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Der Freiheit beraubt


Dieses Farbfoto von Thorsten Hülsberg zeigt den Ausschnitt einer brühmten Wandmalerei in Leipzig und zu lesen ist dort das Wort Freiheit.

Letzte Woche Mittwoch gedachte man in Leipzig des 30. Jahrestags des Auftaktes der so genannten friedlichen Revolution. Leider ging diese wichtige Veranstaltung in den Mainstreammedien weitestgehend unter, da der Tag von einer grausamen Bluttat im nahegelegenen Halle an der Saale überschattet wurde. Was man in der sächsischen Metropole von Seiten der Dauermachthaber zu hören bekam, konnte einen zum Teil nur sprachlos zurücklassen. So war natürlich die Staatssicherheitsdienst (STASI) ein großes Thema, was richtig und wichtig war. Zur Wahrheit gehört an dieser Stelle aber natürlich auch, dass diese Überwachungsform nur ein Witz dem gegenüber war, was den Überwachungsstaat, den Deutschland längst darstellt, aktuell abbildet. Eine ganze Generation ist hier längst herangewachsen, welche die Totalüberwachung durch den Staat und einflussreiche Konzerne für völlige Normalität hält und erst langsam begreift, was dies eigentlich bedeutet. Ähnlich verhielt es sich beim Thema Meinungsvielfalt, welche im Deutschland nach 1989 auch immer weiter in oligopolartige Strukturen überführt wurde und gegen die gerade auch ganz aktuell, vor allem im Internet, vorgegangen wird. So wurden die Menschen, welche dieses System kritisieren, auch in dieser Veranstaltung wieder ins Negative gerückt. Natürlich hat man in Ostdeutschland für diese antidemokratischen Entwicklungen ein besseres Gespür, was einfach an der Erfahrung liegt. Diesen Menschen nun vorzuwerfen, sie kämen heute nicht mehr mit, beraubt sie schon wieder ihrer Freiheit.

Ein Oberbürgermeister aus dem Westen

Der gerade genannte Vorwurf gegenüber systemkritischen Menschen, welche an diesem Tage eigentlich gefeiert werden sollten, kam übrigens vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der interessanterweise aus Siegen in Nordrhein-Westfalen stammt, was aber noch ein ganzer anderer Teil der Geschichte ist. Ein weiteres Thema war die freie Wahl des Arbeitsplatzes, die es so in der DDR nicht gab. Ein schlechter Scherz dies zu erwähnen, ist es doch im heutigen Gesamtdeutschland so, dass man, durch die Vernichtung des Sozialstaates, vom Jobcenter gezwungen wird, jeder Arbeit, hat sie auch noch so wenig mit der eigenen Ausbildung oder gar Vorlieben zu tun, nachzugehen. Da kann man durchaus von Zwangsarbeit sprechen. Eine weitere, gelobte Errungenschaft, die es so also gar nicht gibt. Die SPD, welche vor allem auch durch die gerade angesprochene Rodung des Sozialstaates in die Bedeutungslosigkeit taumelt, spielte aber nicht nur in Form des Leipziger Oberbürgermeisters eine fragliche Rolle aber dazu gleich mehr. Bei der SPD muss in diesen Tagen noch angemerkt werden, dass sie wohl schon längst in der völligen Bedeutungslosigkeit angelangt wäre, hätten sich nicht große Medienhelfer, welche das Land schon seit Monaten mit nicht gekennzeichneter SPD-Dauerwerbung überziehen, auf ihre Seite gestellt. Dies hatte man bei der SPD geschickt eingefädelt, denn dort veranstaltet man seit Monaten eine riesige Show zur Findung einer neuen Spitze. Eine Nachricht, welche realistisch betrachtet, nur eine absolute Minderheit in Deutschland noch interessiert. Gerade in den Staatsmedien weiß man aber längst, dass es dort bei politischer Berichterstattung nicht um die Gewichtung der Parteien bei den Wählern geht, sondern nur um den Schutz der noch immer vorherrschenden Machtstrukturen. Was dies über die Unabhängigkeit dieses Teils der Medienwelt aussagt, erklärt sich von selbst.

Ein eher schwacher Vortrag

Kehren wir zurück nach Leipzig, bleiben dabei aber bei der SPD. Natürlich hielt auch das Staatsoberhaupt eine Rede und nicht umsonst nennt man Frank-Walter Steinmeier den SPD-Bundespräsidenten, was natürlich ein Problem ist. Dies gilt auch dafür, dass er die aktuelle Regierung, welche auf immer mehr Ablehnung stößt, quasi aus der Taufe hob. Die Große Koalition (GroKo) ist förmlich ein Katalysator, wenn es um die Spaltung Deutschlands geht, da versteht man, warum Steinmeier genau diesen Prozess in seinem allgemein eher schwachen Vortrag so klein machte. Fast zeitgleich sollte diese Fehleinschätzung auf grausame Art im benachbarten Sachsen-Anhalt verdeutlicht werden. So etwas sollte selbst den Dauermachthabern zu denken geben, wird es aber wahrscheinlich leider nicht. Auch die Finanzkrise, welche, wie die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) eigentlich täglich belegt, noch nicht im Ansatz vorbei ist, erklärte er zum wiederholten Male, als erfolgreich überwunden. Diese Auffassung vertrat er auch beim Thema Flüchtlingskrise. Nein, mit der Realität Deutschlands im Herbst 2019 hatte all dies kaum zu tun. Einen weiteren negativen Höhepunkt hatte es kurz zuvor noch gegeben, als die Verwendung des wichtigen Satzes WIR SIND DAS VOLK wieder einmal nur dem vorherrschenden System erlaubt werden sollte. Auch sowas beweist, wie man in diesem Lager denkt.

Ein wirkliches Highlight

Man muss aber auch sagen, dass dieses Gedenken ein wirkliches Highlight bot. Die Rede von Freya Klier schaffte dann endlich den Geist, welchen dieser Festakt doch eigentlich haben sollte. So räumte sie damit auf, dass die friedliche Revolution gar nicht so friedlich war, wie man es allein schon durch diesen Namen verkaufen will. Am härtesten gingen dabei Antiterroreinheiten vor, was doch einen starken Bezug zur Gegenwart auf verschiedenen Ebenen erkennen lässt. Sie räumte aber auch mit den Erben der SED auf, deren Erben wiederum spielen übrigens längst wieder eine wichtige Rolle im heutigen System. Es wurde doch deutlich, dass einiges schiefgelaufen ist, in der Folge dieser Herbstmonate 1989.  Diese Rede, der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin, machte aber trotzdem vor allem Mut, was Veränderung angeht und dies sollte man aus den Tagen des Mauerfalls doch vor allem ziehen. Das Staatsfernsehen riss danach wieder Teile aus dieser Rede, um sie zu einer systemtreuen zu machen, was wieder einmal zum bekannt traurigen Bild dieser Medienvertreter führte. Der gerade angesprochene Mut ist in diesen Tagen natürlich sehr wichtig und man muss leider nach nur 30 Jahren wieder massiv für Veränderungen kämpfen. Die nächste Chance dazu gibt es schon am Monatsende in Thüringen, wo die Menschen an den Wahlurnen weitere klare Zeichen für diese Veränderungen setzen können. Sollten diese klaren Zeichen weiterhin von den Gescheiterten ignoriert werden, kann man auf das Wissen von 1989 zurückgreifen und dies sollten dann selbstverständlich auch die Menschen im Westen tun.


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