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Ohne 1989 nicht möglich


Die farbige Ausschnittsfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt das Wort Freiheit aus einem Wandgemälde von Michael Fischer in Leipzig.

Die Länderspielpause im Genickbruch-Lockdown bietet hoffentlich in einigen Stunden ein erstes Highlight. Am Abend treten dafür die LÖWenherzen im schönen Leipzig gegen die Tschechische Republik an. Dieses Freundschaftsspiel, ein Format, welches es seit der Einführung der UEFA Nations League eigentlich gar nicht mehr geben sollte, müsste eine souverän lösbare Aufgabe sein. Genau dieser Ansatz funktioniert allerdings seit geraumer Zeit, dank Bundestrainer Joachim Löw, schon nicht mehr. Bevor die Gründe dafür noch einmal kurz angerissen werden, soll aber die Besonderheit dieses Kicks eine Rolle spielen. Vor ziemlich genau 31 Jahren fiel die Mauer und dies auch wegen Protesten, eben in Leipzig. Da passt es nicht nur, dass es am vergangenen Wochenende wieder eine volksbewegte Großdemonstration an diesem Ort gab und die Sicherheitskräfte, wie schon 1989, nicht eingriffen. Hätte es die Proteste vor über 30 Jahren, welche so viel mitverantworteten, nicht gegeben, würde es das Spiel am heutigen Abend gar nicht geben. Die Tschechische Republik entstand erst durch die geschichtlichen Veränderungen der damaligen Zeit. Ein Grund mehr, für dieses Spiel, an diesem Ort. Es hätte natürlich ein ganz besonderes Fest in diesen Novembertagen geben können, allerdings ist alles in dieser Richtung, aus den geschilderten Gründen, natürlich untersagt. So gibt es nachher wieder nur ein Geisterspiel und nicht nur deshalb ist die Erwartungshaltung sehr gedämpft. Hörte man in der letzten Länderspielpause vor allem viel von Leistungssteuerung, wenn man wieder einmal unterwegs auf der Suche nach immer neuen Ausreden war, sollen diesmal die Automatismen diese Rolle übernehmen. Wenn man jedes zweite Spiel natürlich eine gefühlt neue Mannschaft aufstellt, ist es nicht weiter überraschend, wen diese Automatismen nicht funktionieren. Dies hat dann auch rein gar nichts mit der Katastrophe mit COVID-19 zu tun, sondern ist einzig und allein ein Trainerproblem. Da sieht es aber eben genauso aus, wie in der Politik, wo das dauerhafte Scheitern, über Jahre und Jahrzehnte, auch nichts verändert hat. Während sich dort immer mehr Widerstand aufbaut, ist dies natürlich im Fußball bei Geisterspielen schwer möglich. Man wird sehen, wo es hinführt, schließlich folgen auch noch zwei wichtige Pflichtspiele, gegen die Ukraine und Spanien, in dieser Runde. Damit endet dann für die DFB-Auswahl ein eher trauriges Jahr.


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