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Von der Realität abgeschnitten


Das Farbfoto von Thorsten Hülsberg zeigt ein norddeutsches Ortsschild mit dem Namen Paradies.

Da draußen spielt das Leben, auf der Straße, im Supermarkt und an vielen anderen Orten. Immer mehr Menschen bekommen davon allerdings gar nichts mehr mit. Stöpsel in den Ohren, den Blick oft genug auf den kleinen Monitor gerichtet und schon bekommt man von der Realität nichts mehr mit. Dies bietet für die Dauermachthaber und ihre systemtreuen Medien einen klaren Vorteil, denn sie können nun eine ganz eigene Realität erfinden und den Menschen Dinge vorgaukeln, die diese dann für die tatsächliche Realität halten. So wäre es eigentlich kein Problem, den Menschen zu verkaufen, dass im Land fast alles wunderbar ist, man quasi im Paradies lebt und alles im Sinne des Volkes geschieht. Nun gibt es allerdings auch Medienvertreter, welche dieses Spiel nicht mitspielen und Missstände ganz offen benennen und somit für Pluralität in der Meinungsbildung sorgen. Da verwundert es nicht, dass versucht wird, diesen Teil der Medien zu bekämpfen, wozu es hier schon spannende Beispiele gab. Andere Meinungen sind in den Augen gewisser Politiker und ihrer Medienhelfer scheinbar auch gar nicht zulässig und deshalb wird ziemlich pauschal alles, was nicht zu den systemtreuen Medien zählt, in ein schlechtes Licht gerückt. An dieser Stelle gilt ein besonderer Hinweis auf die Fake News-Debatte, welche es seit längerer Zeit schon gibt. Auffällig daran ist, dass diese Debatte genau von denen losgetreten wurde, bei denen Fake News fester Bestandteil der Arbeit sind. Wer sich von der Realität abschneidet, schließlich ist es noch immer eine freiwillig Entscheidung der Menschen, wie viel sie von ihrer Umwelt wahrnehmen möchten, sollte somit vorsichtig sein, wo er sich ersatzweise informiert.

Da fehlt doch was

Nimmt man die Hauptnachrichten und schaut sich dort zum Beispiel Beiträge zu Bundestagsdebatten an, fällt einem erst einmal kaum etwas auf. Schaut man sich die dazugehörigen Debatten im Ganzen an, wird einem klar, dass bei diesen Minizusammenfassungen oft genug wichtige Informationen einfach herausgefiltert werden, um nicht von Zensur zu sprechen. Man meint bei der Kurzfassung im Bilde zu sein, obwohl man es gar nicht ist. Auf Basis einer solchen Informationslage Wahlentscheidungen zu treffen, muss man durchaus bedenklich nennen. Aber auch deutliche Zusammenhänge werden einfach nicht erwähnt. Seit einer gefühlten Ewigkeit bekommt man in regelmäßigen Abständen Nachrichten serviert, welche sich immer wieder mit dem Anstieg der Armut, dem massiven Wachstum bei den Tafeln und ähnlich schlechten Nachrichten beschäftigen. Gerne auch im gleichen Format, wird dann darauf hingewiesen, wie der Reichtum im Land wächst, wie gut die Lohnentwicklungen verlaufen würden und weitere News, die nicht wirklich zur Armutsentwicklung passen. Genau dieser Hinweis bleibt allerdings aus, es wird noch nicht einmal versucht, für einen solchen Widerspruch eine Erklärung zu finden. Überspitzt kann man auch festhalten, dass mindestens einer der beiden Inhalte eine Fake News sein muss. Nun sind es vor allem auch die Staatsmedien, welche sich den Kampf gegen Fake News ganz groß auf ihre Fahnen geschrieben haben. Hier spricht natürlich erst einmal nichts dagegen und man sollte voraussetzen können, dass ARD, ZDF und der Rest mit Fake News nichts zu tun haben.

Die nicht vorhandene Mehrheit im ZDF

Genau vor einer Woche feierte Deutschland den Tag der Wiedervereinigung, letzteres könnte man auch schon durchaus in Sachen Fake News etwas genauer betrachten, hier soll es aber um etwas viel eindeutigeres gehen. Dieser Tag stand vor allem auch im Zeichen der bevorstehenden Landtagswahl in Thüringen und gerade in den Staatsmedien gab es Formate, die man näher beleuchten sollte. So gab es im ZDF Am Puls Deutschlands mit Jochen Breyer und er behauptete, dass in Deutschland eine Mehrheit der Gesellschaft die Regierung gewählt hätte, was natürlich vor allem eine breite Legitimation suggeriert. Man darf davon ausgehen, dass er sich damit auf die letzte Bundestagswahl von 2017 bezogen hat. Laut dem Statistischen Bundesamt hatte Deutschland im betreffenden Jahr etwa 82,8 Millionen Einwohner, was man wohl die Gesellschaft nennen darf. Da davon nur circa 47 Millionen Menschen wählen waren, ahnt man schon, dass seine Aussage eine glatte Fake News war. Noch deutlicher wird dies, wenn man berücksichtigt, dass sich gerade einmal etwa 24,8 Millionen Menschen für die Parteien der Großen Koalition (GroKo) entschieden haben, was letztendlich übrigens auch noch nicht bedeutet, dass sie für diese Art einer Regierungskoalition waren. Unterm Strich bedeutet dies, dass gerade einmal gut 30 Prozent der Gesellschaft für CDU, CSU und SPD gestimmt haben, dies ist nicht einmal ein Drittel. An dieser Stelle von einer Mehrheit zu sprechen, ist damit einfach nur eine dreiste Lüge. Man sieht, warum es wichtig ist, nicht alles zu glauben, was diejenigen verkaufen, die behaupten, sie hätten die Wahrheit gepachtet.


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