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Corona Chaos Pokal


Dieses quadratische Bild von Thorsten Hülsberg zeigt in vier Zeilen im Grünweiß vom BALLacker Pokal Saison 2020 2021, darüber steht schräg und in schwarzer, an einen Virus erinnernder Schrift Corona-Chaos.

Am vergangenen Freitag war es soweit und mit gut einem Monat Verspätung begann die 1. Runde des DFB-Pokals 2020 / 2021. Das Chaos begann letztendlich schon mit der Auslosung und vielen Platzhaltern. Erst eine Woche vorm Saisonauftakt im Pokal standen alle Teams fest, dachte man zu mindestens bis kurz vorm Anpfiff dieser Runde, denn da sollte es gleich den ersten echten Paukenschlag geben. Türkgücü München setzte sich vor Gericht durch und die Folge war, dass die Partie zwischen dem 1. FC Schweinfurt 05 und Schalke 04 abgesetzt wurde. So nahm das Chaos dann seinen Lauf, was auch dadurch unterstrichen wurde, dass bei gut einem Drittel aller Erstrundenspiele das Heimrecht umgekehrt wurde. Spätestens ab diesem Punkt war auch klar, dass es keinen fairen Wettbewerb geben würde. Da passte es auch ins Bild, dass der FC Bayern München wieder eine Extrawurst bekam und erst in einem Monat gegen den 1. FC Düren antreten muss, warum diese Runde bis Mitte Oktober läuft. Die Unfairness dieses Wettbewerbs zeigte sich auch dadurch, dass es gar keine bis zu mehreren Tausenden Zuschauern gab, was dem Föderalismus geschuldet war. Auch an dieser Stelle muss schnellstens eine Lösung her. Aktuell muss man festhalten, wenn Dinge in Zeiten der Katastrophe mit COVID-19 nicht machbar sind, sollte man dies akzeptieren und sie nicht mit aller Gewalt durchsetzen, wie man es eben im DFB-Pokal spätestens seit der Auslosung erleben muss. Jetzt, unter diesen Umständen, vom Sportlichen zu reden, klappt natürlich nur sehr eingeschränkt. Am Freitagabend bahnte sich gleich die erste Überraschung an, denn der TSV Havelse führte lange mit 1:0 gegen den FSV Mainz 05. Was für eine Geschichte vor den Toren Hannovers, in der Corona-Realität war allerdings alles ganz anders, denn der Kick fand tatsächlich in Mainz statt und die Heimmannschaft drehte das Spiel dann noch zu einem satten 5:1-Sieg, womit die Mainzer doch noch locker weiterkamen. Das andere Spiel des Abends war Eintracht Braunschweig gegen Hertha BSC Berlin und dort zeigte sich, dass die Millionen Euros der Hauptstadt eben doch Tore schießen und zwar gleich vier. Am Ende zeigte sich allerdings vor allem, dass Tradition noch mehr Tore schießt und zwar satte fünf. So flog Hertha schon in der 1. Runde bei den Löwen mit 5:4 raus, was jetzt aber wahrlich keine riesige Pokalüberraschung war, wie man es zum Teil in den Mainstreammedien verkaufen wollte. Nur wegen der Ordnung sei noch erwähnt, dass auch dieser Freitag nicht ohne die bekannten Schiedsrichterprobleme auskam, ein weiteres, längst dauerhaftes Problem dieses Wettbewerbs, findet er doch nur zum Teil, also ab dem Achtelfinale, mit dem ablehnungswürdigen Videobeweis statt.

Die ganz große Langeweile

Richtig los ging es dann am Samstagnachmittag und die klaren Vorzeichen waren, wie man schon sehen konnte, längst gesetzt. Neun Kicks standen so um 15.30 Uhr an und dieser Pokal sollte wirklich vieles bieten. Vieles bieten, bedeutete für die frühen Samstagsspiele leider auch, dass es gähnend langweilig war, da die Spiele weitestgehend sehr deutlich waren. Wenn auch mancher der höherklassigen Teams minimale Startschwierigkeiten hatte, waren viele Partien doch mehr Trainingseinheiten ohne großen Wettbewerbscharakter. Eintracht Frankfurt machte es ganz im Süden der Republik beim TSV 1860 München spannend, am Ende stand aber doch ein 2:1-Sieg der Adler, was eben reichte. Der SV Todesfelde schaffte es gegen den VfL Osnabrück nicht unterzugehen, am Ende schafften sie aber mit dem 0:1-Endstand auch nicht die nächste Runde. Einzige Ausnahme war der Kick zwischen RSV Meinerzhagen und der SpVgg Greuther Fürth, wo es mit getauschtem Heimrecht und einem 1:1 in die Verlängerung ging. Nachdem ersten Teil der Verlängerung führten die Fürther  dann aber auch mit 4:1, am Ende war es mit 6:1 dann auch dort eine sehr klare Geschichte. Aber auch der Nachmittag bot einen richtigen Knaller, allerdings neben dem Platz. Die Sonntagspartie zwischen Waldhof Mannheim und dem SC Freiburg geriet massiv unter Druck, da gleich zwei Mannheimer positiv auf COVID-19 getestet wurden. Dann war erstmal kurz Zeit für die Sportschau und was man dort aus den bisherigen Geschehnissen machte, war erwartungsgemäß eher unterirdisch, hat man die Zeichen der Zeit dort einfach nicht erkannt, was natürlich zur ARD passt. Dies galt auch wieder für die übliche, permanente Bayern-PR, die an diesem Punkt mit dem Pokal gar nichts zu tun hatten. Der Vorteil man konnte sich dort ziemlich schnell wieder verabschieden, womit man zu den Spielen am frühen Samstagabend gelangt. Es wurde erst einmal nicht besser, drei Spiele und nach einer Stunde dann gerade einmal ein Törchen, was dann wieder übertrieben in die andere Richtung war. Nach 90 Minuten waren es dann gerade drei Tore und zwei davon beim 2:0 zwischen dem SSV Ulm und Erzgebirge Aue. Zum ersten Mal am Samstag, dass die untere Klasse siegen sollte, ein Pokalwunder war aber auch dies nicht. Der FC Ingolstadt verlor mit 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf. Wer rechnen kann, weiß nun, dass der Karlsruher SC ohne Tore gegen den 1. FC Union Berlin in die Verlängerung ging. Kurz vorm Elfmeterschießen dann das FCU-Traumtor zum 0:1-Endstand, womit auch in Karlsruhe keine Überraschung geboten wurde. Der Fußballsamstag, der ebenfalls nicht ohne Schiedsrichterprobleme auskam, endete dann in Thüringen mit dem Kick zwischen FC Carl Zeiss Jena und Werder Bremen. Dort sollte der Samstag perfekt abgerundet werden, denn es blieb gähnend langweilig und die Jungs von der Weser setzten sich mit einem verdienten und zu erwartenden 0:2 durch.

Die völlig falsche Entscheidung

Eine weitere Entscheidung gab es am Samstagabend aber noch und zwar, dass am Sonntag die bereits angesprochene Partie wischen dem Waldhof und Freiburg trotz der positiven Tests stattfinden sollte, so entschied es das zuständige Gesundheitsamt in Mannheim. Wenn die Menschen im Land immer mehr Probleme mit Einschränkungen im Kontext COVID-19 bekommen, darf man sich bei solchen Entscheidungen wirklich nicht wundern. Mit der eigentlich logischen Spielabsage hätte natürlich gut ein Zehntel der Spiele nicht zum normalen Termin stattgefunden, was die Situation des Pokals noch weiter verschlechtert hätte. So kann jetzt jeder sein Urteil über diese Entscheidung selbst fällen. Das große, bedingt öffentliche Training stand auch am Sonntagnachmittag wieder am Rhein statt und zwar diesmal in Leverkusen. Die Partie war Eintracht Norderstedt gegen Bayer 04 Leverkusen mit getauschtem Heimrecht und endete 7:0. Ähnlich sah es in der Partie zwischen dem 1. FC Rielasingen-Arlen und Holstein Kiel  aus, was 1:7 endete. Sonst war es aber wirklich interessanter, als man es am Samstag ertragen musste und mit dem 4:2 zwischen dem SV Elversberg und dem FC St. Pauli gab es im Saarland eine kleine Überraschung, wobei Pauli und der Pokal oft genug keine gute Beziehung pflegen. Dann gab es noch zweimal 1:1 nach 90 Minuten  und so gingen der 1. FC Kaiserslautern und der SSV Jahn Regensburg, wie auch der Chemnitzer FC gegen 1899 Hoffenheim in die Verlängerung. Beim letzteren Spiel merkte man natürlich wieder, dass in Sachen Familie Hoeneß immer viel erzählt wird, was später nicht in der Realität ankommt. Sebastian Hoeneß, der neue Trainer der SAP-ler, wurde so massiv gelobt und dann dieser Auftakt in Chemnitz. Mit viel Glück rettete 1899 sich mit einem 2:2 gerade noch ins Elfmeterschießen und es endete dann 4:5. Lautern gegen Regensburg ging auch ins Elfmeterschießen und dies war glücklich für den Jahn, der fast die gesamte, torlose Verlängerung mit einem Mann weniger durchstehen musste. Auch dort blieb mit dem 4:5 am Ende die Überraschung aus. Am frühen Sonntagabend standen dann noch drei Spiele an, womit das Pokalwochenende zu Ende ging und dies war bis dahin die beste Staffel dieser Runde. SV Wehen Wiesbaden gegen den 1. FC Heidenheim endete 1:0, was ein wenig überraschte aber ebenfalls keine große Pokalüberraschung war. Einer der großen Knaller dieser Runde, der mit dem beschriebenen Geschmäckle stattfand, war Waldhof Mannheim gegen den SC Freiburg. Es war einfach nur spannend und dies bis zum Ende, wo dann das 1:2 die Überraschung verhinderte. Das spannendste Highlight bekam man dann mit dem 1. FC Magdeburg gegen Darmstadt 98 geboten. Der FCM schaffte das 2:0 allerdings glichen die Lilien noch aus, womit es mit 2:2 in die Verlängerung ging, wo die Lilien es endgültig drehten und mit einem 2:3 in die nächste Runde schafften. Natürlich hat, wie man sehen kann, diese Pokalsaison schon genug Probleme, da wird es nicht besser, wenn man auch am Sonntag wieder auf Schiedsrichterprobleme hinweisen muss.

Das vorläufige Ende

Natürlich endete diese Pokalrunde am Montagabend nicht ganz, was an den geschilderten bayerischen Problemen lag, welche eben zu zwei später nachzuholenden Partien führte. Da dies aber noch Wochen dauern wird, kann man nun schon von den letzten vier Partien sprechen, von denen drei am frühen Abend stattfanden und es sollte dann doch noch endlich richtig fein werden. Zuerst muss aber noch einmal das Thema Zuschauer aufgemacht werden, führte dies doch zunehmend während dieser Auftaktrunde zu Diskussionen und man darf gespannt sein, wie man dies zukünftig lösen will, denn so kann es mit Sicherheit nicht weitergehen. Dies zeigte sich auch an diesem Abend wieder deutlich. Beim Zweitligaduell zwischen den Würzburger Kickers und Hannover 96 gab es gar keine Zuschauer. Es war ein solider Kick, wo die 96er die Nase meist vorn hatten und so ging es mit 0:1 in die Pause. Danach wurde noch auf 0:2 und später auf 0:3 erhöht. Kurz vorm Ende der regulären Spielzeit fiel noch das 1:3 und die Kickers bekamen quasi mit dem Abpfiff auch noch einen Elfer zum 2:3, was dann aber auch der Endstand war und das verdiente Aus bedeutete. Einen Westkracher gab es mit dem Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und Arminia Bielefeld und hier bahnte sich früh an, dass der Pokalauftakt doch noch eine Pokalsensation bekommen sollte, denn RWE ging nach gut 30 Minuten mit 1:0 in Führung. 300 Fans konnten hier mitfiebern und dies bis endlich die 90 Minuten mit Nachspielzeit rum waren und die Sensation perfekt war, denn die Führung hielt. Die Essener kickten so tatsächlich den Bundesligaaufsteiger raus. Den großen Knaller der frühen Spiele gab in Sachsen, wo Dynamo Dresden zur Pause schon mit 2:0 gegen den Hamburger SV vorne lag. In der zweiten Hälfte stand dann auch gleich das 3:0 mit einem Traumtor auf der Anzeigetafel. Dies feierten übrigens gut 10.000 Zuschauer, die wurden in der Schlussphase auch beim 3:1 nicht mehr nervös, vor allem auch da in der Nachspielzeit ein Elfer noch zum 4:1-Endstand führte. Damit war es ein richtig übler Pokalstart für die gesamte Hansestadt. Den Schlusspunkt gab es dann wieder im Westen mit dem Derby zwischen dem MSV Duisburg und Borussia Dortmund, wo es noch einmal 300 Zuschauer gab. Nach 45 Minuten hätte man eigentlich Feierabend machen können, denn es stand 0:3 und Duisburg hatte nur noch zehn Mann auf dem Platz. Von den drei Toren gab es zwei Standardtreffer, warum das Ergebnis souveräner wirkt, als es das Spiel tatsächlich hergab. Nach der Pause dann das 0:4, wieder nach einem Standard und diesmal auch noch ein purer Glückstreffer. Dann direkt der nächste Standard zum 0:5-Endstand, womit es mehr und mehr langweilig wurde und weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch an diesem Abschlussspieltag ist man nicht überrascht, dass die Schiedsrichter gleich wieder mehrfach patzten, womit auch dieser Eindruck bleiben wird. Nimmt man noch das allgemeine Chaos hinzu, versteht man, warum eine Pokalpause wohl die einzig richtig Entscheidung gewesen wäre und man ahnt nichts Gutes für den Bundesligastart am Wochenende.


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