· 

Der nächste ablehnungswürdige Geisterspieltag


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt den Ausschnitt eines rotweißen Trikots mit einer 6 mit abgebröckelter Farbe.

Der Neustart der Topligen im deutschen Fußball verlief vor einer Woche erwartungsgemäß, was für das vergangene Wochenende nichts Gutes erahnen ließ. Der Putz an der Fassade, die eine heile Fußballwelt zeigen soll, bröckelt immer deutlicher. Rudeljubel und zwei Trainer fernab ihrer Teams, waren da nur zwei kleine Beispiele nach der Coronapause, welche zeigten, warum der Restart ein klarer Fehler war. So gilt es nun von Spieltag zu Spieltag zu schauen, wie es sich entwickelt und was die Folgen sein werden. Der 27. Spieltag in der Bundesliga, der hier nun Thema sein wird, wo eigentlich längst schon die Relegation das Thema wäre und das DFB-Pokal-Finale am Samstag angestanden hätte, wäre unter normalen Umständen wirklich ein Knaller geworden. Am Freitag gab es dann das erste Geisterderby dieses Spieltags und zwar mit dem Hauptstadtderby, wo sich im Olympiastadion Hertha BSC Berlin und der 1. FC Union  Berlin trafen. In den ersten 45 Minuten hatte es etwas von einem müden Trainingskick und Tore fielen auch keine. Auch wenn man zum Auftakt des zweiten Geisterspieltags wieder versuchte das Gegenteil zu verbreiten, an solche Zustände, die man fälschlicherweise auch noch neue Normalität nennt, kann man sich niemals gewöhnen und es bleibt schlichtweg ablehnungswürdig. Zur zweiten Hälfte änderte sich in der Hauptstadt etwas und dies lag an einem frühen Doppelpack der Hertha. Spätestens mit dem schnellfolgenden 3:0 war das Derby dann gekippt. Bis dahin klappte es bei den Jungs aus Charlottenburg auch mit dem Abstand beim Jubeln. In der Schlussphase, beim 4:0-Endstand, waren dann aber wieder Tendenzen von Rudeljubel zu erkennen. Sportlich bleibt die Saison in dieser Form, mit all den Problemen, natürlich ohne Wert.

Das erste Geisterderby am Rhein

Am Samstag standen dann nur fünf Geisterspiele an, darunter am Samstagnachmittag gleich der nächste eigentliche Derbyknaller, diesmal am Niederrhein, zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen. Wie schon in Berlin, wurde auch dort schnell deutlich, Fußball ohne Fans geht eben gar nicht. Früh ging Leverkusen mit dem 0:1 in Führung, was dann auch zum ersten Einsatz der ablehnungswürdigen Technik an diesem Samstag führte. Da dies aber nichts änderte, ging es mit dieser verdienten Führung in die Pause. Deshalb kam der Ausgleich zum Beginn der zweiten Hälfte auch etwas überraschend. Nach gut einer Stunde war dann gleich wieder der Kölner Keller das Thema und brachte die Fohlen auf. Elfmeter für Leverkusen und das 1:2. Das Ergebnis wurde dann in der Schlussphase noch durch ein schönes Freistoßtor zum 1:3-Endstand veredelt und fertig war ein sehr wichtiger Derbysieg. Werder Bremen, wo sich gerade erst am Montagabend beim 1:4 gegen B04 gezeigt hatte, dass der Trainingsrückstand durch COVID-19 zu Unfairness führt, musste diesmal auch gleich schon wieder Samstagnachmittag im Breisgau gegen den SC Freiburg ran. Auf dem Platz führte diese mindestens unglückliche Ansetzung aber nicht zu größeren Problemen und so stand es nach gut einer Viertelstunde 0:1. Schiedsrichter an der Dreisam war Robert Hartmann und der sorgte kurz vor Schluss mit einem umstrittenen Platzverweis, womit die Jungs von der Weser auch noch dezimiert wurden, für ordentlich aufregen. Der folgende Ausgleich wurde dann wiederum mit dem Videobeweis kassiert, womit Werder drei Punkte gerettet wurden und man erkannte, dass nicht nur das Geisterpiel an sich ein Problem ist. Ansonsten trat zu diesem Termin auch noch der VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund an. In der Autoskandalstadt war es ganz ähnlich, dort war es Schiri Sören Storks, der mit dem Videobeweis kurz nachdem 0:2-Endstand zum Start der Schlussphase die Wölfe dezimierte. Das 0:1 war bereits nach 30 Minuten gefallen und dies in einem Spiel, wo zuvor endgültig klar wurde, dass Mario Götze zum Saisonende nicht mehr vom BVB beschäftigt wird. Die gerechte Quittung, wenn auch verspätet, dafür zu den Bayern gegangen zu sein.

Die ganz große Heuchelei

Den Abschluss der Samstagnachmittagsspiele bot der Kick zwischen dem SC Paderborn und 1899 Hoffenheim. Umgehend nach der Corona-Schweigeminute, was natürlich die ganz große Heuchelei an diesem Wochenende in den Topligen war, fiel das 0:1, der erste Treffer zu diesem Termin. Kurz danach dann ein ganz feiner Bock von 1899, der zum 1:1 führte. Leider war es dies dann auch und es passierte eigentlich nichts mehr. Allgemein war es bis dahin schon wieder ein Spieltag, den so einfach niemand brauchte. Den Abschluss der Samstagsspiele bot dann am Abend die Partie zwischen dem FC Bayern München und der Eintracht aus Frankfurt. Die Frankfurter boykottieren scheinbar Geisterspiele, dies sollte man dann nur auch offiziell verkünden. Zur Pause stand es deshalb 2:0, wobei das zweite Tor umstritten war, wo der Kölner Keller aber kein Problem mit hatte. Nach der Pause beim 3:0 wurde klar, dass auch die Bayern das Hygienekonzept nicht gänzlich umgesetzt bekommen, was im ZDF kein Thema war, dort stand der fußballerische Samstagabend allgemein wieder ganz im Zeichen billigster Propaganda. Zurück zum Spiel, es wurde kurz unfassbar, denn es gab tatsächlich einen Doppelschlag der Eintracht zum 3:2. Danach folgte aber auch schon das 4:2 und am Ende dann auch noch ein Frankfurter Eigentor zum Endstand von 5:2. Jetzt würde man normalerweise auf die Tabelle verweisen aber da diese Liga, wie immer wieder erwähnt, keine sportliche Bedeutung mehr hat, geht es mit den Sonntagsspielen weiter. Durch die wenigen Spiele am Samstag, anders formuliert, im Rahmen des Ausverkaufs, ging es da schon am frühen Mittag mit dem Kick zwischen Schalke 04 und dem FC Augsburg los. Heiko Herrlich kam so auch zu seinem Trainerdebut bei den Fuggerstädtern, was ein ganz eigenes Thema in Sachen Hygienekonzept bleibt. Schalke begann druckvoll und wurde direkt durch einem Zauberfreistoß zum 0:1 ausgebremst, da waren noch keine zehn Minuten auf der Uhr. Bis zur Halbzeit blieb S04 auch am Drücker, es ging aber trotzdem mit dem 0:1 in die Pause. Der zweite Durchgang war dann einfach nur ermüdend, bis in der Schlussphase noch das 0:2 fiel. In der Nachspielzeit kam auch noch der 0:3-Endstand hinzu, womit man auf Schalke endgültig bedient war, während es ein gelungener Start von Herrlich an der Linie war.

Wann kommt der echte Neustart?

Am Sonntagnachmittag gab es dann noch die Begegnung zwischen dem FSV Mainz 05 und RB Leipzig, wo es ruppig zur Sache ging und es ebenfalls nach gut zehn Minuten 0:1 stand. Es ging dann wenig überraschend weiter und so dauerte es wieder nur gute zehn Minuten bis zum 0:2. Das Spiel war unter Schiedsrichter Markus Schmidt längst zum Kartenspiel geworden, da fiel kurz vor der Halbzeit das 0:3 und es kam zum ersten Einsatz der ablehnungswürdigen Technik an diesem Sonntag, was aber am Ergebnis, mit dem es dann auch in die Pause ging, nichts veränderte. Direkt nachdem Wiederanpfiff dann das 0:4, es erinnerte immer mehr an die lächerliche Show aus der Hinrunde, wo es in der sächsischen Metropole 8:0 endete. Das 5:0 nach gut einer Stunde war dann ein Abseitstor und wurde ganz ohne den Kölner Keller nicht gegeben. In der 75. Minute gab es dann das reguläre 5:0 nach einem Freistoß, was dann auch der Endstand war. Ganz zum Schluss am Sonntag dann noch ein weiterer, eigentlicher Derbyknaller und wieder im Rheinland. Der 1. FC Köln empfing Fortuna Düsseldorf, spätestens jetzt war wieder jedem klar, warum Fußball vor leeren Rängen einfach nicht geht. So überraschte es auch nicht, dass man auch auf dem Platz nicht viel vom Derby spürte. Nach einer Viertelstunde gab es erst den ersten Abschluss, nach der Hälfte des ersten Durchgangs waren es dann gerade einmal zwei, beide übrigens für die Fortunen. Dementsprechend war es auch nur konsequent, dass kurz vor der Pause das 0:1 fiel. Bunt wurde es nach gut einer Stunde, der FC bekam einen Elfer und der Ausgleich wäre so gar nicht gerechtfertigt gewesen. Da der Fußballgott wohl auch bei Geisterspielen anwesend ist, brachten die Kölner den Ball aber nicht über die Linie. Umgehend danach schoss dann Düsseldorf das 0:2, was dann schon eher zum Spielverlauf passte. In der 88. Minute gab es dann mit dem 1:2 doch noch den Anschluss. Spätesten mit dem 2:2-Ausgleich, in der Nachspielzeit, was zugleich der Endstand war, passte das Ergebnis nicht mehr zur Geschichte des Spiels. Man muss zum Wochenende übrigens auch noch erwähnen, dass der Finaltag der Amateure selbstverständlich ebenfalls ausfiel. So fiel nicht nur viel toller Fußball aus, man erkannte ebenso wieder, was für ein Chaos auch beim DFB herrscht und dies wird noch spannend im Kontext der kommenden Pokalsaison, von der 3. Liga ganz zu schweigen. Es wird eben Zeit für einen echten Neustart, auch im Fußball.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0