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90 Minuten


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt einen Spielfeldausschnitt.

Die Heimblamage gegen die Niederlande hatte gezeigt, dass all das Gerede vom Umbruch wieder nur leere Worthülsen waren. Offensichtlich ist Bundestrainer Joachim Löw noch immer nicht in der Lage, eine DFB-Auswahl aufs Feld zu bekommen, welche 90 Minuten auf dem Grün begeisternden und souveränen Fußball spielen kann. Diese Anforderungen sollten aber erfüllt werden, möchte er langsam einmal den Leistungsgrad erreichen, den man ständig verkauft bekommt. Die nächste Chance, nachdem Tiefpunkt im Hamburger Volksparkstadion, gab es nun am gestrigen Abend in Belfast gegen Nordirland. Es wurden aber direkt erst einmal die nächsten 45 Minuten verschenkt. Den Äußerungen von Jogi Löw und dem Bayernblock, die es auch vor dem Spiel wieder gab, glaubt mittlerweile hoffentlich nun niemand mehr. Genauigkeit, Kampfbereitschaft, einfach der Wille, der zu all dem Geschwätz, so muss man es mittlerweile wirklich nennen, von den LÖWenherzen passt, fehlte wieder. Man konnte sich glücklich schätzen, mit 0:0 in die Pause gegangen zu sein und dies gegen Nordirland, was vielsagend ist und schon wieder zeigte, dass es weitergeht, wie bisher auch. Die Fähigkeiten, die man vorher für die DFB-Auswahl ausgegeben hatte, gab es an diesem Abend allerdings trotzdem und zwar auf Seiten begeisternder Nordiren und die passende Stimmung, die man in Deutschland auch schon länger vermisst, gab es noch oben drauf.

15 Minuten reichen einfach nicht

Bei der deutschen Nationalmannschaft hat man immer das Gefühl, dass sie sich auf ihrem Erfolg ausruht. Man fragt sich natürlich, auf was man sich da eigentlich ausruht und könnte meinen, die Protagonisten wären alle satt, nur wovon, vom gescheiterten EM-Titel 2016 in Frankreich, dem Vollversagen bei der WM in Russland im letzten Jahr? Letztendlich war schon vorm Beginn der zweiten Hälfte klar, wie groß der Fehler ist, welchen Löw schon lange darstellt. So wartete man weiter darauf, dass mit Glück etwas gelingen sollte. Kurz nachdem Start der zweiten Hälfte ging dann einer dieser ungeplanten Gewaltschüsse ins Tor und man konnte endlich von einem glücklichen 0:1 sprechen. Dies reichte der Mannschaft aber scheinbar auch schon und die bekannten Muster brachen zunehmend wieder durch. Dann gab es wieder Elferglück, diesmal da die Nordiren einen klaren Foulelfmeter nicht bekamen. So lief das Spiel bis in die Schlussphase in der gewohnten Form weiter und es wurde immer deutlicher, dass der Umbruch ein reines Märchen bleibt, daran änderte auch der völlig übertriebene 0:2-Treffer in der überdimensionierten Nachspielzeit nichts. Man darf sich vom Ergebnis auf dem Papier und dem angesprochenen Gequatsche, welches es auch nach diesem Kick wieder gab, nicht irritieren lassen. Auch an diesem Abend war man sehr nah an einer weiteren Blamage. Zum Ende sei noch erwähnt, maximal 15 Minuten netten Fußball zu spielen, reicht für große Turniere nicht im Ansatz.


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