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Depeche Mode – Eine Band, zwei Konzertfilme


Dieses Bild von Thorsten Hülsberg zeigt auf schwarzem Grund oben links in der Ecke in weiß die Jahreszahl 1988 und unten rechts ebenfalls in weiß das Wort Pasadena.

Am vergangenen Freitag war es soweit und auf arte liefen die beiden großen Konzertfilme von Depeche Mode hintereinander. Ein passender Beginn für ein Jahr ganz im Zeichen der britischen Kultband, die im April ihren 40. Geburtstag feiert. Schnell stellte ich fest, dass ich einen falschen Ansatz beim Betrachten der beiden Filme hatte, denn ursprünglich wollte ich die Streifen miteinander vergleichen, was gar nicht funktionieren konnte. Es ist zwar eine Band, auch wenn sie bei 101 noch ein Quartett war, allerdings ist heute eine ganz andere Zeit. Damals waren sie gerade dabei groß zu werden, der US-Durchbruch war im vollen Gange. Das Bewundernswerte an 101 ist die Dramaturgie mit der auf das Konzert im Sommer 1988 im Rose Bowl in Pasadena hingearbeitet wurde. Dieses Konzert stellt den zweiten Teil von 101 dar, wurde an diesem Abend aber nicht gezeigt, was wohl auch wirklich den Rahmen gesprengt hätte. Nachdem US-Durchbruch, der in diesem Film so zelebriert wird und natürlich ein Meilenstein in der Bandgeschichte war, folgte ein Absturz und fast der Tod von Frontmann Dave Gahan. Heute ist da das Trio, die generationsübergreifende Weltband, was nicht negativ gemeint ist. Der Fanstatus, welcher in 101 gezeigt wird, ist ein Kult, den es heute kaum noch gibt. Die Musikwelt ist halt eine ganz andere, wie die restliche Welt selbstverständlich auch. Da sind die Mobiltelefon aus 101, die wirklich zum Schmunzeln einladen und dies gilt auch, wenn man sich anschaut, wie man Autorennen in den 1980ern an der Konsole spielte. Ich finde die Dokumentation dieser Zeit, den Stand der Band damals, einfach großartig eingefangen. Es war eine Zeit, in der wohl niemand an Superfans gedacht hatte. Ein Begriff mit dem ich allgemein ein Problem habe, der aber eine zentrale Rolle bei der Vermarktung des zweiten Films an diesem Abend spielte. So verlassen wir nun 1988 und 1989, also die Jahre von 101 und tauchen ins Heute, also in die Jahre 2018, 2019, die Zeit von Spirit ein.

Der Sprung in die Gegenwart

Dieses Bild von Thorsten Hülsberg zeigt auf grauem Grund oben links in der Ecke in schwarz die Jahreszahl 2018 und unten rechts in einem Rotton das Wort Berlin.

Spirits in the forest ist nur 80 Minuten lang, während 101 satte 120 Minuten dauert. Beim aktuellen Film steht nicht die Fanszene im Allgemeinen im Fokus, sondern eben sechs internationale Superfans. Es wird schnell klar, dass international heute vor allem riesige Globalisierung bedeutet, wo man es ganz einfach in wirklich jede Ecke dieser Erde schafft. Die ausgewählten Superfans stellen dabei eine Auswahl der Probleme unserer Zeit dar, wobei es durchaus auch um historische Entwicklungen geht. Der Fall des Eisernen Vorhangs ist dabei genauso ein Thema, wie Homophobie, Rassismus und Krebs. Es sind aber ebenso ganz persönliche Geschichten von Frankreich bis in die Mongolei dabei. Alles natürlich im Bezug zum heutigen Trio Depeche Mode, längst eine Band, wo klassische Instrumente eine wichtige Rolle spielen. Es liegen nun genau 30 Jahre zwischen den beiden zugrundeliegenden Konzerten, was, wie angedeutet, einiges erklärt. So sind es eben diesmal Emotionen einer völlig anderen Zeit. Berlin, wo die Konzerte für diesen Dreh stattfanden, passt zu diesem Film, nicht nur weil die Waldbühne eine geniale Location ist und bleibt oder weil die Hauptstadt mit den ehemaligen Hansa Studios eine wichtige Stadt für die Band war, es ist, wie im Film gesagt wird, eben einfach die Welthauptstadt von Depeche Mode. Musikalisch besticht der Film durch alte Songs im heutigen Stil und selbst der jüngste Tiefpunkt, das Cover von Heroes von David Bowie, ist in der Filmversion ganz erträglich. Am Ende war es ein toller Film, auch wenn man die Handschrift von Anton Corbijn nicht zwingend erkennen konnte, was minimal enttäuschend war. Auch wenn beide Konzertfilme ganz großartig sind, bleibt für mich 101 der einzige wahre Konzertfilm der Jungs aus Basildon. Ich bin aber auch Jahrgang 1971, was mich dann eben eine wenig befangen machen dürfte.


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