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Die Türkeiwahl und der Umkehrschluss


Dieses Bild von Thorsten Hülsberg zeigt ein Wahlkreuz in den türkischen Nationalfarben in Form eines Bildschirms.

Am vergangenen Sonntag war es dann endgültig soweit und Recep Tayyip Erdogan gewann die Wahl in der Türkei und bleibt somit Präsident. Das einzig Außerge-wöhnliche an dieser Wahl war, dass die Entscheidung diesmal in der Stichwahl fiel. Hier waren gerade erst vermeintliche Überraschungen ein Thema, dazu versuchte die Medienhelfer der Dauermachthaber in Deutschland das Ergebnis der Türkeiwahl auch zu machen, dies war allerdings nicht einmal das Absurdeste an der dortigen Berichterstattung zu diesem Thema. Nimmt man an, dass die angesprochene Wahlberichterstattung in Deutschland nicht völlig absurd war, würde dies zwangs-läufig ein weiteres Indiz für die bekannten Fragen zur Demokratie im ehemaligen Land der Dichter und Denker darstellen. Mit Erdogan und der AKP, da ist man sich einig, sieht es für einen Beitritt der Türkei in die ablehnungswürdige Europäische Union (EU) weiterhin schlecht aus. Damit sind die imperialistischen Träume in Brüssel dieses Brückenkopfs nach Asien weiterhin unrealistisch. Mit diesen Plänen erklärt sich aber auch, warum der angesprochene Teil der Medienwelt alles versuchte, die Wiederwahl von Erdogan zu verhindern. Was die aufkommenden Demokratiefragen angeht, wird man schon seit der ersten Wahlrunde nicht müde, zu erklären, wie unfair diese Wahl abgelaufen sei und macht dies vor allem an der einseitigen Berichterstattung in den wichtigsten türkischen Medien fest, die alle der Regierung nahestehen sollen. Wenn dies der Maßstab sein soll, würde es im Umkehrschluss bedeuten, dass die Wahlen in Deutschland ebenfalls unfair sind. Dies bedeutet, dass sich auf dieser Ebene alles von Ankara nach Berlin spiegeln lässt, denn nicht umsonst muss man von den Medienhelfern der Dauermachthaber sprechen. Wenn man sich überlegt, welch Populismus Sender, wie zum Beispiel WELT TV, an den Tag legen, versteht man, warum Erdogan behauptet, der Westen würde gegen ihn arbeiten. So sprach man dort von möglichen Erdogan-Flüchtlingen, womit Menschen gemeint waren, welche das Land nun even-tuell wegen Unzufriedenheit verlassen könnten. Dann müsste man sich einmal genau mit den Zahlen von Dauermachthaber-Flüchtlingen auseinandersetzen, die es in den letzten Jahren und Jahrzehnten gab. Da käme man dann übrigens einem tatsäch-lichen Fachkräftemangel auf den Grund.

Unfaire Wahlen?

Dies ist aber nur ein Beispiel, was man in Deutschland alles versuchte und es erklärt auch die dortige Enttäuschung, dass diese Versuche nicht fruchteten. In Deutschland speziell waren es sogar satte Zweidrittel, die sich für Erdogan entschieden haben.  Dies brachte dann gleich auch die Dauermachthaber selbst auf die Palme, was auch der umstrittene Bundeslandwirtschafts-minister Cem Özdemir (Grüne) unter Beweis stellte, der diese Wählergruppe massiv unter Feuer  nahm. Auch dies wurde von den genannten Medien hierzulande nicht kritisiert, was völlig normal ist, da es eben ihre Art der Arbeit ist, wie erwähnt, wären damit eben Wahlen in Deutschland dann auch unfair. Weiter berichtete man aus der Türkei, wie groß dort doch die Spaltung der Gesellschaft sei und sich Teile gar schon bewaffnen würden. Auch an dieser Stelle sieht es in Deutschland nicht wirklich grund-legend anders aus.  Da reicht nur ein Blick auf die Szene der Reichsbürger, welche immer mehr Zulauf erhält. Man sah auch, wozu man bereit war, wenn die Unterstützung der Opposition in der Türkei zum Thema wurde. CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu versuchte vor der Stichwahl noch aufzuholen, in dem er damit warb, die syrischen Flüchtlinge nach einem Wahlsieg wieder zurückzuschicken. Der Aufschrei zu dieser Politik, die man auch in Deutschland ansonsten grundsätzlich ablehnt, war doch verhältnismäßig klein. Wieder einmal wurde man das Gefühl nicht los, dass nicht Handlungen im Vordergrund stehen, sondern wer für diese  verantwortlich zeichnet. Dieses Problem kennt man vom politischen Berlin und den Dauermachthabern nur zu gut. Dort hält man die Fahne der Demokratie und Freiheit immer ganz hoch und sieht sie bei Kleinigkeiten schon gefährdet, während man zum Teil selbst Demokratieabbau betreibt und Freiheiten einschränkt. Dazu passte ebenfalls, dass am letzten Montag bei n-tv die Frage aufkam, warum die Regierung in der Türkei weitermachen kann, obwohl es so massive Probleme im Land geben würde. Auch an dieser Stelle müsste dann die Frage gestellt werden, wie dies in Deutschland aussieht, wo die Dauermachthaber schon seit sehr langer Zeit für große Schwierigkeiten sorgen.

Regierungsnahe Medien?

Wie sich schon zeigte, waren es immer wieder regierungsnahe Medien, welche im Fokus der Kritik im Zusammenhang mit der Türkeiwahl standen. Dies kam in Deutschland natürlich von dem Teil der Medien, wo man keinerlei Kritik gegen die verfehlte Coronapolitik der Dauermachthaber fand oder die aktuelle Klimahysterie komplett mitträgt bzw. noch anheizt. Es sind nur zwei kleine Beispiel, welche aufzeigen, warum es eben Medienhelfer ganz auf Regierungskurs sind. Wären sie in ihren Aussagen zur Türkei wirklich konsequent, müssten sie sich allesamt wohl im Namen der Demokratie selbst auflösen. Ganz interessant ist bei allem auch der Umgang mit dem Bereich der Sozialen Medien. Geht es dort gegen Erdogan oder Putin, wird direkt suggeriert, dass die jeweiligen Kanäle ganz seriösen Quellen seien, wenn die angesprochenen Medienhelfer Nachrichten generieren wollen. Können Nachrichten dabei nicht verifiziert werden, ist dies auf solchen Gebieten plötzlich ebenso wenig ein Problem und man baut sehr viel darauf auf, ohne mit der Wimper zu zucken. Für diesen Bereich von vermeintlichen Nachrichten, haben dann auch Faktenchecker keine Kapazitäten, sich damit zu beschäftigen. Ist der Bereich Social Media nun Quelle für Nachrichten, welche  die deutsche Regierungspolitik kritisieren, suggeriert man alles sei von Russland gesteuert bzw. soll es dann von radikalen, dum-men Menschen stammen. Je nach Sachverhalt wird beides auch gerne vermischt. Ein doch bemerkenswert Umgang mit dieser Quelle. So zeigt sich, dass  es immer interessanter wird, welche unterschiedlichen Maßstäbe weiterhin im Kontext Demokratie angewendet werden. Bevor man mit diesem Thema versucht beim eigenen Volk zu punkten oder gar imperialistische Expansi-onspläne darauf aufbaut, Stichwort Demokratie nach westlichem Vorbild, sollte man doch erst einmal für einheitliche Standards sorgen, da das Geschmäckle sonst einfach zu groß ist und vieles einfach nur in die Irre führt. Ein guter Anfang wäre es da schon, wenn man sich abgewöhnen würde, die Menschen mit der Fake News zu berieseln, dass der Krieg in der Ukraine im letz-ten Februar begonnen hätte und endlich deutlich machen würde, dass der Krieg im nächsten Jahr schon seit einem Jahrzehnt andauert, man nur die Relevanz des Themas zum Durchsetzen eigener politischer Ziele im letzten Jahr mit der russischen Aus-weitung des Krieges, massiv verändert hat.


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