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Deutscher Fußball im Land der NFL


Diese Farbfotografie von Thorsten Hülsberg zeigt, wie man einen NFL-Abend zelebrieren kann.

Samstagabend war es dann soweit und das erste Länderspiel unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann stand in Hartford in den USA an. Wurden hier schon die Erwartungen an diese PR-Tour aufgezeigt, wurde es natürlich der vorhergesagte NFL-Werbeabend, was hier nun eher keine große Rolle spielen soll. Im Vorfeld gab es, auch von Nagelsmann, wieder die üblichen Sprüche, wie man das Publikum zurückgewinnen wollte, ohne offensichtlich zu ah-nen, wie groß an dieser Stelle die Aufgabe sein wird. Diese Tour lud ganz allgemein mit Si-cherheit schon einmal nicht dazu ein. Bevor ein Blick auf das Spiel USA gegen Deutschland geworfen wird, kurz der Hinweis, dass es in Sachen Länderspiel aus deutscher Sicht eigentlich schon am Freitagabend losging. In Amsterdam spielten die Niederlande und Frankreich ge-geneinander und ausgerechnet der umstrittene Felix Zwayer gab den Schiedsrichter. Am Ende stand ein 1:2, womit sich Frankreich frühzeitig für die Euro kommendes Jahr in Deutschland qualifiziert hatte, wonach es schon länger aussah. Zwayer sorgte bei dem Spiel für die Pro-bleme, die man von ihm aus der Liga kennt. Neutral und sportlich gesehen, braucht man so etwas nicht. Wer mag kann es positiv sehen, war es doch ein Beitrag zur deutschfranzösischen Freundschaft. Solche Schiris an-zusetzen, zeigt, dass diese Probleme sich nicht nur auf Deutschland beziehen und eben so gewollt sind. Nun aber zurück zur NFL-Party vom Samstagabend in den Staaten. Es waren keine fünf Minuten auf der Uhr, da hatten die USA zum ersten Mal ein-genetzt, was allerdings auf Abseits entschieden wurde. Interessanterweise gab es bei dieser Partie den ablehnungswürdigen Videobeweis nicht. Was wieder viel Raum für Spekulationen bot. Nach zehn Minuten hätte es eigentlich schon 2:0 stehen müs-sen, womit die Auftaktphase unter Nagelsmann gleich völlig gescheitert war, was aus den bekannten Gründen nicht überraschte. Kurz weg vom Fußball und dahin, wie es mit Deutschland allgemein aussieht. Muss man hier Woche für Woche von technischen Problemen mit der ARD Sportschau-App berichten, sah es bei RTL mit der Liveübertragung ebenfalls grottig aus. Bei den Preisen ist man in Deutschland immer gerne hoch und vorne mit dabei, alles andere ist zunehmend maximal noch Mittelmaß. Dies passt natürlich für die Mehrheit der Menschen nicht zusammen. Man kann dies schreiben, da das Spiel völlig erwartungsgemäß verlief, was die Sinnfreiheit des Trainerwechsels unterstrich. Es waren schon fast 30 Minuten auf der Uhr, da war das längst überfällige 1:0 gefallen und dies unmittelbar nachdem den USA ein Elfer verweigert wurde, was durchaus diskussionswürdig war, vom allge-meinen US-Chancentod ganz zu schweigen. Bei RTL hatte man bis dahin offensichtlich ein anderes Spiel gesehen, lieferte vor-sichtshalber aber auch gleich die bekannten Ausreden. Aus der Vergangenheit weiß man, dass sich die Spielbeurteilung bei die-sem Sender aber auch ganz schnell ins Gegenteil umkehren kann, wobei an diesem Abend, wie bereits in der letzten Woche be-schrieben, die Eigenwerbung in Sachen NFL vor allem im Fokus stand. Kurz vor der Pause das 1:1, nach einem Foulspiel, der Dank an den mexikanischen Schiri Fernando Guerrero musste aus deutscher Sicht nun immer größer werden. Dies übrigens auch, da ein Platzverweis gegen Mats Hummels in anderen Spielen ein Thema gewesen wäre, so fiel er in dieser Partie bis dahin aber nur mit dem gelben Karton auf. Mit dem Spielverlauf hatte der 1:1-Pausenstand selbstverständlich eher gar nichts mehr zu tun, erweiterte aber die PR-Tour um ein zweites Thema.

Slapstick schaffte Klarheit

Im zweiten Durchgang ging es exakt weiter, wie man es zuvor im ersten Durchgang geboten bekam. Dankbarkeit an den Schiri blieb oben auf der Agenda. Co-Kommentator Steffen Freund sah Deutschland, wie so oft auf dem Weg in den Abgrund, ganz weit vorne und ansonsten blieb es eher langweilig. Nach fast einer Viertelstunde das abseitsverdächtige 1:2, womit es langsam absurd wurde. Allerdings war auch diese Option bei Der BALLacker im Vorfeld ein Thema. Es schien so, dass man bald sehen würde, welchem Zweck diese PR-Tour tatsächlich noch dienen sollte. Kurz danach das 1:3-Slapsticktor, womit klar war, was die PR von Hartford ebenfalls umfasste. Spätestens jetzt ging man auch bei RTL wieder richtig steil, auch dies kannte man aus der Vergangenheit. Um beim Lustigen zu bleiben, kann man wieder von Bayernstars, die immer wieder untergehen, sprechen, was man bei RTL freundlicher formulierte, sind sie dort doch natürlich trotzdem super. Es gibt Sachverhalte, die sind wohl nur in der RTL-Blase zu verstehen. Die USA hatte mittlerweile den Betrieb weitestgehend eingestellt, was den PR-Gedanken noch einmal untermauerte, nutzen konnten die Nagelsmänner dies wieder einmal nicht. Noch so ein Statement des Stillstands. Ebenfalls zum Schmunzeln waren die ständigen Hinweise von RTL, dass die USA die Favoriten waren. Dies ist laut FIFA-Ranking natürlich rich-tig, dies gilt beim gescheiterten Deutschland allerdings längst fast allgemein und nicht nur im Fußball. Am Ende stand ein 1:3 unter den geschilderten Umständen, was dann auch gleich alles erklärt. Nimmt man nur wieder Schiri Guerrero, hätte der Abend ganz anders enden können bzw. müssen. Wenn man bei RTL am Ende von einem perfekten Auftakt von Nagelsmann sprach oder die Zunge schnalzen ließ, zeigt dies wieder, die große Ferne dieses Senders zur Realität, was jetzt auch nichts wirklich Neu-es ist. Wenn man es übrigens unter Aspekten von Comedy, wo RTL sehr stark ist, betrachtet, war dieser Abend wirklich eine runde Sache. Dazu passte ebenso die Nachlese, mit dem in jeglicher Hinsicht kleinen Lothar Matthäus und den Interviews. Dies war übrigens der einzige Moment, wo man ein Wenig von deutscher Unterstützung hörte, da das Stadion direkt mit Abpfiff an-sonsten leer war. Sieht man es sportlich, blieben die bekannten Probleme erwartungsgemäß, was man aber offensichtlich bis zur nächsten Blamage wieder ausblenden möchte, vielleicht greift man zwischendurch, ganz im Stil des Abends, noch einen Titel ab. Zum Ende sei noch kurz erwähnt, die PR-Tour geht nun in Philadelphia gegen Mexiko weiter. Dieses Spiel startet Mittwochmor-gen um 2 Uhr (MEZ), so viel zum Thema, wie man die deutschen Fans ins Boot zurückholen will bzw. aus dem Bett schmeißen möchte. Natürlich boykottiert auch Der BALLacker diesen Teil der Tour. So gibt es das Wichtigste dazu erst kommenden Montag, in aller Kürze, wenn hier auch schon wieder die Bundesliga, dann mit dem 8. Spieltag, im Fokus stehen wird.


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