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Afghanistan – Schock in der systemtreuen Echokammer


Dieses Foto von Thorsten Hülsberg zeigt eine zerrissene Fahne vor sandigem Horizont.

Die Bedrohungslage auf dieser Welt verändert sich gerade dramatisch, darüber wird man sich aber erst in einigen Jahren erstaunt zeigen. Zur Stunde ist man erst einmal darüber schockiert, was sich aktuell in Afghanistan abspielt und wie schnell die Taliban das Land wieder unter ihre Kontrolle brachten. Noch vor Tagen sprach man davon, dass Kabul erst in 30 bis 90 Tagen fallen würde, de facto ist die afghanische Hauptstadt allerdings jetzt schon gefallen. Der Flughafen wird im Moment noch von 7.000 US-Soldaten gehalten und genau da hängt die Bundeswehr wieder einmal am Rockzipfel. Deutschland kann dort nur so lange evakuieren, wie die US-Truppen dort für eine Reststabilität sorgen. Dies alles ist vielsagend und zum Glück passierte dies noch vor der Bundestagswahl. Natürlich ist auch dieses Versagen der Dauermachthaber in Deutschland ein Thema, welches sie lieber nach der Wahl besprechen möchten, worauf sich die Wähler einfach nicht einlassen sollten. Die Häufung und Intensität der Tiefpunkte der Merkel-Jahre sind evident dafür, wo dieses Land steht. Offensichtlich haben sich die politisch Verantwortlichen so sehr in ihrer eigenen Echokammer eingeigelt, dass die Realität, so radikal sie auch sein mag, nicht den Hauch einer Chance hat, dorthin durchzudringen. Man muss einräumen, dass das gesamte politische Konstrukt, nicht nur in Deutschland, des Westens immer mehr Risse bekommt, um es mit aller Vorsicht zu formulieren. Wenn die Rede vom größten Tiefpunkt der NATO ist, sollte dies doch nachdenklich stimmen. Wo ist in diesen Tagen das große Europa, welches man ständig verkauft bekommt, wenn es wieder einmal negative Entwicklungen durch die Europäische Union (EU) für die Mehrheit der Europäer gibt. Es ist an der Zeit diesen Kontinent neu zu denken, bevor der ganz große Knall kommt. Dabei sollten dann einfach nur mehrheitsfähige Interessen im Vordergrund stehen und nicht die Vorteile einer kleinen Minderheit.

All die Warnungen waren bekannt

In Afghanistan gibt es, vor allem aus den geschilderten Gründen, große Probleme, gefährdete Menschen noch aus dem Land zu holen. Die Warnungen waren hinlänglich bekannt, sowohl im Kontext des Abzugs westlicher Truppen, wie auch was die Geschwindigkeit des Falls von Kabul angeht. Auf Deutschland bezogen, hat man dies im Außenministerium ignoriert und redet sich nun heraus, was ebenso für andere Ministerien gilt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), der für seine Fehleinschätzungen schon länger bekannt ist, wird all dies unbeschadet überstehen. Wo die Bundeswehr steht, wurde ebenso erläutert, Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wird dies auch nicht schaden. Ähnlich sieht es mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich vom ersten Tag an alternativlos gefühlt, auch weil in der angesprochenen Echokammer genau dieses Bild nur zu gerne verkauft wurde. Man sieht einmal mehr, wie groß das Scheitern auch diesmal wieder ist. Selbstverständlich wird all dies, dann wohl nach der Wahl, in der bekannten Form aufgeklärt werden. Untersuchungsausschüsse, Arbeitskreise, man kennt dies alles, vor allem weiß man aber ziemlich genau, was all dies im Kontext der Übernahme von Verantwortung auch bei diesem Scheitern wieder bedeuten wird, rein gar nichts. Es war damals noch die Sowjetunion, welche in Afghanistan gescheitert war und ohne Erfolg wieder abzog, auch diese Warnung hatte der überhebliche Westen ignoriert, um nun nach 20 Jahren ebenfalls exakt an diesem Punkt zu stehen. Hat man gerade gesehen, wie all die Hoffnungen in Tagesfrist zerstört wurden, bauen genau die, welche damit gearbeitet hatten, jetzt ebenfalls wieder darauf, größere Ignoranz kann man nicht an den Tag legen. All die Trauer, die in diesen Tagen wieder geäußert wird und zwar von denen, die diese Situation erst geschaffen haben, ist nicht nur zynisch, sie weist auch auf ein Problem hin. Wer sollte westlichen Kräften in Zukunft noch vertrauen? Nicht nur, dass durch den Umgang mit Corona in Deutschland und vielen anderen Teilen des Westens gezeigt wurde, was die angeblich so freiheitliche Demokratie ausmacht, wenn die Machthaber erst einmal unter Druck geraten, lässt man vermeintliche Freunde auch noch im Stich. In Afghanistan spricht man längst von Verrat und dies ist in der aktuellen Situation wirklich nachvollziehbar.

Im Zeitalter von Angst und Schrecken

Wie groß das Scheitern, auch der Dauermachthaber in Deutschland, nun wird, muss man wohl an zwei Phasen festmachen. Da ist die laufende Evakuierung, wo abzuwarten bleibt, wie desaströs es wird. Schließlich hat man es über Monate versäumt, die Leute in Sicherheit zu bringen und ist, wie erwähnt, nun maximal abhängig von den USA und sobald sie den Flughafen in Kabul aufgeben, sind all die Menschen, die in Afghanistan noch auf Rettung warten, wohl endgültig verloren. Dann wird es noch schwerer, zukünftig Ortskräfte zu finden. Die zweite Phase ist, wie verhalten sich die Taliban, wenn alle Kräfte raus sind. Sich nun am Flughafen auf den letzten Metern eines gewonnen Krieges noch in etwas reinziehen zu lassen, wäre doch nicht sehr clever. Geschickt ist es hingegen, sich jetzt freundlich winkend, moderat zu zeigen und wenn alle raus sind, erst mit der vollen Härte zu beginnen. 9/11 ist kommenden Monat genau 20 Jahre her und man wird sehen, wann ein ähnliches Szenario dann wieder entstanden sein wird. Beim System des Westens, welches man so gerne an allen möglichen Stellen der Welt, im Rahmen des völligen Globalisierungswahns, verkaufen möchte, sind Angst und Schrecken zum Machterhalt nicht wegzudenken, beides sind vielmehr feste Bestandteile. Erst war es der lange Kalte Krieg, bevor danach die Abstände der unterschiedlichsten Bedrohungslagen immer kürzer wurden. Dies wird aber noch in einem eigenen Artikel genauer erklärt. Aktuell werden die Menschen noch mit dem Horror namens COVID-19 bedroht, allerdings ist der Widerstand längst so groß, dass die Verantwortlichen nicht mehr lange damit durchkommen werden. Fließend muss dann die nächste Bedrohung ihren Lauf nehmen und da könnten ganz schnell die Entwicklungen in Afghanistan eine Rolle spielen. Vielleicht heißt es dann wieder, dass die Sicherheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt werden muss, ständige Wiederholungen liegen schließlich voll im Trend. All diese Umstände würden dann auch zeigen, warum der Schock in der systemtreuen Echokammer, vielleicht aber auch wieder nur eine grandiose Inszenierung war, während im Hintergrund längst etwas  ganz anderes aus der Taufe gehoben wird.


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