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Ein Spiel im Zeichen der Trauer


Diese Schwarzweißaufnahme von Thorsten Hülsberg zeigt den Marktplatz von Halle an der Saale mit Trauerflor.

Bevor es am morgigen Sonntag im nächsten Länderspiel dann doch noch ernst wird, wenn es in Tallinn gegen Estland geht, soll es noch einen kurzen Blick auf das Testspiel vom Mittwoch in Dortmund gegen Argentinien geben. Diese Partie stand natürlich, völlig unabhängig vom Fußball, unter einem dunklen Stern, was an den Ereignissen lag, welche diesen Tag in Halle an der Saale so geprägt hatten. Vielleicht sollte der DFB erst einmal nur kleinere Stadien buchen, bis die Leistung nachhaltig wieder so ist, dass man genügend Fans für Größeres begeistern kann. Man muss sich vor Augen halten, gerade einmal etwa die Hälfte der Plätze war belegt. Ein Thema war natürlich im Vorfeld schon die Torhüterfrage und da ging es auch gleich schon wieder los. Marc-André ter Stegen bekam die schwierigere Aufgabe, eben am Mittwochabend gegen Argentinien, auch wenn die Südamerikaner nicht gut aufgestellt waren. Manuel Neuer darf sich dann im morgigen Freilosspiel gegen Estland beweisen. Fair ist an so einem Vergleich natürlich nichts aber darum scheint es an so einigen Stellen im Fußball schon längst nicht mehr zu gehen. Das Gejammer vorm Spiel war schon wieder groß, was selbstverständlich bei den Fehlern von Bundestrainer Joachim Löw absolut inakzeptabel war. Aber natürlich war das Kleinreden des eigenen Teams im Vorfeld taktisch nicht zu unterschätzen, vor allem sollte es für die LÖWenherzen eben weiterhin nicht so gut laufen.

Fußballrealität

Aber nun zu den Details des Spiels in Dortmund, wo es, aus dem genannten Grund, mit einer Schweigeminute losging. Die DFB-Auswahl begann dann auch gleich mit dem Bayernprinzip, also möglichst unfair spielen, was dann direkt ein Ticket für Joshua Kimmich bedeutete. Es sollte aber funktionieren und die Argentinier ließen sich so aus dem Konzept bringen, womit es nach gut einer Viertelstunde ein Stolpertor zum 1:0 gab. Da wurde dann auch die scheinbar noch immer anhaltende Schweigeminute kurzzeitig etwas unterbrochen. An dieser Stelle muss man noch einmal auf das halbleere Stadion zurückkommen, selbst von den Kommentatoren wurde darauf hingewiesen, dass es früher, was die Zuschauerzahlen angeht, auch schon einmal ganz anders aussah. Die Gauchos waren nun nachhaltig aus dem Konzept gebracht und so dauerte es nur gut fünf Minuten bis zum 2:0. Nun wurde das Spiel allgemein härter, da sich Argentinien dem deutschen Spielprinzip anpasste, zu einer wirklichen Verbesserung dieses Kicks führte  dies aber nicht wirklich. Man konnte dies ebenfalls wieder an der einsetzenden Eigenwerbung von RTL, wo man das Spiel live sehen konnte, für alles Mögliche, ablesen. Man freute sich dann nur noch auf die Pause. Spätestens die bereits mehrfach erwähnte Zuschauerproblematik, wie auch die dazu passende, deprimierende Stimmung, sollte den DFB dann doch zum Denken bringen. Es ist aber allgemein in manchen Positionen in der Gesellschaft schon länger eine Verweigerung der Realität zu erkennen, was auch an dieser Stelle nicht auf Besserung hoffen lässt.

Das Problem der Freiburg-Connection

Im zweiten Durchgang war man bei RTL schon nach zehn Minuten wieder bei der Eigenwerbung angelangt, was erklärt, wie es im Spiel weiterging. Im Stadion war es somit natürlich auch wieder extrem leise, gerade wenn man weiß, wie die Stimmung in Dortmund sonst so ist. Nach 65 Minuten relativierte sich dann mit dem 2:1 auch noch das Ergebnis, was der Minimalstimmung selbstverständlich auch keinen Aufschwung gab. Das Scheitern von Bundestrainer Jogi Löw ist schon lange nicht mehr zu vertuschen, da man aber mit dem neuen DFB-Boss Fritz Keller, der einer der wenigen Besucher im Stadion war, eine wahre Freiburg-Connection hat, wird dieses Problem wohl noch länger bleiben. Die Schwierigkeiten wurden mit fortschreitender Spieldauer dann auch wieder immer größer. Eine nicht nachvollziehbare Wechselstrategie unterstrich dies alles noch. Etwa fünf Minuten vor Spielende fiel dann auch das längst überfällige 2:2, eigentlich hätte das Spiel zu diesem Zeitpunkt schon längst gedreht sein müssen. Am Ende blieb es bei einem absolut glücklichen Unentschieden aus deutscher Sicht. Die Serie der Tiefpunkte reißt einfach nicht ab. Als Fan wird dies natürlich immer schwerer zu ertragen und für Wohlfühlfußballkonsumenten gibt es schon lange kaum etwas, wozu sich ein teurer Besuch im Stadion lohnen würde. Aber man sollte sich schon am morgigen Sonntag wieder über einen Sieg freuen dürfen, denn nach dem 8:0, welches es im Hinspiel im Sommer gab, kann es nur einen ganz eindeutigen Sieg in Tallinn geben.


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