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Danz nah


Dieses Graustufenbild von Thorsten Hülsberg zeigt die Weltzeituhr und den Fernsehturm am Alexanderplatz in Berlin-Mitte.

In diesen Tagen ist Tamara Danz, die Stimme von Silly, wieder ganz nah. Sind gerade erst zwei Große der deutschen Kultur mit Alfred Biolek und F. C. Gundlach gegangen, ist es fast genau ein Vierteljahrhundert her, dass diese Kultsängerin, diese besondere Stimme von Silly, vom Krebs weggerissen wurde. Silly blieb Kult aber Danz konnte, wie so oft in solchen Konstellationen, nie ersetzt werden. Sie wollte mit dem Mauerfall etwas Neues  und keine Wiedervereinigung, die Übernahme durch den Westen, man kann sich vorstellen, wo sie damals in diesen Tagen stand und wie viel Energie ihr dies alles nahm. Sie war immer ein wirklich kritischer, wie auch geschickter Geist. Eine Person, wo es schon spannend wäre zu sehen, was passiert wäre, wenn der Krebs sie nicht mit 43 Jahren, viel zu früh aus dem Leben gerissen hätte. Der Anfang des Erfolgs von Silly liegt interessanterweise bei den legendären Hansa Studios. Der wahre Kult entstand aber mit Musiklabel AMIGA und Mont Klamott, ein Titel, der in diesen Tagen leider wieder sehr passend ist aber dies ist ein ganz anderes Thema. Richtig nach vorne ging es mit der Neuen Deutschen Welle und Bataillon d'Amour von 1986, ein Langspieler, der nicht nur auf AMIGA erschien, sondern durch den großartigen Jim Rakete auch bei CBS. Silly blieb einen Band des stetigen Umbruchs um Tamara Danz, welche die Fäden fest in ihren Händen hielt und sich so ihren Erfolg immer weiter ausbaute. Dann kam 1989 und auch Silly machte sich, wie erwähnt, für den Umbruch stark, man war der großen Freiheit ganz nah, man weiß, wo und wie die Geschichte mit der Übernahme durch Westdeutschland letztendlich endete. Erst einmal stand Silly aber plötzlich mit Joe Cocker in West-Berlin auf der Bühne. Danach kam dann das große Loch, was so viele Produkte, in diesem Sinne war Silly natürlich ebenfalls ein solches, traf. Was aus dem Osten kam, hatte plötzlich keinen Wert mehr. Das Angebot des Westens war nun Schlager zu machen, was Danz und Silly zum Glück ablehnten. Danz wurde klar, wie ihre, wie die Wurzeln der DDR gezielt gekappt wurden und sie prangerte dies an. Auch dies kennt man leider durch Corona in diesen Tagen ebenfalls wieder, wo so viele Wurzeln, gerade auch in der Kunst und Kultur, einfach herausgerissen werden. Im Frühjahr 1996 erschien Asyl im Paradies das letzte Silly-Album mit Tamara Danz. Am 22. Juli 1996 hatte der Krebs sie dann besiegt. Silly gibt es noch immer und 25 Jahre später gibt es mit Instandbesetzt ein Cover-Album für Tamara Danz aber die Geschichte ist eben längst eine ganz andere, eine ganz neue.


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