein muss man sagen, dass es an diesem 10. Spieltag, der einfach nur ein Knaller war, noch wesentlich bessere Highlights gab, als der auserwählte Kick vom Main. So zum Beispiel, ebenfalls am Samstagnachmittag, ein erstes großes Rheinderby zwischen Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Am Ende stand dort ein 1:2 und mit Daniel Siebert ein Schiri, der für Diskussionen sorgte. Außerdem trennten sich Werder Bremen und der SC Freiburg 2:2, leider spielte auch dort der Schiri, in diesem Fall Christian Dingert, samt dem Kölner Keller eine ausschlaggebende Rolle. RB Leipzig und der FSV Mainz 05 spielten 8:0, was auch wieder einige Fragen aufwarf, die aber diesmal hier nicht diskutiert werden sollen. Abgerundet wurde der Samstagnachmittag dann durch das 3:0 zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg. Hier stand wieder einmal Schiedsrichter Tobias Welz im Mittelpunkt und dies leider nicht nur, weil er verletzt ersetzt werden musste, was zu einer größeren Spielunterbrechung führte. Es zeichnete sich immer mehr ab, dass Fußball immer seltener durch die 22 Hauptakteure entschieden wird.

Wenn die Hauptstadt brennt

Direkt schon am Samstagabend dann das nächste absolute Wahnsinnsspiel, welches es in der Bundesliga noch nie gab. Zum Hauptstadtderby trafen der 1. FC Union Berlin und Hertha BSC Berlin aufeinander. Ausgerechnet Schiri Deniz Aytekin pfiff dieses brisante Derby und dies sollte Folgen haben. Erst einmal setzte das Hauptstadtduell Maßstäbe in Sachen Choreo und Pyro, einfach grandios. Im Spiel gab es zwei entscheidende Szenen in Sachen Elfer. Aytekin gab zu erst einen für die Eisernen, der zum 1:0-Endstand kurz vorm Abpfiff führte, der danach wurde der Hertha verweigert. Nun gab es erneute klare Angriffe mit Pyro vom Anhang der Hertha, gekontert von einem Eisernen-Platzsturm, der nur so gerade noch von den Spielern eingefangen werden konnte. Anstatt nun wieder verbal die Fans anzugreifen, wie es beim ZDF geschah, sollte man sich vielleicht endlich dem offensichtlichen Schiedsrichterproblem widmen. So schön dieser Sieg war, der so perfekt in die staatliche Choreo zu 30 Jahre Mauerfall passte, so traurig war der Weg dorthin am gestrigen Abend. Es war ein grandioses Spiel, was wieder einmal leider nicht durch die beiden Teams selbst entschieden wurde und dies wird zunehmend zum Hauptproblem im Profifußball. Der Sonntag begann dann gleich mit dem nächsten rheinischen Derby und Fortuna Düsseldorf empfing den 1. FC Köln. Nach Jahrzehnten war es endlich wieder soweit und die Fortuna gewann mit 2:0, womit es für die Kölner immer düsterer aussieht. Zum Ende trennte sich dann noch der FC Augsburg und Schalke 04 mit einem 2:3 und spätestens mit dieser Partie war klar, dass die Schiedsrichterproblematik auch am Sonntag ein Thema war und dies zum Schluss wieder einmal mit Patrick Ittrich. Ein echtes Fußballwahnsinnswochenende war damit dann fast schon Geschichte, allerdings setzte natürlich der FCB, mit der sofortigen Entlassung von Trainer Niko Kovac, am späten Sonntagabend den Schlusspunkt.


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