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Das Ewigkeitsfinale


Dieses Bild von Thorsten Hülsberg zeigt das BALLacker-dÜsign YNWA über der Fahne Englands.

Am Sonntag war es soweit, einen Monat nachdem Auftaktspiel in Rom, stand das Finale der Euro 2020 in London an. Wie schon zum Auftakt, spielten die Italiener auch in diesem Endspiel, welches in jeglicher Hinsicht besonders werden sollte, mit. Für Italien bestand die Chance nach 53 Jahren wieder Europameister zu werden. Damals schafften sie es in Rom mit einem Finale auf heimischen Boden. Dies hätte in diesem Jahr für England gesprochen, die dieses Turnier noch nie gewinnen konnten, allerdings 1966, damals auch schon in London, Weltmeister wurden, danach aber keine großen Titel mehr holten. Da versteht man leicht, warum es schon ein Finale für die Ewigkeit war. Im Vorfeld sei schon verraten, dass es weder ein Italiener, noch ein Engländer sein sollte, der dieses Spiel entschied, warum man am Ende leider auch nichts zum Feiern hatte. Beim ZDF nervte man im Vorfeld vor allem wieder in Sachen Corona, natürlich, mit dem bekannten Mangel an Unabhängigkeit, nur im Bezug auf London aber nichts anderes erwartet man bei diesen Sendern mittlerweile. Erst einmal musste man die Abschlussfeier ertragen, die auf dem Niveau der Eröffnungsfeier war und damit nicht weiter beschrieben werden muss. Die Zuschauer im Stadion, welches zum Teil vorher gestürmt wurde und wo die Zahlen zwischen 64.900 und 67.500 schwankten, sorgten für riesige Stimmung und dies in einem London im völlig euphorischen Ausnahmezustand. Die Engländer begannen kurz etwas nervös, wirklich aber nur ganz kurz, denn die zweite Minute war noch nicht vorbei und schon schlug es bei den Italienern mit dem 0:1 ein. Was für ein Auftakt mit dem schnellsten Tor aller Zeiten in einem EM-Finale. Nach einer halben Stunde gab es Grund zur Freude für Italien und zwar darüber, dass es noch immer nur 0:1 stand. In einem ganz großen Spiel ließen die Italiener quasi alles vermissen und die Engländer boten eben alles. Was sich mit fortschreitender Spieldauer zeigte, war die fürs Turnier so prägende, unterirdische Schiedsrichterleistung, in diesem Fall vom Niederländer Björn Kuipers. Natürlich wurde auch er im ZDF gelobt, wo man diesmal mit Oliver Schmidt und Sandro Wagner wieder ein Reporter-Kommentatoren-Gespann des Grauens ertragen musste. Dann waren fast 50 geniale Minuten vorbei und es ging mit dem hochverdienten 0:1 in die Halbzeit.

Noch mehr Finale

Nach der Pause sollte es dann leider in Sachen Schiri noch richtig lächerlich werden. Ein Foul gegen Raheem Sterling im italienischen Strafraum und es gab keinen Elfmeter, auch im schweizerischen Nyon interessierte diese Fehlentscheidung wieder niemanden. Natürlich gab es großes Verständnis beim ZDF, die es dann schwer hatten und eher stumm blieben, gab es doch im Gegenzug auf der anderen Seite fast die identische Szene, diesmal nur außerhalb und es gab einen Freistoß für die Italiener. Mehr Erklärung in Sachen Schiedsrichterleistung braucht es kaum. Nach über einer Stunde, in einem weiterhin tollen Kick, kamen die Italiener auch etwas ins Spiel und prompt stand es 1:1. Das Risiko, wenn man mit nur einem Tor führt. Damit war wieder die maximale Spannung zurück. Dann war man auch schon in der Schlussphase und auch wenn die Italiener jetzt besser dabei waren, konnte es nun in jede Richtung kippen oder es würde noch ein bisschen mehr Finale geben. Gut fünf Minuten vorm Ende eine kleine, sehr amüsante Flitzereinlage, diesmal nicht ganz von der UEFA zensiert. Problematisch wurde es zunehmend mit dem vermeintlich unparteiischen Kuipers, da nun jeder Fehler spielentscheidend werden konnte. Dann gab es auch noch sechs Minuten Nachspielzeit, was doch eher satt war. Zum Glück passierte nichts mehr, auch weil beide Teams wohl mehr wollten und dieses Endspiel hatte einfach nur eine Verlängerung verdient. Aufs Elfmeterschießen wurde in der Verlängerung dann aber nicht gespielt, trotzdem blieb die dritte Hälfte torlos. Kurz vorm Ende dann auch noch ein klarer Platzverweis gegen Italien, den es nicht gab und auch dieser Fehler wurde durch die ablehnungswürdige Technik ebenfalls nicht korrigiert. Damit war es, mit Ansage, passiert und Schiri Kuipers war durch seine Fehlentscheidungen zum Spielentscheider geworden. Auch dieser letzte Fehler wurde natürlich vom ZDF-Schiedsrichterexperten Manuel Gräfe wieder gerechtfertigt aber so ist es dort eben mit den alternativen Fakten. Damit kam es zu einem Elfmeterschießen, welches es unter fairen Umständen wahrscheinlich eher nicht gegeben hätte. Zum Schluss gewannen die Italiener nach der Lotterie mit 4:3 und so gab es zum Ende der Euro 2020 mit einem Jahr Verspätung noch den ganz großen Tiefpunkt. Der neue Europameister wurde dann ganz angemessen in einem fast leeren Stadion gefeiert. Leider passte dies alles zum Turnier aber dies wird in den kommenden Tagen im Rückblick noch genauer bilanziert.


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