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15 Jahre und back to the roots


Dieses Archivfoto von Oliver Look zeigt einen Ausschnitt aus dem HipHop-Tanzstück „back tot he roots“.
© Oliver Look

Im Herbst kommenden Jahres ist es soweit und dann wird mein Projekt Art for Europe (A4E) tatsächlich schon 20 Jahre alt. Zwei Jahrzehnte Dokumentation von Kunst und Kultur in Europa und längst auch schon über die Grenzen des Kontinents hinweg. Vom ersten Moment an gab es passende Websites zu diesem Projekt und am heutigen Tag gestalte ich dies auch schon seit genau 15 Jahren in Form von einem Blog. Zu diesem besonderen Anlass soll es in diesem Jahr ein wirkliches Highlight geben. Nicht nur, dass ich durch die Kooperation mit Der Komet, die sich vor fast genau einem Jahr anbahnte, schon wieder quer durch Deutschland unter-wegs bin, kehre ich gerade auch etwas zu meinen kulturellen Wurzeln in meiner Heimat zurück. So habe ich im letzten Jahr meine Leidenschaft für das Forum in Leverkusen und somit auch für die KulturStadtLev wiederentdeckt. In der zweiten Januarhälfte wohnte ich so einem weiteren Highlight bei, welches gleich an vielen Punkten ganz Besonderes bot. Das HipHop-Tanzstück „back to the roots“ von Renegade/ Pottporus e.V. (DE) lud zu einer ganz besonderen Zeitreise ein und man hatte sich etwas sehr Schönes einfallen lassen, um möglichst jeden im breitgefächerten Publikum an diesem Abend mitzunehmen. So begann diese Veranstaltung eben im Forum Leverkusen und zwar im Terrassensaal, wo man schon erkannte, dass man hier bald Platz für den Karneval machen wird. Der Choreograph Niels „Storm“ Robitzky nahm die Menschen dort mit auf eine spannende Reise durch die Geschichte des Breaking, wie man Breakdance längst nennt. Mit den Anfängen im New Yorker Stadtteil Bronx über die Anfänge dieser Kultur in Deutsch-land, damals noch mit den kultigen weißen Handschuhen, nicht nur vorm Hertie im Ruhrpott, bis zur Gegenwart bzw. Zukunft, welche die Tanzcompagnie eben auch dort präsentierte.

Die pure Dynamik

Dieses Archivfoto von Oliver Look zeigt einen weiteren Ausschnitt aus dem HipHop-Tanzstück „back to the roots“.
© Oliver Look

Nach diesem interessanten Vortrag ging es dann in den Großen Saal, wo „back to the roots“ im Schatten eines riesigen Ghettoblasters von drei Tänzerinnen und drei Tänzern präsentiert wurde.  Unter ihnen die eineiigen Zwillinge Joëlle und Naomi Karfich aus Freiburg im Breisgau, die beide Deutschland vertreten wollen, wenn Breakdance im kommenden Jahr in Paris erstmals olympisch wird. Der angesproch-ene Ghettoblaster gab den Herzschlag für diese Inszenierung vor und war zugleich das einzige Objekt der Bühnengestaltung, was komplett ausreichend war und somit nichts von der perfekten Darbietung ablenkte. Hinter dem Ghettoblaster, also hinter dem perfekten Sound zum Stück, steckte übrigens SONIC MOOD. So nahm die Reise durch die verschiedenen Styles und Epochen ihren Lauf und es wurde schnell klar, wie hochprofessionell Renegade, die 2003 als erste urbane Tanzcompagnie in diesem Land aus der Taufe gehoben wurde, arbeitet, was schlichtweg mitreißend war. Damit kommt man gleich zur nächsten Besonderheit dieses Stücks, denn nur gut ein Drittel ist dabei wirklich fest choreografiert, der Rest wird den Künstlern zur Improvisation überlassen. Diese bringen dann auch immer wieder ganz eigene, autobiografische Aspekte mit ein, was bedeutet, bei jeder Veränderung im Ensemble ergeben sich immer neue Teile der Geschichte. Wie gut dieser Ansatz funktioniert, zeigte sich damit, dass keinerlei Brüche zu erkennen wa-ren, sondern alles im Fluss blieb. Es war schon begeistern, was man mit dieser, längst etablierten Kunstform durch den puren Einsatz des Körpers auf die Bühne gezaubert hatte. Wobei man in Teilen auch von Körpern sprechen muss, da es ebenso immer wieder Elemente gab, wo zwei oder mehr Tänzer ganz direkt gemeinsam agierten. Der Funke dieser puren Dynamik sprang am Ende im Forum dann soweit auf das begeisterte Publikum über, dass es stehende Ovationen gab.


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