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COVID-19 und die Kirchen


Dieser Farbfotoausschnitt von Thorsten Hülsberg zeigt zwei sich gegenüberstehende Hasenskulpturen in einem schottischen Park. Darunter steht in grün KEEP DISTANCE.

In diesen Tagen, wo Ostern vor der Tür steht und dieses Jahr nicht wirklich stattfinden wird, erkennt man deutlich, dass keiner wirklich etwas weiß, wenn man von COVID-19 spricht. Schien am Anfang noch alles so klar, welchem Blickwinkel man auch immer folgte, verschwimmt nun alles immer mehr. Es breiten sich zunehmend Ratlosigkeit und Unsicherheit aus. Dies gilt schlichtweg für alle Bereiche. Die Politik läuft noch immer weiter hinterher. In der Wirtschaft versuchen wieder viele der üblichen Verdächtigen auch weiterhin ihren Reibach zu machen und das Soziale bleibt wieder einmal auf der Strecke. In dieser Aufzählung vermissen manche in Deutschland nur noch eins und zwar die Kirchen und die fehlen tatsächlich. Dieser Zustand ist allerdings ebenfalls nichts Positives. Auch wenn es immer weniger werden, gibt es noch eine nicht unerhebliche Menge an Menschen im Land, die sich in dieser Zeit Trost und Zuversicht von den Kirchen erhoffen. So dürfte bei den aktuellen Umständen die Unzufriedenheit in diesen Tagen bei den Kirchenanhängern wieder wachsen. Es scheint so, dass die Kirchen in der größten Katastrophe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs irgendwie ziemlich abgetaucht sind. Außer kleiner Ausnahme, scheint man dort mit dem Coronavirus und der Bekämpfung nichts zu tun zu haben. Bei dem Massensterben, was man jetzt schon erahnt und in manchen Ländern deutlich sieht, kommt da doch wieder die Frage nach dem Nutzen und der Bedeutung der Kirchen für die Gesellschaft auf. Da vor allem ältere Menschen zu Opfern werden, dürfte dies den Kreis der Gläubigen, so zynisch es klingen mag, noch weiter schmälern.

Die Rolle in der Pflege

Jetzt könnte man hervorheben, dass die Kirchen, wie auch alle anderen Gotteshäuser, direkt auf Gottesdienste und ähnliches verzichteten. Allerdings geschah dies allgemein zu spät und so muss man wohl eher darauf hinweisen, dass sie es verpasst haben, mit gutem Beispiel voranzugehen. Richtig dunkel werden die Schatten, wenn man sich die große Rolle der Kirchen im Bereich der Pflege anschaut. Wenn man bei der Pflege ist, kommt man unmittelbar zum Pflegenotstand, was vor allem mit der nicht hinnehmbaren Bezahlung in diesem Bereich zu tun hat. Dieser Notstand hatte bislang schon schwerwiegende Folgen, jetzt ist allerdings unmittelbar massenhaft Leben in Gefahr. Man muss sich anschauen, was sich seit einigen Tagen in den Altersheimen der Republik abspielt, also an den Orten, wo unzählige Menschen der Hochrisikogruppe auf engsten Raum zusammenleben. Dort kommen immer wieder Menschen aus Krankenhäusern zurück und vielfach kann man diese aus verschiedensten Gründen nicht in Quarantäne schicken. Auch dort gibt es natürlich das Problem mangelnder Tests, sowie das allgemeine Problem mit der Schutzbekleidung. Erschwerend kommt hinzu, dass zum Beispiel bei dementen Patienten so etwas, wie ein Mundschutz, bei den Pflegern zu großen Problemen mit der Pflege führen kann. In verschiedenen Einrichtungen im ganzen Land zeigt sich aktuell, was durch die geschilderten Umstände auch nicht überraschend ist, dass dortige Ausbrüche zu wahren Flächenbränden mit einer hohen Anzahl an Todesopfern führen. Wenn man in diesem Bereich richtig Pech hat, erlebte man zuletzt vielleicht nur den Beginn eines wahren Corona-Super-GAUs. Zum Teil hat man keine Antwort darauf, wie man nach solchen Ausbrüchen reagieren soll, wo es auch darum geht, dass sich dabei natürlich ebenso große Teile des Pflegepersonals infizieren. Was hier helfen würde, wäre Kapital und damit ist man wieder bei den Kirchen. Übrigens gilt das Meiste auch für den Krankenhausbereich. Die Verantwortung für die Eskalation liegt dabei weder bei den bewundernswerten Pflegekräften, noch bei sorgenden Angehörigen. Es geht vor allem darum, dass die Kirchen die betroffenen Bereiche nun nicht mit Geld fluten.

Soziale Verantwortung

Es ist nicht die Zeit Probleme gegeneinander aufzuwiegen, wichtiger ist es zu schauen, von wo Probleme ausgehen und da wurden gerade bereits einige Sachverhalte benannt. Deshalb geht es auch noch einmal mit den Kirchen weiter. Das Leid der Bevölkerung in Deutschland, wie natürlich ebenfalls in weiten Teilen der Welt, ist unermesslich groß. Was dies mit der Gesellschaft macht und wie es enden wird, fällt dann wieder in den Bereich der Spekulation. Was man jetzt bräuchte, wären stabilisierende Elemente und neue Ideen. Die Kirchen sind, wie ausgiebig beschrieben, auf dem Rückzug und wirklich neue Ideen erwartet man von dieser Seite allgemein nicht mehr. Das Versagen in Sachen Aufklärung und Aufarbeitung des unvorstellbar großen Kindesmissbrauchsskandals ist natürlich weiterhin inakzeptabel. Der jetzige Umgang mit der Katastrophe kommt nun aber noch hinzu. Somit muss man wohl zunehmend von völligem Versagen sprechen, auch wenn soziale Verantwortung das Thema ist. Die Parallele zu weiten Teilen der Wirtschaft und Politik ist dabei frappierend. Damit ist man letztendlich, wie erwähnt, wieder bei der Frage nach der Bedeutung der Kirchen innerhalb der Gesellschaft, wobei die Frage auch für die anderen am Scheitern beteiligten gilt. Dies muss wohl spätestens nach der Katastrophe, wann immer dies sein wird und wie hoch auch immer die Schäden in den einzelnen Bereichen sein werden, geklärt werden. Dies gilt halt einfach für alle Big Player dieses Systems, die immer mehr zum Teil des Problems werden, während die Mehrheit der Menschen sich noch mit aller Kraft gegen die Katastrophe stemmt. Diese wird man auf Dauer auch nicht mit vereinzeltem, in den systemtreuen Medien gut inszenierten, abendlichem Balkonapplaus oder TV-Propaganda zufrieden stellen können, da muss sich nachhaltig Grundlegendes ändern. Man könnte vielleicht fast von einem Zeichen sprechen, dass ausgerechnet das größte christliche Fest im Jahr der Katastrophe eigentlich weitestgehend ausfällt. Dies gilt übrigens nicht für denn alljährlichen, österlichen Konsumterror. Bleiben Klopapier und ähnliches ein Problem, kann man dies bei Osterschnickschnak nicht erkennen, womit wieder ein Kreis geschlossen wäre.


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