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Der finale Rückblick


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt einen Weihnachtsstern auf dem Weihnachtsmarkt in Düsseldorf.

Es ist vollbracht, die Blut-WM 2022 in Katar ist nun Geschichte. Die vorweihnachtlichen Freuden konnte dieses Turnier kaum stören, da es in Deutschland eher keine Rolle spielte, wozu es später noch mehr geben wird. Am vergangenen Wochenende standen noch zwei Partien an. Am Sams-tagnachmittag trennten sich Kroatien und Marokko 2:1, womit Afrika mit den besten drei Teams der Welt nichts zu tun hatte und mit den Nordafrikanern am Ende nur den undankbaren vierten Platz belegte. Am Sonntagnachmittag gab es dann das Finale zwischen Argentinien und Frank-reich, wohlgemerkt, Frankreich warf nur mit großer Hilfe des Schiedsrichters die Engländer aus dem Turnier. Ein Detail, welches zum Beispiel im allgemein eher merkwürdigen ARD-Rückblick am Samstagabend keine Rolle spielte. So arbeiten die Staatsmedien leider allgemein sehr gerne. Am Ende konnte Frankreich den Titel nicht verteidigen, sie kamen in der regulären Spielzeit zurück und es ging mit 2:2 in die Verlängerung. Die Extrazeit endete 3:3 und wieder war Frankreich zurückgekommen, alles gespickt mit einigen Elfern und einer diskussionswürdigen Schieds-richterleistung. So ging es in die Lotterie und ganz am Ende stand ein 7:5 und Argentinien holte den blutigsten Titel der WM-Geschichte. Ein Novum im Endspiel war der angesprochene Schiri, der aus Polen kam, was natürlich ein Problem darstellte, da es ein Europäer war. Am Ende konnte man dies aber vernachlässigen. Diese WM der Schande bot immerhin noch einiges Neues mehr, so mit den bereits erwähnten Marokkanern, eine erste afrikanische Mannschaft in einem Halbfinale einer Fußballweltmeisterschaft oder der Fakt, dass ein Fußballspiel keine 90 Minuten mehr dauert, sondern mindes-tens 100 Minuten. Letzteres war einer der Punkte, welche diese WM so schwer erträglich machte und die der FIFA-Boss Gianni Infantino ganz toll fand, auch dazu gleich noch etwas mehr. Ein weiteres Novum, das Endspiel wurde in den Staatsmedien von einer Frau kommentiert, was natürlich Schlagzeilen machte. Dies sollte auch gar kein Problem sein, nur im Gesamtbild, welches die Staatsmedien zum Turnier lieferten, dieser völlige Krampf mit dem Frauen nach vorne gebracht werden sollten, könnte im schlimmsten Fall das genaue Gegenteil bewirken. Es gibt viele Wege, wie man zu tatsächlicher Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern kommen könnte aber die will man offensichtlich nicht, vielleicht wären sie zu zielführend. Sollte man auf Dauer mit Frauen und Fußball nicht genug Gewinn machen, ist dieses Thema wohl wieder ganz schnell vom Tisch. Leider sind eben nicht Frauen das Thema, sondern natürlich wieder nur die Gewinnmaximierung. Dazu passt, dass Julia Metzner das Finale natürlich nur im Radio kommentieren dürfte, nicht aber im Free-TV. Ob wohl irgendwer dieses Finale im Radio hörte? Man sieht, auch dies war wieder eher nur ein schlechter PR-Gag ohne Substanz. Dies wiederum ist schon ein gutes Fazit dieser Weltmeisterschaft.

Einfach nur schlecht

Selbst wenn man es irgendwie schaffen würde auszublenden, dass es eben die WM der Schande war, muss man vom wohl schlechtesten Turnier überhaupt sprechen. Das Maximum der Stimmung war die eine oder andere Welle, die manchmal durch die Stadien zog, sonst war es allerdings vielfach eher sehr ruhig. Aufs Gastgeberland bezogen, kann man natürlich hervorheben, dass es dort keine ernsthaften Ausschreitungen gab, was wohl daran lag, ohne einen Zusammenhang aufbauen zu wollen, das wahre Fans in Katar eher Mangelware blieben. Es hatte alles den totalen Eventcharakter ohne Herz und Seele. Infantino, der gefühlt überall auftauchte, so dass schon gewitzelt wurde, dass man ihn geklont hätte, fand alles natürlich ganz toll. In seiner Blase gab es eben auch kaum Probleme mit Menschenrechten, Homophobie und was diese Veranstaltung sonst noch prägte. Hinzukamen die angesprochenen Verlängerungen auf 100 Minuten oder mehr. Es soll aber noch vielmehr kommen, noch mehr Spiele auch bei den Frauen, wie er Freitag in der Pressekonferenz zur Turnierbilanz verriet. Der Ausverkauf soll somit noch mehr angezogen werden. Da der DFB meist folgt, ahnt man, was dies auch für den deutschen Fußball bedeuten wird. Da passt das Thema WM-Stimmung in Deutschland, welche die völlige Ausnahme war, perfekt. Dies lag nicht nur an der weiteren Blamage der unmotivierten DFB-Millionäre. Wenn man es nicht wusste, hätte man diese WM tatsächlich verpassen können, da sie im Straßenbild faktisch nicht vorhanden war. Für den DFB ging die Reise von Tiefpunkt zu  Tiefpunkt, welche man schon vor vielen Jahren begonnen hatte, munter weiter. Die jüngsten Pläne beim DFB machten, wie hier beschrieben, auch gleich klar, dass man diesen Weg weiter bestreiten möchte, womit kommende Blamagen vorprogrammiert sein dürften. Erstaunlich war zum Teil auch wieder das Verhalten der Mainstreammedien, denn das Aus in der Vorrunde hatte sich schon lange angedeutet, trotzdem wurden dort vielfach mühevolle Siege gegen Freilosgegner abgefeiert. Daher ist es dort schon etwas heuchlerisch, wenn man nun die ganz große Kritikkeule auspackt. Ein Vertreter diese Medien wird nun keine Spiele mehr kommentieren, denn für Béla Réthy stand bei diesem Turnier ebenfalls das vorzeitige Ende an, wenn auch etwas später, wie für die deutsche Nationalmann-schaft, was aber auch wieder wirklich nicht schwer war. Ein zukünftiges Fußballleben ohne Réthy ist wohl nicht nur für den BALLacker eines der ganz wenigen Highlights dieses Turniers, womit man sogar mit etwas Versöhnlichem enden kann.


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