· 

Zwei vorletzte Schritte


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt ein Ballspielplatz-Schild mitten in Berlin.

Zwei Monate, zwei Spiele und noch zwei Schritte nach Berlin, hieß es am vergangenen Wochenende. Ein Schritt wurde dabei im April von der Weser aus gegangen und der zweite tief aus dem Westen der Republik heraus und zwar aus Dortmund. Die große Besonderheit dabei in dieser Saison, es gab ein Halbfinal-Wochenende im DFB-Pokal und dieses startete am vergangenen Freitag, eben noch im April, mit der Partie zwischen Werder Bremen und RB Leipzig. Dort war RB-Trainer Julian Nagelsmann das Thema, an dem man so schön festmachen konnte, wie Corona wirklich funktioniert. Während weite Teile der Bevölkerung weggesperrt sind  und sich teilweise anschauen müssen, wie ihre Existenzen, dank Berufsverboten, pulverisiert werden, gibt es auch eine andere Seite, wo COVID-19 kein Problem ist und der ganz normale Wahnsinn völlig ungebremst weitergeht. So zahlt der FC Bayern München 15 bis 25 Millionen Euro an RB Leipzig für den Trainerwechsel kommende Saison. Von der Frage nach der  Lebensleistung eines Nagelmanns ganz zu schweigen, ist es der pure Hohn gegenüber allen Opfern der aktuellen Coronapolitik. An dieser Stelle würde es nun normalerweise heißen, kommen wir zum Sportlichen, dies ging bei dieser Partie naturgemäß selbstverständlich nur sehr bedingt. Man muss dabei immer wieder darauf hinweisen, dass der Pokal, völlig unabhängig von den Schwierigkeiten, die mit SARS-CoV-2 geschaffen wurden, ein Problem hat. Das Stichwort lautet Wettbewerbsverzerrung, da nur zum Ende hin der Videobeweis mitspielt und man somit natürlich völlig unterschiedliche Grundlagen an dieser Stelle vorfindet. Nimmt man noch die anderen Probleme hinzu, wird klar, warum der Schaden auch in diesem Bereich des Fußballs doch sehr groß sein wird.

Die Coronasaison bleibt ein Skandal

Die erste Hälfte, damit leider auch der nächste Skandal, ist schnell erzählt. Es war eher ein anstrengender Grottenkick an der Weser, ohne Pokalhighlights. Kurz vor der Pause dann eine klare Tätlichkeit eines Antitraditionalisten gegen einen Bremer, womit Schiedsrichter Manuel Gräfe ins Spiel kam oder eben auch nicht. Er bekam die Aktion wohl nicht mit, dafür gibt es nun angeblich  die ablehnungswürdige Technik. Aber auch Bibiana Steinhaus, diesmal Hauptverantwortliche in Sachen Videobeweis, hatte mit den Geschehnissen ebenso kein Problem und so passierte gar nichts und die Dosenkicker konnte mit voller Mannstärke weitermachen. Dann, fast mit dem Pausenpfiff, ein klarer Elfmeterpfiff, diesmal meinte Steinhaus dann plötzlich eingreifen zu müssen und Gräfe machte es sich vor dem Monitor gemütlich und nahm den Elfer nach einer gefühlten Ewigkeit zurück. Gerd Gottlob, der all dies für die ARD kommentierte, meinte, er wollte einen solchen Pfiff nicht hören. Zum Glück gibt es schließlich die Meinungsfreiheit und so meint Der BALLacker, Gottlob sollte keine Spiele mehr kommentieren. Programm für 80 Millionen, wie es in der scheinbar nötigen ARD-Eigenwerbung so schön heißt, macht man so mit Sicherheit nicht. Der zweite Durchgang startete dann mit 0:0 und zwei kompletten Teams. Da so auch geklärt war, wo die so genannten Unparteiischen positioniert waren, ging es gleich hart vom Brauseclub gegen Werder weiter, natürlich sanktionslos. Ansonsten war es eine ziemliche Kopie der ersten Hälfte, womit auch nach gut 100 gespielten Minuten noch immer kein Tor gefallen war, was in diesem Fall im Pokal eine Strafe nach sich zog und zwar weitere 30 Minuten mit diesem Kick. Natürlich ein guter Moment sich nochmal den Pries für Nagelsmann vor Augen zu rufen. Keine drei Minuten waren in der Verlängerung auf der Uhr, da stand es 0:1, was natürlich ein Witz war, da das Spiel ohne den beschriebenen Skandal wahrscheinlich in der ersten Hälfte für Werder entschieden gewesen wäre. In der Nachspielzeit der dritten Halbzeit dann ein riesiger Bock beim Dosenclub und hellwache Bremer mit dem 1:1. In der allerletzten Nachspielzeit, dann das diskussionswürdige 1:2 und der Bremer Finaltraum war zerstört und der in Sachsen angesiedelte Salzburger Werbegag fährt nun nach Berlin und musste sich wohl erst einmal bei Gräfe und Kollegen bedanken. Immer wieder traurig, wenn Spiele so entschieden werden.

Ohne Chance auf ein Nordderby im Finale

Am Tag der Arbeit, bekanntermaßen im Mai, traten dann noch Borussia Dortmund und Holstein Kiel gegeneinander an. Schon der Auftakt war direkt kein Vergleich zum ersten Halbfinale in Bremen. Beide Teams kamen ganz gut rein. Allerdings merkte man auch bald die Probleme, welche die Doppelquarantäne den Kielern bereitete, so fiel nach einer guten Viertelstunde das 1:0 und schon zehn Minuten später war mit dem  3:0 eigentlich alles klar. Nach gut einer halben Stunde stand es 4:0 und damit war das Finale in Berlin, welches übrigens schon in anderthalb Wochen, am 13. Mai, unter der Woche ausgespielt wird, geklärt. Man merkt daran, was für ein Chaos durch den ganzen Wahnsinn mit Corona auch im Fußball entstanden ist. Für Kiel stand dann schnell vor allem der Aufstieg in die Bundesliga ganz oben auf der Agenda, hatten sich die Prioritäten an diesem Abend doch schnell verschoben. Zur Pause stand es dann 5:0 und es war auch so klar, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Störche nicht ganz chancenlos waren und der BVB in mancher Situation auch etwas Glück hatte. Spannung konnte man vom zweiten Durchgang natürlich nicht mehr erwarten aber vielleicht noch ein paar schöne Tore. Leider war die zweite Hälfte ein relativer Komplettausfall, der BVB stand nur noch auf der Bremse, Holstein litt weiter unter den Folgen von vier Wochen Quarantäne und so fiel tatsächlich nicht ein Treffer mehr. Gut, die Fans zahlen aus den bekannten Gründen keinen Eintritt und im TV kann man zum Glück abschalten aber irgendwie war es trotzdem eine Frechheit. Unterm Strich muss man so doch festhalten, dass diese Pokalrunde eine einzige Enttäuschung war und keine Lust aufs Finale in Berlin machte, welches man übrigens schon einige Tage vorher in der Liga sehen kann. Wenn sich im Fußball an der gesamten Situation nicht bald etwas verändert, werden die Folgen verheerend sein aber dies gilt letztendlich auch für den ganzen Rest im Coronachaos. Um mit etwas Positiven zu enden, dass beste Zeichen dieser Runde war, dass Werder, direkt nach dem Skandalspiel, bekanntgab, dass sie an Trainer Florian Kohfeldt festhalten werden.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0